@Brian Drummond: Du hattest vorhin in einem anderen Thread geschrieben, dass es in den USA und Kanada verschiedene Synchronstandorte gäbe. Als einen davon hattest du Los Angeles genannt. Finden in den dortigen Studios auch Synchron-Aufnahmen für ausländische Filme/Serien statt?
Ja. Aber wie gesagt, vor allem natürlich Zeichentrick und Spiele. Ab und an mal ein japanischer Trashfilm u.Ä.. Einige DVD-Publisher haben auch eigene Studios. Ein "freies" Studio ist z.B. Studiopolis: http://www.studiopolisinc.com/
Mhm, eigentlich nicht. Falls man "Oban Star Racers" zählen kann (japanische-französische Coproduktion, ich weiß aber nicht, welche Sprache den O-Ton darstellt), fällt mir auf Anhieb "Airwaves" in Vancouver ein.
Zitat von Brian DrummondMhm, eigentlich nicht. Falls man "Oban Star Racers" zählen kann (japanische-französische Coproduktion, ich weiß aber nicht, welche Sprache den O-Ton darstellt), fällt mir auf Anhieb "Airwaves" in Vancouver ein.
Kennt vielleicht jemand anderes ein solches Studio?
Welche Methode(n) wendet man eigentlich in anderen Ländern mit Synchronkultur am häufigsten an, wenn in einen Film neue Szenen eingefügt werden? Untertiteln, Synchronisation mit den alten (oder anderen) Stimmen oder komplette Neusynchros?
Zitat von Harveyhttp://www.antoniogenna.net/doppiaggio/voci.htm und http://www.didb.it/home.asp sind links zu italienischer Synchronisation.
Apropos italienische Synchronisation: Horst Tappert hat mal in dem Making of zu dem Zeichentrickfilm "Derrick - Die Pflicht ruft" seine italienische Synchronstimme Bruno Alessandro gelobt und gesagt er hätte es hervorragend gemacht.
I) in mehreren Publikationen ist zu lesen, daß in den 50ern und frühen 60er-Jahren in England Christopher Lee sehr gefragt war als Synchronsprecher. Zweimal werden u.a. "some voice actings for Michel Piccoli" erwähnt. 2) in dem französischen Film "Tendre Dracula" soll Jean Rochefort Peter Cushings Synchronstimme sein. 3) einige der deutschen Edgar Wallace-Filme haben auf der Dvd englische TV-Synchronfassungen. Hier gibt's teils absurde Stimmenunterschiede. So spricht Siegfried Schürenberg einmal fast so wie Paul Bürks. Angeblich soll William Lucas, der in der englischen Fassung von "Das Geheimnis der gelben Narzissen" statt Blacky den Detektiv spielt, Heinz Drache gesprochen haben in den Wallace-Dubbings. In einem allerdings generell sehr fehlerhaften "Avengers"-Buch war zu lesen, Lucas habe auch mehrfach als "dubbingvoice" für den "german horrorstar klaus kinsky" gearbeitet. Oder heisst's "geworkt"??? 4) ich war 1998 längere Zeit in Ungarn und da staunte ich, daß bei fast allen Kinofilmen ein Sprecher die ungarischen Synchronstimmen zu den wichtigsten Darstellern aufzählte! Im Vorspann-was zwar ehrenwert ist, aber die Musik stört... 5) auf RAI kam ich mal zufällig in die italienische Fassung von "Diamantenfieber" und hörte den Titelsong mit italienischem Text! 6) auf der Dvd "Balduin, der Trockenschwimmer" ist die englische Synchronfassung zu hören, die ähnlich genial besetzt ist wie mit Gerd Martienzen. "Hasch mich, ich bin der Mörder!" hab ich als "Mr. Busybody" auf einem UK-Video gesehen, da war die Besetzung kaum vom O-Ton zu unterscheiden. 7) ein polnischer Freund erzählte mir, daß in Polen nur wenige besondere Filme richtig synchronisiert wurden. Als "Dynasty-der Denver Clan" lief, haben ein Mann und eine Frau jeweils alle geschlechtsspezifischen Rollen gesprochen. Und das teilweise "live" und ohne Proben, weil man mit der Bearbeitung nicht nachkam. 8) Horst Tappert beklagte sich, daß ausgerechnet in seinem geliebten England "Derrick" keinen Erfolg hatte. Er hätte dort eine sehr hohe und Harry eine sehr tiefe Stimme gehabt! 9) auf der Dvd "Star Trek VI" ist die tschechische Synchronfassung enthalten. Allerdings auf der ersten Pressung, die gegenwärtige "Original Kinoversion"-Dvd bietet das nicht und ist wieder die gekürzte Fassung. 10) in einem Interview erzählte Sophia Loren, in den 50er/60er-Jahren wäre das Synchronisieren so Standard gewesen, daß man meist erst sich selbst nachgesprochen hat, wenn man erfolgreich war! 11) Giancarlo Giannini wird bei Thomas Bräutigam als italienischer Sprecher von Helmut Berger genannt. Bei einer Berger-Retrospektive liefen mehrere Filme OmU, da war bei dreien im Abspann tatsächlich Giannini zu lesen! 12) um das Dutzend voll zu machen: den französischen Titel der "Avengers" finde ich den allerbesten überhaupt: "Lederstiefel und Melone". 13) im ehemaligen Jugoslawien liefen auch viele ausländische Filme. Dort wird lange schon auf UT gesetzt, früher praktizierte man eher die "Voice over"-Methode. Ein serbischer Freund berichtete mir, daß "Nummer 6" mit leisem O-Ton lief und ein Sprecher dazu eher "Vorlesen" machte und fast jeder Satz endete mit "....sagte Nummer 6/2/die Telefonstimme/der Verkäufer".
Der französische Titel von MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE lautet CHAPEAU MELON ET BOTTES DE CUIR, was auf Deutsch "Melone und Lederstiefel" bedeutet, wobei die Stiefel in der Mehrzahl gemeint sind.
Ja, lieber Norbert-das ist absolut richtig, was du da schreibst. Da übersetzte ich etwas freier, weil umgedreht klingt es flüssiger und sitzt besser-auf deutsch. Aber so oder so, da find ich den französischen Titel einfach stimmiger. Ausserdem habe ich gelernt, ein Kavalier zu sein und Damen vorzulassen, also erst die Stiefel der Ladies und dann die Melone des Herrn.
Was ist am französischen Titel denn stimmiger als am deutschen? Stimmiger als der Originaltitel - zweifellos (wobei die Fans außerhalb des deutschen oder französischen Sprachraums hier vehement widersprechen würden). Aber stimmiger als der deutsche Titel? Sicher nicht. Schließlich sind die beiden Titel recht ähnlich (und ulkigerweise klingt Jean Berger weitaus mehr nach GGH oder Holger Mahlich als nach Patrick MacNee).
zitat: was ist an dem (französischen) Titel stimmiger? ----------------------------
"The Avengers" paßt ja wirklich nur zur allerersten Staffel so richtig und ich habe mich immer darüber amüsiert, wieviele Autoren englischer Bücher etwas neidisch auf die deutsch-französischen Titel blicken, weil sie ausdrucksstarker sind. Konkret zum französischen Titel: die sehr progressive und auch sexuell aktive Darstellung der Cathy Gale und natürlich auch die verspieltere Art, wie man Emma Peel in Szene setzte-das hat alles einen sehr eindeutigen Subtext und ist "sexy". "Mit Schirm, Charme und Melone" betont die Eleganz der Serie im Allgemeinen. Ich finde den Titel perfekt und finde es amüsant, wie sehr er sich in den allgemeinen Sprachgebrauch integriert hat. Aber "Lederstiefel und Melone", das ist "sexy". Da werden Eleganz und Erotik perfekt zusammengefügt und darum finde ich, daß von allen Titeln eben der französische der Treffsicherste ist!
In Frankreich begann man aber ebenfalls mit Karate-Emma; Cathy Gale kam erst in den 90ern im Pay-TV und in jüngerer Vergangenheit bei ARTE (jeweils nur mit Untertiteln). In der Weihnachtsfolge der vierten Staffel wurde der Insidergag mit Cathy Gale und Pussy Galore in der französischen Fassung übrigens wegsynchronisiert, während er in der deutschen Fassung erhalten blieb. Überhaupt wirkt die deutsche Bearbeitung häufig gelungener als die französische. (So wurde der Gangsterboss Needle, der sein Versteck als Heuhaufen getarnt hat, in der deutschen Fassung zu Nadel, um den Gag zu erhalten; in Frankreich hingegen hat er seinen englischen Namen behalten, der Gag wurde wegsynchronisiert. Dafür haben zwei Figuren in der bereits zuvor erwähnten Weihnachtsfolge französische Namen erhalten - aus Brandon Storey wurde Bertrand Storey, aus Janice Crane Janine Crane; im Abspann erhielt die Olle ihren englischen Namen seltsamerweise wieder zurück.) Auf mich wirkt der französische Titel immer wie eine abgespeckte Version des deutschen (obwohl die beiden Titel unabhängig voneinander gewählt wurden). Gemeinsames Element beider Titel ist ja auch die Melone und nicht die Stiefelchen.