Peinlich ist es nicht, aber ein großer Fehler bleibt es letztlich doch. In "Amadeus" (beide Fassungen) sind in zentralen Rollen Österreicher zu hören, natürlich vor allem Mozart und sein Stanzerl ... Halt! Da ist der Regisseur übers Ziel hinaus geschossen - Constanze Mozart geb. Weber stammte aus Baden-Württemberg, der österreichische Akzent ist hier gerade fehl am Platz.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #196Peinlich ist es nicht, aber ein großer Fehler bleibt es letztlich doch. In "Amadeus" (beide Fassungen) sind in zentralen Rollen Österreicher zu hören, natürlich vor allem Mozart und sein Stanzerl ... Halt! Da ist der Regisseur übers Ziel hinaus geschossen - Constanze Mozart geb. Weber stammte aus Baden-Württemberg, der österreichische Akzent ist hier gerade fehl am Platz.
Nach einiger Zeit in Wien wäre eine Übernahme des dortigen Akzents nicht SO unwahrscheinlich. Ein größeres Problem sehe ich in der Sprache der Opern: In der Diskussion über "Die Entführung aus dem Serail" ist ausdrücklich von einem Werk in deutscher Sprache die Rede, wenn mann später bei der "Martern aller Arten" GENAU hinhört, merkt man, dass Caterina Cavalieri englische Zeilen sing ("take me, hurt me, kill me"). Allerdings ist der Text nicht so deutlich zu verstehen. Kritisch wird es jedoch gegen Ende bei der Premiere der "Zauberflöte", als Schikaneder plötzlich englisch zu hören ist: Mit Joachim Kemmer hatte man (zumindest in der Kinosynchro) einen Sprecher, der ein hervorragender Sänger war. Sicher war die Oper nicht sein "eigentliches" Genre, aber die kurze Passage, um die es hier geht, hätte er locker hinbekommen.
Zitat von berti im Beitrag #197Sicher war die Oper nicht sein "eigentliches" Genre, aber die kurze Passage, um die es hier geht, hätte er locker hinbekommen.
Aber nicht ohne Musikbänder. Die lagen definitiv nicht ohne Gesang vor und eine Neueinspielung hätte den finanziellen Rahmen der ohnehin aufwendigen Synchronisation auf jeden Fall gesprengt.
Zitat von berti im Beitrag #197 Nach einiger Zeit in Wien wäre eine Übernahme des dortigen Akzents nicht SO unwahrscheinlich.
Da kann ich dir nur beipflichten! Ich kenne eine junge Dame, eingeborene Berlinerin, dort 25 Jahre gelebt und natürlich entsprechend 'balinaht'. Nach 2 Jahren Wien ist die Berliner Schnauze komplett verschwunden - sie klingt, als hätte sie niemals irgendwo anders gelebt als in Wien und Umgebung. Darauf verwundert von mir angesprochen berichtete sie von weiteren deutschen Landsleuten, die, zumindest lingual, quasi komplett assimiliert wurden. Widerstand war wohl zwecklos. :D
Interessant (für uns Synchron-Nerds) wären Notizen von Zeitzeugen zum tatsächlichen Akzent.
Zitat von berti im Beitrag #199Das ist natürlich nur zu wahr.
Die Kosten sind aber nur ein schwaches Argument. Tasächlich muss man die englisch eingesungenen Opern als dramturgischen Fehler ansehen. In einigen Sekundärwerken zum Film ist sogar vom "Amadeus-Paradoxon" die Rede - so einzigartig ist das Beispiel anscheinend.
Paralell wird dort auch das "Hair-Paradoxon" erwähnt. In der Filmversion des Musicals hatte man seinerzeit komplett auf Untertitel verzichtet, obwohl diese teilweise zur Handlung gehören. Erst die DVD wartete mit einer UT-Spur auf.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #201Tatsächlich muss man die englisch eingesungenen Opern als dramaturgischen Fehler ansehen. In einigen Sekundärwerken zum Film ist sogar vom "Amadeus-Paradoxon" die Rede - so einzigartig ist das Beispiel anscheinend.
In dem Buch "Die Rhetorik der Filmsynchronisation" von Guido Marcel Pruys taucht dieser Ausdruck zwar nicht auf, allerdings wird dort eine Erklärung geboten: Die englische Sprache habe in der Originalfassung die Funktion, die "Volkstümlichkeit" der Oper zu beweisen, das Beibehalten in der Synchro schaffe dagegen paradoxerweise eine Distanz für den Zuschauer, da so ein Illusionsbruch entstünde.
Zitat von berti im Beitrag #202 Die englische Sprache habe in der Originalfassung die Funktion, die "Volkstümlichkeit" der Oper zu beweisen, das Beibehalten in der Synchro schaffe dagegen paradoxerweise eine Distanz für den Zuschauer, da so ein Illusionsbruch entstünde.
Es geht sogar um mehr als den üblichen "Illusionsbruch": Es wird ja sogar von der Handlung thematisiert, dass Mozart die Opern deutschsprachig entwirft. Somit ist die Synchro für den Plot an sich die authentischere Version, wenn man nur konsequent gewesen wäre.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #203Es geht sogar um mehr als den üblichen "Illusionsbruch": Es wird ja sogar von der Handlung thematisiert, dass Mozart die Opern deutschsprachig entwirft. Somit ist die Synchro für den Plot an sich die authentischere Version, wenn man nur konsequent gewesen wäre.
Zitat von berti im Beitrag #181Daneben gibt es auch Synchros, in denen Michigan wie "Mitschigän" oder Chicago wie "Tschikago" ausgesprochen wird (z. B. "Manche mögen´s heiß", "Extrablatt" oder "Der Tod kennt keine Wiederkehr").
Die falsche Aussprache von "Chicago" ist mir neben "Extrablatt" (wo sie zumindest von Georg Thomalla benutzt wurde) auch bei Helmo Kindermann in "Im Kreuzfeuer" aufgefallen. Sicher kennt jemand noch weitere Fälle, in denen ein Sprecher "Tschikago" sagte?
OV: "You should see a vampire-shrink." DF: "Ich wollte doch nur mal sehen wie ein Vampir schrumpft."
"Shrink" steht nicht nur für "schrumpfen", sondern auch umgangssprachlich für "Psychiater". Ich denke mal dass das eher gemeint war, zumal aus dem YOU ein ICH wurde.
Der größte Synchronfehler ist für mich die Tonbandaufnahme und Wiedergabe am Ende von "In der Hitze der Nacht". Da haben ALLE gepennt. Regie, Sprecher, Schnitt, Mischung, Abnahme usw.