Weil's Stefan schon in einem anderen Thread angesprochen. Die gesamte "Ragtime"-Synchro ist ein Kuriosum sondergleichen.
Gerd Holtenau für Jeff Daniels, Marianne Lutz für Fran Drescher, Alexandra Lange für Elizabeth McGovern, Claus Jurichs für Samuel L. Jackson - um nur einige zu nennen. Rainer Brandt hat eigentlich oft ein gutes Händchen für Besetzungen, aber hier war er wohl gehörig neben der Spur. Ähnlich sieht's bei einer seiner ersten "eigenen" Synchros aus: "Das war Roy Bean".
Zitat von Koboldsky im Beitrag #453Telly Savalas - Jürgen Kluckert
Wieso findest du diese Besetzung "kurios"? Immerhin war Savalas´ langjähriger Stammsprecher Edgar Ott gewesen, den Kluckert einigermaßen gut imitieren (wenn auch nicht komplett kopieren) konnte.
Ich habe mal "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (1969) gesehen und finde, dass Jürgen Kluckert in den nachsynchronisierten Stellen nicht so doll vom Gesicht kommt.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #453Telly Savalas - Jürgen Kluckert
Wieso findest du diese Besetzung "kurios"? Immerhin war Savalas´ langjähriger Stammsprecher Edgar Ott gewesen, den Kluckert einigermaßen gut imitieren (wenn auch nicht komplett kopieren) konnte.
Okay, du hast es herausgefordert:
jede von Edgar Otts festen Leuten und Rollen - Jürgen Kluckert
Der einzige Fall, bei dem das für mich richtig gut funktioniert hat und ich auch tw. Schwierigkeiten habe, beide auseinanderzuhalten, ist zugleich auch das vermutlich erste Mal, dass es man sich dieser Umbesetzung behalf: Earl Sinclair in DIE DINOS.
Erstaunlich eigentlich, dass wir noch nie einen Obelix mit Jürgen Kluckerts Stimme gehört haben.
Ok, ich kann Bob Hope nicht leiden und seine Witze fand ich nie lustig. Aber das ist Geschmackssache. Mit Thomalla und Ode hatte er Sprecher, die gekonnt uralte und unlustige Witze im Klamottenstil von billigen Vorstadtvarietes bringen konnten und ihn eindeutig aufwerteten.
Wie aber kam man auf die Idee, Christian Marschall für Hope zu besetzen??? Ok, eine sehr kostengünstige Münchener Videosynchro, die schaurig ist. "Wo bitte gibt's Bier an der Front?" ist auch im Original ein "Feuerwerk der Langeweile". Marschall - die Stimme, die Bob Hope verdient als Strafe für seine mangelnde Komik? Mit dieser Stimme wirkt er an der Kippe zur Neurose und wie aus allen Fugen. Eine Kuriosität, die zwar überhaupt nicht funktioniert, aber auf geniale Weise doch Hopes "Ich bin der Lustigste der Welt!"-Mentalität beinhart und humorlos ans Tageslicht bringt.
"Die Nacht der blutigen Wölfe": Paul Naschy, der bullige Spanier, wurde in diesem Film von Tommi Piper gesprochen. Naschy bekam damals Sprecher wie Rolf Schult, Manfred Schott, Wolfgang Hess oder auch Arnold Marquis. Piper tanzt hier aus der Reihe, sein Auftritt ist tatsächlich kurios - aber in manchen Szenen ist er glaubwürdig, vor allem wenn er wie ein verliebter junger Mann um die Angebetete streunt. In den bedrohlichen Szenen oder wenn er zum bösen Mr. Hyde wird, hört er sich nach aufsässigem Teenager an - dabei sollte er gebieterisch und böse klingen. Nicht wie ein Synchron-Vorläufer von "Teen Wolf"...
Kurios finde ich eigentlich auch die Besetzung von Claus Biederstaedt für Albert Finney als Hercule Poirot in "Mord im Orientexpress". Bis heute polarisiert diese Besetzung durchaus.
Biederstaedts kräftig-männliches Organ (das freilich auch behutsam, väterlich, kumpelhaft und feinfühlig klingen kann) war vorher nur einmal für Finney zu hören in "Zwei auf gleichem Weg", was Jahre vorher war. Finney, der ein Chamäleon sein konnte, wie man an Poirot sieht, spricht hier selbst nicht mit seiner natürlichen Stimmlage, sondern eher so, wie er sich Poirots Stimme vorstellt (geht durchaus auch in Richtung David Suchet). Biederstaedt klingt da ganz anders und es gab keine vergleichbare Rolle, die ihn hierfür prädestiniert hätte. Insofern finde ich die Idee kurios, ihn zu nehmen, allerdings finde ich ihn schlichtweg ausgezeichnet.
Uli Krohms Art und Weise, David Suchet zu synchronisieren, fand ich übrigens stark ähnlich.
Klaus Miedel für Albert Finney? Er war zwar auf alt geschminkt und ging gebückt, aber hätte er mit Miedels Stimme nicht geradezu comichaft gewirkt? In "Eine Leiche zum Dessert" hörte man diesen zu dieser Zeit zwar in einer Poirot-Parodie, aber das war eben keine ernsthafte Darstellung. Leipnitz wäre interessant gewesen, aber Biederstaedt war das auch, obwohl sein trockener und "grundsolider" Klang nicht unbedingt immer mit Finneys exaltierter Mimik und Körpersprache sowie seinen Gefühlsausbrüchen harmonieren wollte. Ob Harry Wüstenhagen auch in Frage gekommen wäre, wenn dieser nicht aufgrund der damaligen Kontinuität für Jean-Pierre Cassel Pflicht gewesen wäre?