Hans Cossy war kein Dauergast im Synchronstudio, aber er synchronisierte doch des öfteren. Dass Horst Sommer ihn aber ausgerechnet für Joseph Cotten in "Lady Frankenstein" wieder mal ausgrub, fand ich doch recht kurios. Als Baron Frankenstein hätten sich in München passend zur Rolle auch Christian Marschall, Helmo Kindermann oder auch Holger Hagen angeboten, die zur Rolle und zu Cotten gepasst hätten (trotz gewisser Altersunterschiede). Man muss sagen, dass Cotten seine Rolle sehr uneinheitlich spielt und weder die kühle, todernste Variante des Spieles durchzieht, noch die etwas übertriebene Seite. Er spielt manchmal a la Peter Cushing, dann wieder a la Vincent Price - das macht es einem Synchronsprecher natürlich auch nicht leicht. Hans Cossy überzeugt vor allem in den väterlichen Szenen mit der Tochter, aber ansonsten will seine joviale, bodenständig-kernige "Gutsherrenstimme" nicht so ganz zum kühn-kühlen Wissenschaftler passen. Das wäre so, als hätte man in Berlin Carl Raddatz besetzt.
Mel Brooks, synchronisiert von ... Gert Günther Hoffmann. Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen - einer der absurdesten Gedanken, die mir je untergekommen sind. Aber ich muss sagen: Bis zu einem gewissen Grad funktioniert es. Gesicht und Stimme harmonieren natürlich überhaupt nicht, aber GGH dreht in der Rolle so sehr ab, dass es kaum noch eine Rolle spielt. Ich habe ihn noch nie so gaga gehört. Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass er es genossen und voll ausgekostet hat. So geschehen im "Muppet Movie"
In "Kommissar X - Drei blaue Panther" hört man ihn im Hintergrund ein Autorennen kommentieren, und zwar ziemlich aufgekratzt. Zwar war der "Oscar" in "Ein seltsames Paar" auch Sportreporter, aber als solchen erleben wir ihn nicht wirklich, insofern eine sehr unerwartete Besetzung; und das, obwohl die Hauptrollen klischeehaft sind wie es schlimmer nicht mehr geht (GGH und Brandt als Heldenteam - beide völlig daneben). Fragt jetzt noch ernsthaft jemand, wer hier die Feder geführt hat? Brunnemann! Übrigens: es funktioniert gut.
Passt nicht so ganz in diesen und ähnliche Threads (Erfreuliche Abweichungen vom Standard, Stammsprecher spricht Gegenpart), deshalb versuche ich es hier. Ich finde die Hauptrollenbesetzung von "Zähl bis drei und bete": Van Heflin/Curt Ackermann und Glenn Ford/Horst Niendorf interessant. Zwar entspricht die Besetzung, wenn man die Listen der Schauspieler ansieht, lediglich einer gewissen Kontinuität (beide Synchronschauspieler haben "ihre" Stars mehrfach synchronisiert), aber für Fords charmant-teuflischen Bösewicht hätte man leicht auf Ackermann kommen können, der solche Rollen öfters bedient hatte (man denke an Robert Mitchum in "Die Nacht des Jägers") und der auch Glenn Ford gelegentlich synchronisiert hatte.
Statt dessen hat Niendorf die eher seltene Möglichkeit, andere Facetten zu zeigen, als nur den gradlinigen Helden zu spielen. Passt auch zum Original, wo Fords Besetzung die Ambivalenz, weil Sympathie der Figur unterstreicht; und wo auch Van Heflin den Helden weitaus manischer und zerrissener verkörpert, als das in früheren Westernzeiten der Fall gewesen wäre.
Zitat von Markus im Beitrag #499Ich finde die Hauptrollenbesetzung von "Zähl bis drei und bete": Van Heflin/Curt Ackermann und Glenn Ford/Horst Niendorf interessant. Zwar entspricht die Besetzung, wenn man die Listen der Schauspieler ansieht, lediglich einer gewissen Kontinuität (beide Synchronschauspieler haben "ihre" Stars mehrfach synchronisiert), aber für Fords charmant-teuflischen Bösewicht hätte man leicht auf Ackermann kommen können, der solche Rollen öfters bedient hatte (man denke an Robert Mitchum in "Die Nacht des Jägers") und der auch Glenn Ford gelegentlich synchronisiert hatte.
Vielleicht kätte mir der Film in dieser Konstellation ingesamt besser gefallen? Jedenfalls gehörte ZÄHL BIS DREI UND BETE lange Zeit zu meinen enttäuschendsten Western-Erlebnissen überhaupt (gerade gestern musste ich in einem anderen Zusammenhang [Elmore Leonard] wieder an diesen Film denken).
Lange bevor ich die Möglichkeit hatte, diesen selten gezeigten Film zu sehen, hatte ich viel über ihn gelesen - Joe Hembus war in seinem Western-Lexikon voll des Lobes über diesen Film und zitierte ausgiebig aus der FILMKRITIK, was für ein Geniestreich dieser Film doch sei (Delmer Daves genoss aus unerfindlichen Gründen bei französischen und deutschen Kritikern der auteur-Schule einen unverschämt guten Ruf), spielte ihn gar gegen ZWÖLF UHR MITTAGS aus, bezeichnete im entsprechenden Artikel DER LETZTE ZUG VON GUN HILL von John Sturges eine schwache Kopie des Daves-Films usw. Den Zinnemann-Film und auch den Sturges-Film kannte und schätzte ich beide schon damals sehr - und lernte sie noch mehr zu schätzen, als ich Daves' angeblich besten Film endlich sehen konnte. Langweilig, spannungsarm, mit einem unerträglich theatralischen Heflin - das sollte ein guter Western sein?! Bekanntlich gab es vor ein paar Jahren ja von James Mangold ein Remake des Daves-Westerns mit Christian Bale und Russell Crowe - ein vorzüglicher Western, den ich seinem Premake trotz eines idiotischen Finales jederzeit vorziehe.
Das war jetzt ganz schön off-topic - der Threadstarter möge es mir nachsehen.
In dem etwas sonderbaren Film "Die Zeitfalle" wird Klaus Kinski (in der ersten Synchro) von Lothar Blumhagen gesprochen. Es ist unmöglich, bei dieser Stimme nicht an Jonathan Higgins aus Magnum zu denken, wobei der natürlich erst 1996 in der RTL-Synchron als Higgins bekannt wurde und der Film von 1986 ist.
Das ZDF reagierte 1990 mit einer Neusynchro des Films, wo Fred Maire Kinski gesprochen hat.
Wolfgang Hess (der schon in den 60ern kaum anders klang als 40 Jahre später) für einen halbwüchsigen Afrikaner ist schon seltsam genug, aber dann noch als Sohn von Horst Sachtleben??? So geschehen in einer "Daktari"-Folge. Nicht, das es jetzt völlig daneben ist, aber man muss sich mit einem gewissen Bild im Kopf erst mal dran gewöhnen. Immerhin, eine originelle Besetzung, die vom Klischee abweicht.
Gestern abend habe ich den Film "Frauen bis zum Wahnsinn gequält" (I 1970) gesehen. Der Film wurde 1971 in München synchronisiert, wurde aber erst etwa 1985 auf Video veröffentlicht.
Es geht um eine Frau, die von einem Unbekannten bezüglich ihres vielbeschäftigen Mannes erpresst wird. Der Unbekannte, gespielt von Simón Andreau, wird von jemandem synchronisiert, mit dem ich jetzt nicht unbedingt gerechnet hätte. Man würde vielleicht mit Klaus Kindler, Joachim Kemmer, Randolf Kronberg oder Thomas Danneberg (mit letzteren Zweien bei einer Berliner Synchro) rechnen, aber auf Klaus Löwitsch wäre ich nicht unbedingt gekommen. Dabei macht er seine Sache richtig gut, passt gut auf Andreaus grobes Gesicht und klingt auch überzeugend bedrohlich. Im Grunde ist das kein Wunder, war er doch im Grunde meistens auf negative Rollen abonniert.
Off-Topic: Nebenbei bemerkt gibt es einen tollen Film, wo er mal eine ganz andere Rolle gespielt hat: Das Urteil
Zitat von Lammers im Beitrag #503Gestern abend habe ich den Film "Frauen bis zum Wahnsinn gequält" (I 1970) gesehen. Der Film wurde 1971 in München synchronisiert, wurde aber erst etwa 1985 auf Video veröffentlicht.
Schade, dass bei den von der DEFA synchronisierten sowjetischen Kurzfilmen nie die Bearbeiter genannt wurden - ich wüsste zu gern, wer auf die absurde Idee gekommen ist, ausgerechnet Wolfgang Ostberg als Wolf in den "Hase und Wolf"-Filmen zu besetzen. Zweifellos ein begabter Komödiant, aber eine viel zu dünne Stimme für diese Rolle. Helmut Müller-Lankow, der die ideale Stimme hatte, kam leider erst bei den letzten beiden Cartoons zum Zuge.
Heinz Petruo für den kleinwüchsigen Billy Barty im total bescheuerten "Police Patrol - Die Chaotenstreife vom Nachtrevier" (1984). Eine Besetzung, die alles andere als naheliegend ist. Ich musste sogar zweimal hinhören, weil ich es kaum glauben konnte und Petruo seine Stimme lächerlich "nach oben" verstellte, um wahrscheinlich für den Zwerg wirkungsvoller zu erscheinen.
Ich weiß nicht, ob John Carradines Stimme eher tief und voluminös war, sein dürres, knorriges Gesicht (gerade in Altersrollen) legt eine solche jedenfalls nicht nahe. Schon Curt Ackermann in "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" war eher überraschend (großartig gespielt und daher passend, ohne Zweifel), aber Manfred Wagner in "Die Munsters" schießt wohl etwas über das Ziel hinaus. Wobei ich persönlich es genieße, dass Wagner hier sich mal wirklich von einer anderen Seite zeigen durfte.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #509Ich weiß nicht, ob John Carradines Stimme eher tief und voluminös war, sein dürres, knorriges Gesicht (gerade in Altersrollen) legt eine solche jedenfalls nicht nahe.
Einen ganz guten Eindruck von seiner Stimme bekommt man in dieser (leider geschnittenen) Szene aus "Frankenstein Junior" (ab 02:13):https://www.youtube.com/watch?v=Jr8xYH9ork8