Holger Hagen für Donald Pleasence in "Halloween - Die Nacht des Grauens"
Hagen klingt völlig anders als Friedrich W. Bauschulte und Wolfgang Spier, die zu dieser Zeit bereits die meisten Einsätze auf Pleasence hatten. Gut, in München wären sie kaum eine Option gewesen, und Wolfgang Spier hätte zu dieser Rolle auch kaum gepasst. Bauschulte dagegen schon, und der vom Typ her ähnlich Klaus Höhne sprach Pleasence in einigen Münchner Synchros aus dieser Zeit. Hagen dagegen klingt eigentlich zu schmal für diesen gedrungenen und nicht sehr großen Schauspieler, der zusätzlich ein recht rundes Gesicht hatte. Eine sehr merkwürdige Besetzung!
Zumal "ungewohnt" nicht zwangsläufig "kurios" bedeutet...stell dir vor, er wäre von Edgar Ott, Wolfgang Hess oder Arnold Marquis gesprochen worden... Als gedrungen bzw. rundlich habe ich Pleasence übrigens nie empfunden, auch wenn er im Alter sicher nicht mehr ganz so kantig wie in den 60ern aussah. Pleasence hatte in seinen Rollen oft etwas Kriecherisches, Anbiederndes, ja Fieses in seinem Auftreten, etwas Schmales, Falschzüngiges, das er nur minimal zu bedienen brauchte, damit es vollends zur Geltung kam. Da passt es nur zu gut in's Bild, dass Erik Paulsen in "David und König Saul" ausgerechnet Wilfried Herbst besetzen wollte und sogar glaubte, er hätte es tatsächlich getan, bis wir das dann hier geklärt haben. Holger Hagen ist davon stimmlich eigentlich nicht allzu weit weg. Seine Stimme wurde zwar für Helden ausgewalzt, oft aber auch für Charmebolzen und ähnliches. Pleasence ist da nur ein kleiner Schritt weiter, aber bei weitem nicht das, was man z.B. anstellt, wenn man einen Lother Blumhagen für Klaus Kinski besetzt. (Ich meine damit übrigens nicht, dass eine stimmliche Ähnlichkeit zwischen Hagen und Herbst bestünde.)
Aber letztlich steht es natürlich jedem frei, eine Besetzung als "kurios" zu empfinden! Allerdings(!) sollte man eine kuriose Besetzung dann nicht mit lediglich "ungewohnt" begründen, weil man dann wiederum Gefahr läuft, dass bald jeder zweite Sprecher hier im Thread landet...(siehe ähnlicher Fall vor ein Paar Wochen mit James Earl Jones).
"Das war Roy Bean" kenne ich noch nicht, aber der Film ist von 1972, die Synchro entstand drei Jahre später und wurde von Stefan mal als "seriös" (oder so ähnlich) bezeichnet.
Zitat von MückeZumal Als gedrungen bzw. rundlich habe ich Pleasence übrigens nie empfunden, auch wenn er im Alter sicher nicht mehr ganz so kantig wie in den 60ern aussah. Pleasence hatte in seinen Rollen oft etwas Kriecherisches, Anbiederndes, ja Fieses in seinem Auftreten, etwas Schmales, Falschzüngiges, das er nur minimal zu bedienen brauchte, damit es vollends zur Geltung kam. Da passt es nur zu gut in's Bild, dass Erik Paulsen in "David und König Saul" ausgerechnet Wilfried Herbst besetzen wollte und sogar glaubte, er hätte es tatsächlich getan, bis wir das dann hier geklärt haben. Holger Hagen ist davon stimmlich eigentlich nicht allzu weit weg. Seine Stimme wurde zwar für Helden ausgewalzt, oft aber auch für Charmebolzen und ähnliches. Pleasence ist da nur ein kleiner Schritt weiter, aber bei weitem nicht das, was man z.B. anstellt, wenn man einen Lother Blumhagen für Klaus Kinski besetzt. (Ich meine damit übrigens nicht, dass eine stimmliche Ähnlichkeit zwischen Hagen und Herbst bestünde.) Aber letztlich steht es natürlich jedem frei, eine Besetzung als "kurios" zu empfinden!
Pleasence´ Rolle in diesem Film war allerdings weder kriecherisch noch anbiedernd oder fies, sondern für ihn untypisch (zuvor hatte man sie u. a. Peter Cushing angeboten worden). Schade, dass man hier nicht nochmal Wolfgang Büttner besetzt hat! Zu der Rolle des Dr. Sam Loomis hätte er durchaus gepasst.
Zitat von berti"Das war Roy Bean" kenne ich noch nicht, aber der Film ist von 1972, die Synchro entstand drei Jahre später und wurde von Stefan mal als "seriös" (oder so ähnlich) bezeichnet.
Allerdings ist die doch mit seeehr eigenwilligen Sprecherbesetzungen, die teilweise schon in's Karikaturhafte abdrifteten, gesegnet. Auch die Dialoge sind mir teilweise als seltsam in Erinnerung.
Zitat von bertiPleasence´ Rolle in diesem Film war allerdings weder kriecherisch noch anbiedernd oder fies, sondern für ihn untypisch (zuvor hatte man sie u. a. Peter Cushing angeboten worden).
Und?! Deswegen passt Hagen zum Typ Pleasence aber nicht minder, als er gepasst hätte, wenn die Rolle selbst mehr in sein typisches Rollengefilde gefallen wäre. Die Feststellung eines Fakts alleine ist erstmal eher "fishing for compliments" als Argumentation...nur weil du das jetzt hier aufzählst, hast du damit ja nichts gegen meine These argumentiert... Wenn man so rangeht, ist es nämlich eigentlich auch Unfug hier Büttner zu fordern...der de facto allerdings in der Tat der beste Pleasence-Sprecher war und hier das Optimum gewesen wäre.
Zitat von bertiPleasence´ Rolle in diesem Film war allerdings weder kriecherisch noch anbiedernd oder fies, sondern für ihn untypisch (zuvor hatte man sie u. a. Peter Cushing angeboten worden).
Und?! Deswegen passt Hagen zum Typ Pleasence aber nicht minder, als er gepasst hätte, wenn die Rolle selbst mehr in sein typisches Rollengefilde gepasst hätte. Wenn man so argumentiert, ist es nämlich eigentlich auch Unfug hier Büttner zu fordern...der de facto allerdings in der Tat der beste Pleasence-Sprecher war und hier das Optimum gewesen wäre.
Büttner gefällt mir auf Pleasence auch sehr, aber zu dieser Zeit war er ja leider kein Thema mehr, und Sprecher wie Bauschulte oder Spier gehen eben in eine ganz andere Richtung. Aber du findest nicht, dass Holger Hagen (ähnlich wie Friedrich Schoenfelder oder Lothar Blumhagen) normalerweise eher auf größere und (sowohl vom Gesicht als auch von der Statur her) schmalere Darsteller besetzt wurde?
Äh...doch?!...aber ich bin der letzte, der sich hier für möglichst viele Klischee-Besetzungen stark machen wird...und rein vom Gewicht und Typ der Stimme her geht Hagen für Pleasence nunmal klar, auch wenn er sicher etwas ungewöhnlich ist. Die tendierst schon wieder dazu, aus der Ablehnung einer These (durch mich) folgend, dem Gegenüber genau das Gegenteil in den Bauch reden zu wollen...nur weil ich sage, dass Hagen für Pleasence wesentlich naheliegender ist, als z.B. Marquis, habe ich damit ja nicht gesagt, dass er nur selten "schmalere" Darsteller gesprochen hat. Im Gegenteil, ich betonte das sogar gesondert. Die Schnittstelle zwischen Hagen und Pleasence ist aber bei weitem nicht so unwesentlich, wie man den Eindruck gewinnen könnte, wenn man deine Beiträge zu dem Thema liest.
Ich habe nichts derartiges beabsichtigt, sondern wollte nur nochmal betonen, warum mir diese Besetzung so "kurios" vorkommt.
Daneben würde mich interessieren, wie du persönlich "kurios" definieren würdest, wenn es für dich nicht mit "ungewohnt" identisch ist. Aus meiner Sicht wäre es ein solcher Fall, wenn ein Sprecher besetzt wurde, den man entweder aufgrund des Aussehens oder des Rollentyps nicht unbedingt erwartet hätte. Das muss natürlich nicht automatisch eine Fehlbesetzung sein (auch wenn es manchmal auf den ersten Blick so wirkt), sondern kann auch hervorragend funktionieren.
Kurios ist eine Besetzung für mich dann, wenn sie sich mit dem Schauspieler wirklich beißt, aber nicht jede erstbeste Besetzung, die ein wenig gegen den Strich geht. Ich meine, wenn man hier Hagen für Pleasence auflistet, könnte man dann auch gleich mit GGH für James Coburn weitermachen oder mit Hans Wilhelm Hamacher für John Wayne...das führt, meiner Ansicht nach, zu nix. Es gibt einfach maximal viele Varianten für Pleasence, die weit abwegiger als Hagen wären und die man hier dann ggf. auch alle nennen müsste. Sicherlich kam mir Hagen auch (auf Anhieb) etwas merkwürdig vor, aber so krass ist das nun auch wieder nicht. Vor allem aber finde ich es schade, wenn man dann in der Argumentation anfängt, den Sprecher in ein Klischee-Schema einzuordnen und eine leichte Abweichung davon dann schon als kurios einstuft. Das ist nun echt ein falsches Zeichen. Es wäre fatal, hier gleich alles einzuordnen, was man dem Sprecher quasi nicht zutraute, nur weil man so sehr im Klischee-Muster festhängt. Man sollte da etwas mehr hinterfragen und auch mal überlegen, was in den Sprechern alles tatsächlich angelegt war und nicht nur, was sie meist bedienen durften. Dalí hat berechtigterweise mal gesagt: "Wer sich kein Pferd, galoppierend auf einer Tomate, vorstellen kann, ist ein Idiot."