Zitat von Sünkro im Beitrag #145Die Glorreichen Sieben. Da wurde aus dem bösen Wort Vergewaltigung etwas harmloseres gemacht. So ein Wort wollte man anscheinend dem deutschen Zuschauer um 1960 nicht zumuten.
In den 1960er Jahren war offenbar das seltsame Wort "Notzucht" anstelle für "Vergewaltung" gebräuchlich. So wurde jedenfalls der Begriff in einer "Auf der Flucht"-Episode übersetzt, man sprach in der Folge von einem "Notzucht-Versuch". (Ein Begriff, den ich dieser Folge zum ersten Mal gehört habe.)
Bei dem Beispiel scheint mir tatsächlich ein schlichter Übersetzungsfehler vorzuliegen, indem man "rape" mit "Raub" übersetzte.
Zitat von im Beitrag #15Wie sagte eine Uebersetzerin und Untertitlerin mal so treffend: "Alle denken immer, dass wir alles wissen muessten".
Mag sein. Wenn ich aber die Serie "Supergirl" bei iTunes mit Untertiteln sehe, und Supergirl dort in den Untertiteln von "ihrer Cousine aus Metropolis" redet, finde ich das schon ein wenig schwach.
In dem Film "Dracula und seine Bräute" fragt van Helsing eine Begleiterin, ob sie schon einmal von "nicht verstorbenen" gehört habe, worauf diese nur fassungslos den Kopf schüttelt.
Generell bin ich aber der Meinung, dass die Übersetzungen heutzutage in Sachen Popkultur-Anspielungen deutlich besser geworden sind.
Zitat von Serienfan im Beitrag #152 Generell bin ich aber der Meinung, dass die Übersetzungen heutzutage in Sachen Popkultur-Anspielungen deutlich besser geworden sind.
Ich denke, dass sie nicht nur in dieser Hinsicht, sondern allgemein besser geworden sind, was die Genauigkeit betrifft. Denn heute im Zeitalter der DVDs und Blu-Rays mit O-Ton weiß jeder Übersetzer, dass seine Fassung später genau kontrolliert werden kann. Und so wird sich heutzutage beinahe "sklavisch" an die Vorlage gehalten.
Ob das nun wirklich so ein großer Fortschritt ist, weiß ich freilich nicht. Manchen Synchros würde etwas mehr Freiheit und Entfernung vom Original ganz gut tun, weil man sich dann nicht mehr ständig dieselben hausgebrauchten Dialoge und Formulierungen anhören müsste. Anders gesagt: Ein bisschen "Rainer Brandt"-Stil wäre heutzutage manchmal eine willkommene Erfrischung. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Zitat von Serienfan im Beitrag #152In dem Film "Dracula und seine Bräute" fragt van Helsing eine Begleiterin, ob sie schon einmal von "nicht verstorbenen" gehört habe, worauf diese nur fassungslos den Kopf schüttelt.
Noch besser ist allerdings die spätere Frage, wie man "die Nicht-Gestorbenen (oder "-Verstorbenen"?) von den Lebenden unterscheiden" könne. Das stelle ich mir wirklich schwer vor.
Zitat von Groove im Beitrag #153Denn heute im Zeitalter der DVDs und Blu-Rays mit O-Ton weiß jeder Übersetzer, dass seine Fassung später genau kontrolliert werden kann.
Der Grund ist sicher auch der, dass Popkultur heute leichter im Internet recherchiert werden kann.
Zitat von Groove im Beitrag #153Und so wird sich heutzutage beinahe "sklavisch" an die Vorlage gehalten.
Lieber das, als irgendeinen Stuss übersetzen, der einfach nicht komisch ist.
Zitat von Groove im Beitrag #153Manchen Synchros würde etwas mehr Freiheit und Entfernung vom Original ganz gut tun, weil man sich dann nicht mehr ständig dieselben hausgebrauchten Dialoge und Formulierungen anhören müsste. Anders gesagt: Ein bisschen "Rainer Brandt"-Stil wäre heutzutage manchmal eine willkommene Erfrischung.
Um Himmels Willen!
Nein, das hat in einer Film- und Serienübersetzung so wenig verloren wie bei einer Romanübersetzung. Wenn ich einen Stephen King auf deutsch lese, dann will ich kein Geblödel lesen, auch wenn das Original noch so langweilig ist. Ich werde nie begreifen, weshalb Dinge, die bei einer Romanübersetzung ein Skandal wären, bei Synchros akzeptiert werden.
Ein Problem sehe ich in der Zunahme von Amerikanismen. Klassisches Beispiel ist das "We have to talk", eine Phrase, die jeder US-Drehbuchautor anscheinend hinter der F1-Taste hinterlegt hat. Die deutsche Fassung "Wir müssen reden." ist schlichtweg genauso falsch wie ein "Wir müssen denken". Jeder, der sein Sprachgefühl nicht durch zu viel Synchro-Gucken ruiniert hat, würde "Wir müssen darüber reden." oder "Wir müssen uns unterhalten" sagen. Und ja, den Satz "Wir müssen reden" höre ich auch, wenn der Schauspieler nur von hinten zu sehen ist. Englische Wort-Phrasen wie "ein Date haben" oder "die Family besuchen" nehmen zu, kürzlich fiel mir bei "Arrow" ein permanentes "wir sind jetzt save" oder "der Bereich ist save" auf. Zugenommen hat auch die englische Aussprache, ein König Midas wird da bei "Once Upon A Time" schnell zum "King Maidas". Wörter wie Neverland dürfen dann auch nicht mehr Nimmerland heißen. Bei "Star Trek" hat man nicht einmal mehr gewagt, New Zealand zu übersetzen.
Zitat von berti im Beitrag #154Noch besser ist allerdings die spätere Frage, wie man "die Nicht-Gestorbenen (oder "-Verstorbenen"?)
Ich glaube, es hieß "Nicht-Gestorbenen"
Zitat von berti im Beitrag #154von den Lebenden unterscheiden" könne. Das stelle ich mir wirklich schwer vor.
Stimmt, ich erinnere mich wieder! Offenbar hatten nicht nur der Übersetzer, sondern alle, die an der Synchro des Films beteiligt waren, noch nie in ihrem Leben einen Vampirfilm gesehen.
Zitat von Serienfan im Beitrag #155Wenn ich einen Stephen King auf deutsch lese, dann will ich kein Geblödel lesen, auch wenn das Original noch so langweilig ist.
Von so etwas habe ich ja auch gar nicht gesprochen, oder? Blödelübersetzungen von Büchern hat es ja (wohl?) auch noch nie gegeben.
Aber in punkto Serien und Filmen bin ich nicht so ultraorthodox. Wenn darin lustige Dialoge vorkommen, könnten sich die Synchronmacher nach meiner Meinung gerne auch mal etwas vom Original entfernen.
Das gleiche gilt für die von dir angesprochenen tausendfach verwendeten Redewendungen im Amerikanischen. Hier könnte man im Deutschen auch mal variieren, anstatt ständig - wie im Original - dieselben Formulierungen zu gebrauchen. Warum nicht statt "wir müssen reden" auch mal "jetzt hör mal zu" oder "jetzt sperr mal die Ohren auf". Mir gehen diese Standardsätze (Textbausteine) sowas von auf die Nerven, dass ich schon kaum noch aktuelle US-Filme und -Serien mehr gucke. Da kann ich sehr gut nachvollziehen, was sich Brandt und Brunnemann Ende der 60er gedacht haben: Diese Sätze sind langweilig und geradeaus wie eine Autobahn. Da müssen wir mal etwas Abwechslung reinbringen.
Ich wünschte, de heutigen Synchronmacher hätten da etwas mehr Mumm.
Zitat von Groove im Beitrag #157Aber in punkto Serien und Filmen bin ich nicht so ultraorthodox.
Warum? Sind Bücher "heiliger" als Filme und Serien?
Und es ist ja nicht so, dass Bücher vor "Blüten" gefeit sind. Ich erinnere mich an eine Stelle in einem Stephen-King-Roman, da sahen irgendwelche Überreste aus wie "schwarzer Pudding".
Zitat von Groove im Beitrag #157anstatt ständig - wie im Original - dieselben Formulierungen zu gebrauchen.
Vor allem, wenn diese Formulierungen so im Deutschen nicht passen.
Zitat von Groove im Beitrag #157Da kann ich sehr gut nachvollziehen, was sich Brandt und Brunnemann Ende der 60er gedacht haben: Diese Sätze sind langweilig und geradeaus wie eine Autobahn.
Ich weiß, dass ich damit gegen den Strom schwimme, aber ich unterstelle den beiden mit ihrem brachialen Schenkelklopf-Humor, dass sie den sehr britischen und originellen Humor von "Die 2" im Original einfach nicht erkannt haben. Denn sie haben sich keinesfalls nur langweilige Dialoge vorgenommen, sie haben originelle Dialoge "verlangweilt".
Ich erinnere mich an eine Szene von "Die 2", da lief ein Dialog etwa so ab:
"Where is the girl?" "Isn't that always the question?"
Auf deutsch wurde daraus ein sinnfreies: "Wo ist das Mädchen?" "Aha, das hab ich mir gedacht."
Zitat von berti im Beitrag #154Noch besser ist allerdings die spätere Frage, wie man "die Nicht-Gestorbenen (oder "-Verstorbenen"?)
Ich glaube, es hieß "Nicht-Gestorbenen"
Zitat von berti im Beitrag #154von den Lebenden unterscheiden" könne. Das stelle ich mir wirklich schwer vor.
Stimmt, ich erinnere mich wieder! Offenbar hatten nicht nur der Übersetzer, sondern alle, die an der Synchro des Films beteiligt waren, noch nie in ihrem Leben einen Vampirfilm gesehen.
Zum Zeitpunkt der Synchro dürften diese hierzulande eher Mangelware gewesen sein. Zuvor gab es zwar den "Dracula" mit Christopher Lee im Kino, aber die Verfilmung mit Bela Lugosi z. B. lief er 1970 im NDR. Dazwischen sorgte natürlich die Hammer-Serie dafür, dass dieses Defizit ausgeglichen wurde.
Zitat von Serienfan im Beitrag #158 Ich weiß, dass ich damit gegen den Strom schwimme, aber ich unterstelle den beiden mit ihrem brachialen Schenkelklopf-Humor, dass sie den sehr britischen und originellen Humor von "Die 2" im Original einfach nicht erkannt haben. Denn sie haben sich keinesfalls nur langweilige Dialoge vorgenommen, sie haben originelle Dialoge "verlangweilt".
Ich erinnere mich an eine Szene von "Die 2", da lief ein Dialog etwa so ab:
"Where is the girl?" "Isn't that always the question?"
Auf deutsch wurde daraus ein sinnfreies: "Wo ist das Mädchen?" "Aha, das hab ich mir gedacht."
Das Beispiel wird immer zitiert und das auch zurecht (Es heißt übrigens richtig: "Das hätte ich mir eigentlich denken können"). Dennoch würde heute keiner mehr über DIE 2 reden, wenn es Rainer Brandt nicht gegeben hätte. Bei Büchern gibt es dererlei Eigenmächtigkeiten nicht sehr oft (aber es gibt sie), weil man dort anders rezipiert. Man kann auch keine abweichenden Jokes in Untertiteln verpacken, weil Lesen und Hören halt nunmal zweierlei sind. Ich schließe mich ausdrücklich Groove an. Auch ich würde gern ab und zu ein paar freiere Übersetzungen hören. Das was du (wieder zurecht) an falschen sycnhronesischen Floskeln kritisierst, kommt nänmlich erst durch die Angst, sich vom Original zu entfernen. Es sind zwei Seiten derselben Medaille: Wer anständiges Deutsch hören will, muss wohl auch akzeptieren, dass man das Original zumindest interpretiert. Dazwischen gibt es wenig Spielraum, wie die Erfahrung zeigt.
@ Serienfan: Ich akzeptiere deine Ansicht vollauf. Und ich glaube auch gar nicht, dass du damit gegen den Strom schwimmst. Die große Mehrheit der Konsumenten und Synchron-Macher denkt heutzutage so.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #160 Auch ich würde gern ab und zu ein paar freiere Übersetzungen hören. ... Wer anständiges Deutsch hören will, muss wohl auch akzeptieren, dass man das Original zumindest interpretiert.
Zumal die deutsche Sprache ja auch sehr variabel ist und so viele Möglichkeiten hat (laut meinen Informationen viel mehr als die englische bzw. US-amerikanische). Warum wird das nicht wieder etwas mehr genutzt? Warum klebt man stattdessen an diesen nichtssagenden, staubtrockenen Formulierungen der Originale? Warum nicht etwas mehr Kreativität bei den Übersetzungen? Das ist schade. Aber ich würde vorschlagen, wir verlegen diese Diskussion in einen anderen Thread (fragt sich nur in welchen?). Denn wir sind gewaltig offtopic, denn hier soll es ja eigentlich um Synchronfehler gehen.
Um nochmal auf die von mir erwähnte Thematik zur Namensgebung von Michael Douglas in "Die Straßen von San Francisco" zurückzukommen:
Man gab ihm im Deutschen bewusst den Namen Stever Heller statt Keller, weil bereits Erik Ode als Herbert Keller ermittelte ("Der Komissar").
Das war also Absicht, aber genau das empfinde ich als "Fehler", weil es irgendwo albern ist...
Hätte jemand ernsthaft einen deutschen Ermittler mit einem aus San Francisco verwechseln können...?
Wenn man an andere Serien denkt, hat das doch auch keinen gestört, wenn ein- und derselbe Name in verschiedenen Serien vorkam (z. B. Murdoc bei "MacGyver" umd beim "A-Team"). (Gut, diese Serien entstanden natürlich auch etwa 10 Jahre später...)
Und wie gesagt: die Aufschrift "S.KELLER" ist nicht zu übersehen auf dem Namensschild auf seinem Bürotisch...
Zitat von Pride of Frankenstein im Beitrag #163Um nochmal auf die von mir erwähnte Thematik zur Namensgebung von Michael Douglas in "Die Straßen von San Francisco" zurückzukommen:
Ich weiß nicht, ob man eine absichtliche Namensänderung als "Fehler" bezeichnen kann. Aber davon abgesehen - ich finde den Namen Heller auch besser als Keller. Denn bei "Keller" denke ich persönlich an die entsprechenden, leicht schmuddeligen Räumlichkeiten in Häusern - und das hätte nicht recht zu der Person des jungen Polizisten gepasst.
Generell passierte (und passiert) es aber immer wieder, dass sich die Namenserfinder in den englischen oder amerikanischen Drehbüchern keine Gedanken darüber machten/machen, wie ihre Namen in anderen Sprachen klingen oder was sie bedeuten. Vielleicht gibt es ja so eine Art internationale "Warnliste" - aber sie scheint nicht überall bekannt zu sein bzw. beachtet zu werden.
Zitat von Pride of Frankenstein im Beitrag #163Um nochmal auf die von mir erwähnte Thematik zur Namensgebung von Michael Douglas in "Die Straßen von San Francisco" zurückzukommen:
Ich weiß nicht, ob man eine absichtliche Namensänderung als "Fehler" bezeichnen kann.
Bei so manchen Fehlern steckt zuerst eine Absicht dahinter... Pride of Frankenstein hat vollkommen recht: Wenn man auf dem Schreibtisch "S. keller" lesen kann, muss er auch in der DF "Keller" heißen. Nicht die Namenswahl in US- und sonstigen fremdsprachigen Produktionen aus dem Blickwinkel von Deutschsprachigen bewerten!
Wenn es so eine Liste gäbe, müsste etwa gleich Johnny Depp eingetragen werden(), weil "Depp" in manchen Gegenden unseres Sprachraums ein Schimpwort ist - zugegeben, so lautet sein richtiger Name, aber um solche Rollen-Familiennamen auch künftig auszuschließen...;) (Allerdings ist mir noch keine Film- oder Serienfigur bekannt, die "(Johnny) Depp" heißt). Spaß beiseite: Drehbücher werden in allererster Linie geschrieben und Filme gedreht für das eigene Land bzw. den eigenen Markt im selben Sprachraum. So gesehen machen sich die Autoren bestimmt keine Gedanken darüber. Sie schreiben die Drehbücher nicht, um die Eindeutschung der Originaldialoge zu erleichtern, sondern die Synchro muss sich natürlich mehr oder weiger nach der Vorlage richten.