Zu Beginn von "Nachts, wenn Dracula erwacht" hat Christopher Lee als Dracula graue Haare. Im Verlauf des Films verjüngt er sich (wie in Bram Stokers Roman) durch ausgiebigen Blutkonsum immer mehr. Sein gealtertes Aussehen zu Beginn des Films und die Tatsache, dass er dort den meisten Text hat, waren wohl der Grund dafür, dass man Wilhelm Borchert besetzte. Normalerweise wäre es zu dieser Besetzung wohl kaum gekommen, da Borchert damals nicht jünger klang, als er war. Zwar hat Dracula in der zweiten Filmhälfte nur noch wenig Text, aber trotzdem wirkt der dunkelhaarige Lee in Kombination mit Borcherts Stimme äußerst merkwürdig.
Jürgen Thormann für Clint Eastwood in Vittorio de Sicas "Hexen von heute"
Er passt normalerweise gar nicht auf Clint Eastwood, doch rollenbezogen war's gar nicht so schlecht. In weiteren Eastwood-Filmen hätte Thormann aber wirklich nicht funktioniert.
Friedrich Schoenfelder für Tony Randall als Hercule Poirot in "Die Morde des Herrn ABC" ist gleich mehrfach kurios. Randall hat optisch rein gar nichts von Poirot, da er zu groß, zu schlank und zu jung für diese Rolle war. Gut, Albert Finney war nicht gerade korpulent und auch noch relativ jung, aber er war zumindest nicht zu groß und wurde auf alt geschminkt. Peter Ustinov wiederum war zu groß für die Rolle und spielte im Grunde nur sich selbst. Aber wie kam man bloß auf die Idee, hier Schoenfelder zu besetzen? In der Anfangsszene wirkte er für den unmaskierten Randall trotz kurzem Text voice-over, in Maske war er auch nicht gerade naheliegend. Gut, ich bin natürlich froh, dass man hier nicht so einfallslos war, wegen des Akzents Klaus Miedel zu nehmen. Aber merkwürdig war es schon, wenn auch keine Fehlbesetzung. Und den Film sollte man sowieso nicht sonderlich ernst nehmen, zumal er mit der Romanvorlage kaum mehr als die Grundidee und einige Namen zu tun hat.
Zitat von bertiBeim "längsten Tag" wird Robert Ryan von Siegfried Schürenberg gesprochen. Eine ziemliche toughe, für ihn also (zu dieser Zeit) eher untypische Rolle. Im selben Film hört man aus Rod Steigers Mund Lothar Blumhagen! Da Steiger damals noch etwas schlanker war, funktioniert es gerade noch.
Apropos Steiger: In der "Columbo"-Folge "Seltsame Bettgenossen" wurde er von Holger Hagen synchronisiert, was eine von dessen letzten Rollen gewesen sein dürfte. Hagen geht stimmlich natürlich in eine ganz andere Richtung als die meisten Sprecher, die Steiger sonst so hatte. Und Steiger wiederum unterschied sich von der Statur auch deutlich von den Schauspielern, auf die Hagen normalerweise besetzt wurde.
Lothar Blumhagen für Steiger ist jetzt auch nicht wirklich absurder als Erich Fiedler war und den fand ich in dieser cholerischen Rolle sogar ziemlich interessant gegen den Strich.
John Connor hat hier vor langer Zeit mal beklagt, dass das method acting bei Marlon Brando irgendwann zur Masche geworden sei und deswegen auch nerven konnte. Dem möchte ich hinzufügen: Wenn es jemanden gab, bei dem dieser Effekt bis zum Exzess schwappen konnte, dann ist das für mich Rod Steiger. Der hat viele geniale Rollen gespielt, aber manchmal auch derart heftig overacted, dass es schon nicht mehr feierlich war. Eine in gewisser Weise "hochnäsige" Stimme wie die von Blumhagen oder auch Erich Fiedler ist insofern eine gar nichtmal so abwegige Wahl, da sein Schauspiel manchmal etwas von selbstgefälligem Getue hatte. Mein Favorit für Steiger ist allerdings Rolf Boysen.
Ich fand's jetzt auch nicht per se schlecht oder sowas, aber es war eine irgendwie völlig ungewöhnliche Besetzung, die auch nicht wirklich - sagen wir mal - sinnstiftend funktionierte. Von daher halt die Frage, warum Boden bzw. was man in Boden sah, was ausgerechnet ihn für diese Rolle prädestinierte.
Kleine Kuriosität am Rande in der Synchro der US-Serie Hotel:
"Hillary Lindamont" (> Susanna Bonaséwicz) spricht in einer Szene "Christine Francis" (> Alexandra Lange) an - musste dabei glatt an Cagney & Lacey denken! Dabei hatten die beiden da noch gar nicht in Cagney & Lacey gemeinsam synchronisiert - erst ab 1988 und Hotel wurde bereits 1984/85 vom ZDF synchronisiert!
Welche Stimme stellt man sich bei Jesus von Nazareth vor? Sanft, weich, vielleicht einen Hauch feminin - Paul Edwin Roth z.B. Welch seltsame Idee, Peter Schiff in dieser Rolle zu besetzen!! Zumal damit auch die grandiose Idee des Filmes "Pontius Pilatus" verseppelt wurde, Jesus vom gleichen Schauspieler spielen und damit auch sprechen zu lassen wie Judas (zwei Seiten einer Medaille), denn in dieser Rolle hat John Drew Barrymore einen anderen Sprecher.
Hmm, wenn ich mir Jesus jetzt so vorstelle, wie er üblicherweise dargestellt wird - in den besten Jahren, im weißen Umhang, mit längeren braunen Haaren und Bart, dann könnte ich mir dafür Bodo Wolf vorstellen. Eine männliche, nicht zu alt klingende Stimme, die auch etwas Mächtiges hat.