Gerade das "blasiert englische" macht Blumhagen ja so toll (siehe Roger Moore in "Die Zwei" oder auch als Higgins in der RTL-Neusynchro von "Magnum"). Deshalb finde ich diese Besetzung hier für Curtis einfach nur bescheuert. Man könnte sagen: Thema verfehlt
Ich würde weniger von einer Vergewaltigung der Christie-Romane sprechen, eher von einer "Travestie" auf dieselbigen.
Was Lothar Blumhagen und Tony Curtis angeht, haben du und Smeagol jedenfalls recht. Für mich ist kurios und schräg daran (weswegen ich mich fast sträuben würde, von Fehlbesetzung reden zu wollen), daß Blumhagen ein absolut kongenialer Klischee-Rollencast hier ist und das ausgezeichnet macht (auch die Anflüge von Größenwahn, die Curtis hier spielt). Nur passt das absolut nicht auf Tony Curtis!!!
In dem tschechischen Film "Hexenjagd" hört man Heinz Petruo auf dem absoluten Höhepunkt seiner Schurkenkarriere (1977) als besonnenen, aufgeklärten und humanistischen Geistlichen (großartig). Sonnyboy Claus Wilcke dagegen sprach den knochigen, schrulligen und merklich älteren Josef Somr. Am kuriosesten jedoch Ingo Osterloh als innerlich und äußerlich verkommener Inquisitor. Passt perfekt (zumal seine höchst unsaubere Aussprache ihn - pardon - noch verrotteter wirken lässt), obwohl man eigentlich in Hamburg eher Hans Hessling erwartet hätte. Und das ist der kuriose Knackpunkt: Die einzige (mir bekannte) Hauptrolle Osterlohs (und große Rolle überhaupt) in seiner Synchronlaufbahn - und dafür wird er extra von Berlin nach Hamburg geholt. Verdanken wir die unerwarteten Besetzungen etwa Alexander Welbat? Zumindest ist er in einer kleineren Nebenrolle zu hören - wahrscheinlich seine letzte Synchronarbeit überhaupt.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #438In dem tschechischen Film "Hexenjagd" hört man Heinz Petruo auf dem absoluten Höhepunkt seiner Schurkenkarriere (1977) als besonnenen, aufgeklärten und humanistischen Geistlichen (großartig).
"Höhepunkt" wegen "Star Wars"? Denn rein quantitativ dürfte er schon in den Jahren zuvor einen Höhepunkt gehabt haben. Denn du selbst hattest doch (nach meiner Erinnerung) mal geschrieben, speziell Karlheinz Brunnemann habe ihn besonders oft als Bösewicht (und GGH in Heldenrollen) besetzt.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #438Und das ist der kuriose Knackpunkt: Die einzige (mir bekannte) Hauptrolle Osterlohs (und große Rolle überhaupt) in seiner Synchronlaufbahn - und dafür wird er extra von Berlin nach Hamburg geholt. Verdanken wir die unerwarteten Besetzungen etwa Alexander Welbat? Zumindest ist er in einer kleineren Nebenrolle zu hören - wahrscheinlich seine letzte Synchronarbeit überhaupt.
Hat der "ehemalige" Berliner Alexander Welbat bei seinen Regiearbeiten in Hamburg auch sonst gerne importiert? Denn in den möglicherweise auch von ihm zu verantwortenden "vier Halunken der Königin" sind ja auch einige Gäste zu hören.
Gottfried Kramer für Curd Jürgens in IN DER SCHLINGE DES TEUFELS
Ist natürlich immer schwer, so wen zu synchronisieren, der sich nahezu immer selber sprach, dessen Stimme vielen vertraut ist. Die hatte etwas Besonderes-klang elegant, oft majestätisch erhaben und immer so ein wenig über den Dingen.
Dass man kurz nach seinem Tod Wilhelm Borechert nahm, passte vom Typus her vielleicht, war ja doch naheliegend. Gefiel mir aber nicht!
Vielleicht nahm man in Hamburg für den Horrorfilm Kramer nur aus pragmatischen Gründen. Von der anderen Besetzung her, hätte ich Hans Sievers deutlich vorgezogen in der Theorie.
Kramer war herrlich! Vielleicht gerade weil er so eine dominierende, ganz eigentümliche Stimme hatte, passte sie zu Jürgens. Sie betonte kein bissal den distinguierten Touch-das isses wohl!
Zitat von berti im Beitrag #442Hat der "ehemalige" Berliner Alexander Welbat bei seinen Regiearbeiten in Hamburg auch sonst gerne importiert? Denn in den möglicherweise auch von ihm zu verantwortenden "vier Halunken der Königin" sind ja auch einige Gäste zu hören.
Bei seinen "Columbo"s auf jeden Fall, wobei das ja auch schon seine Vorgänger taten.
Zitat von Silenzio im Beitrag #443Gibt's da auch 'ne andere Fassung? Grade das Land oder auch Polen, Ungarn verbinde ich irgendwie automatisch mit DDR-Synchros.
Gibt es nicht - er war wohl auch etwas zu brisant für die DDR-Kinos, da die Bezüge zum Stalin-Terror durchaus nicht zu übersehen sind. Ein Fall für den Thread "Alternativ-Synchros" ...?
Der Klassiker "Blondinen bevorzugt" hat gleich zwei kuriose Besetzungen aufzuweisen: Zum einen Curt Ackermann für Tommy Noonan, weitest möglich entfernt von seinem üblichen Klischee dieser Jahre als kerniger Macho (Lancaster) oder eleganter Gentleman (Sanders), das ist, als würde Manfred Lehmann Philip Seymour Hofman synchronisieren und tatsächlich funktionieren. Es muss ihm einen riesigen Spaß gemacht haben, seine Stimme so weit nach oben zu schrauben und das absolute Weichei zu geben, das 15 Jahre jünger ist. Zum anderen Herbert Stass für den Ankläger gegen Ende des Filmes, der mindestens 15 Jahre älter ist und zu dem er stimmlich eigentlich überhaupt nicht passt. Aber das hängt wohl damit zusammen, dass der Mann nur französisch spricht und Stass wahrscheinlich das erforderliche Knowhow mitbrachte - er war ja dank seiner früheren Rolle als 4-facher Olympiasieger ohnehin im Studio.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #446Curt Ackermann für Tommy Noonan, weitest möglich entfernt von seinem üblichen Klischee dieser Jahre als kerniger Macho (Lancaster) oder eleganter Gentleman (Sanders), das ist, als würde Manfred Lehmann Philip Seymour Hofman synchronisieren und tatsächlich funktionieren. Es muss ihm einen riesigen Spaß gemacht haben, seine Stimme so weit nach oben zu schrauben und das absolute Weichei zu geben, das 15 Jahre jünger ist.
Ich kenne den Film noch nicht, aber waren Ackermanns Einsätze für Fausto Tozzi in "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (besonders zu Beginn) und Vincent Price in "Die Verfluchten" und der Episode "Die schwarze Katze" aus "Schwarze Geschichten" nicht auch Beispiele, in denen er sehr nach "Weichei" klang (auch wenn der Altersunterschied bei Price nicht vorhanden war)?
Zumindest Price´ Dandy in "Die schwarze Katze" war innerhalb des Gentleman-Klischees, aber doch sicher deutlich weniger männlich-souverän als die meisten Ackermann-Rollen in diesem Bereich, oder? Und wäre bei Fausto Tozzi im "Stahlnetz" nicht z. B. Klaus Miedel naheliegender gewesen?
Mich hat Ackermann übrigens auch sehr für Alex d'Arcy in "Topper geht auf Reisen" (1939) gefallen.
D' Arcy ist zwar nur drei Jahre jünger, aber die Synchronisation ist von 1951, wo Ackermann ca 46 war, als er den ca 30jährigen Mann sprach. Zudem ist d' Arcy eher schmächtiger Natur und war vor allem in der Rolle sehr affektiert, beinahe tuntig, als Heiratsschwindler auch schmierig und hatte Anflüge von Hysterie. Georg Thomalla, vielleicht sogar Walter Bluhm, wäre naheliegender gewesen. Oder Miedel/Martienzen, wobei die ja erst etwas später öfters solche Rollen bekamen. Später wäre sogar Horst Gentzen eine passende Besetzung gewesen.
Hier ist Ackermann auch herrlich: mit recht hoher, säuselnder Stimme und scheinbar voll Spielfreude, daß er mal nicht der harte Kerl ist.