Irgendwie komisch, dass man die Erstsynchro zu einer Zeit herausbrachte, als es längst eine originalgetreue Fassung gab, und die Verfälschung gerade bei diesem Film (zusammen mit "Casablanca") in der Fachliteratur das wohl bekannteste Beispiel für Zensur in der Synchronisation waren. Hast du denn auch Informationen, ob die Erstsynchro neben arte noch von anderen Sendern ausgestrahlt wurde?
Ich bin wahrlich froh, dass die Erstsynchro herausgebracht wurde, denn Marianne Wischmann und Ernst Kuhr sind eine Katastrophe ersten Ranges in diesem Film. Von Ausstrahlungen dieser Fassung ist mir nichts bekannt - auch im DDR-TV wurde (ich bin versucht zu sagen: natürlich) nur die Neufassung gezeigt.
Zitat von Stefan der DEFA-FanIch bin wahrlich froh, dass die Erstsynchro herausgebracht wurde, denn Marianne Wischmann und Ernst Kuhr sind eine Katastrophe ersten Ranges in diesem Film.
Würdest du denn bei Grant Lukschy oder Clausnitzer den Vorzug geben?
Eindeutig Clausnitzer, er ist der große Pluspunkt der Neusynchro. Der frühe Lukschy gefällt mir nicht - zu gleichförmig. Aber Balthoff, Lauenstein UND Schürenberg (!) lassen die Qualität der alten Synchro in die Höhe schießen.
Hättest du denn (analog zum "Auslandskorrespondent") eine Wunschliste, wann und mit welcher Besetzung der Film hätte synchronisiert werden sollen (z. B. um 1960, wie "Saboteure")?
Zitat von bertiIrgendwie komisch, dass man die Erstsynchro zu einer Zeit herausbrachte, als es längst eine originalgetreue Fassung gab, und die Verfälschung gerade bei diesem Film (zusammen mit "Casablanca") in der Fachliteratur das wohl bekannteste Beispiel für Zensur in der Synchronisation waren.
Ich habe, ehrlich gesagt, große Probleme damit, wenn bei inhaltlichen Modifikationen, die Synchronfassungen gegenüber ihren Vorlagen vornehmen, reflexartig von „Verfälschungen“ oder gar von „Zensur“ gesprochen wird. Man operiert damit immer mit der Ideologie vom „Original“, nimmt also die Vorlage [diesen Ausdruck bevorzuge ich, weil er wertneutral ist] als normativen Maßstab, daran gemessen die Verarbeitung nur den Kürzeren ziehen kann. Gerade in einem Synchronforum finde ich solche bequemen Hierarchisierungen erstaunlich.
Wie wäre es, wenn man statt die Vorlage als das Non plus ultra zu betrachten, das Resultat des Vergleichs nicht vorwegnehmen, sondern zunächst offen lassen würde – dann könnte man fragen, mit welcher Komponente der Film besser funktioniert. Es kann dann von Fall zu Fall überlegt werden, ob nun die Vorlage oder die Verarbeitung mit ihren Änderungen gegenüber der Vorlage besser funktioniert – oder ob die Eingriffe im Endeffekt irrelevant sind.
Lustigerweise kann man für die dritte, die neutrale Position gerade Hitchcock als Kronzeugen aufrufen – und das Beste: er hat seine berühmte MacGuffin-These [ein dramaturgischer Vorwand, um die Geschichte ins Rollen zu bringen] ausgerechnet am Beispiel von NOTORIOUS veranschaulicht. Im Truffaut-Interview sagt er, dass das eigentliche Thema des Films darin besteht, dass der Held die Heldin, in die er verliebt ist, dazu überreden muss, mit dem Bösewicht zu schlafen, um Informationen von ihm zu bekommen (dass diese Idee auch heute noch funktioniert, beweist MISSION: IMPOSSIBLE II).
Hitchcock weiter: „Wir reden weiter, Ben Hecht [der Drehbuchautor] und ich, wir entwickeln die Geschichte, und dann bringe ich den Uranium-MacGuffin hinein […]. Der Produzent meint dazu: ‚Um Himmels willen, was soll denn das?’ Meine Antwort: ‚Das ist Uranium, vielleicht soll damit eine Atombombe gemacht werden.’ […] Der Produzent war völlig außer sich. Die Geschichte mit der Atombombe schien ihm zu absurd als Ausgangspunkt für eine Geschichte. Ich sagte ihm: ‚Das ist doch nicht der Ausgangspunkt, das ist nur der Mac-Guffin’, und erklärte ihm, was der MacGuffin ist und wie wenig Bedeutung er hat. Schließlich sagte ich ihm: ‚Wenn Sie das Uranium nicht mögen, können wir auch Industriediamanten nehmen.’ […] Wenn unsere Geschichte nicht mit dem Krieg zu tun hätte, hätten wir vielleicht etwas mit einem Diamantendiebstahl gemacht, aber das ist doch alles ganz unwichtig.’“
Ich habe diese Stelle auch deshalb so ausführlich zitiert, weil Gegner ‚kreativer Synchronfassungen’ immer das Argument ins Feld führen, Änderungen in Synchronfassungen bezeugten Respektlosigkeit gegenüber dem ‚Urheber des Originals’. Hitchcock dagegen ist sich der Austauschbarkeit von Erzählbausteinen völlig bewusst. Ob die Bösewichte nun Nazis oder Diamantenschmuggler (in Hitchcocks Alternativgeschichte) oder Rauschgifthändler (in der ersten Synchronfassung) sind, ist für das Dreiecksdrama doch Jacke wie Hose!
Warum aber haben die Macher der ersten Synchronfassung den Nazi-Bezug gekappt? Mit Zensur im Sinne eines politischen Eingriffs hat es nichts zu tun. Es liegt auf der Hand, dass man damit den Adressatenkreis nicht unnötig verkleinern wollte; am ehesten könnte man hier von ökonomischen denn von politischen Motiven sprechen. Auch im Falle der Erstsynchro von CASABLANCA waren ökonomische Erwägungen maßgeblich – bei Garncarz kann man nachlesen, dass es der amerikanische Verleih war, der auf Änderungen bestand.
Die These, dass die Frage "Nazis oder Drogenhändler" für die eigentliche Story unwichtig gewesen sei, vertritt auch Hellmuth Karasek, der bereits von "Weißes Gift" fasziniert gewesen war (trotzdem bezeichnet er die Entnazifizierung des Films allerdings als "opportunistisch feige").
Wirklich schade, dass man es offenbar nicht schafft, beide Fassungen gemeinsam auf einer DVD zu veröffentlichen, obwohl sie ja die gleiche Länge haben.
Zitat von John ConnorWarum aber haben die Macher der ersten Synchronfassung den Nazi-Bezug gekappt? Mit Zensur im Sinne eines politischen Eingriffs hat es nichts zu tun. Es liegt auf der Hand, dass man damit den Adressatenkreis nicht unnötig verkleinern wollte; am ehesten könnte man hier von ökonomischen denn von politischen Motiven sprechen.
Natürlich waren "ökonomische" Gründe entscheidend für die Veränderung der Grundprämisse, aber diese entspringen doch wieder politischen Verhältnissen. Es ist doch kein Zufall, dass die ersten originalgetreu synchronisierten Filme mit politischem Hintergrund erst 1958/59 in deutsche Kinos kamen, also nach Ende der Adenauer-Ära (ich meine damit Hitchcocks "Saboteure" und Chaplins "Der große Diktator"). Natürlich ist das "Ambiente" Alt-Nazis ein MacGuffin und die ungekürzte alte Synchro beweist, dass er auch mit Rauschgiftschmugglern perfekt funktioniert. Es bleibt aber trotzdem eine Verfälschung des Originals, eine Zensur. Ob die nun aus politischen oder ökonomischen Gründen erfolgt - es bleibt Zensur. Das ist kein Reflex, sondern eine bewusste Formulierung. Dass es bei "Notorious" so gut funktionierte, liegt nur daran, dass Hitchcock selbst den politischen Hintergrund als Vorwand behandelte - bei "Casablanca", wo der politische Hintergrund entscheidend für die Geschichte ist, ging es nur mit drastischen Kürzungen ab und haarsträubenden Dialogveränderungen (wenn man den Zitaten, die überlebt haben, glauben darf - und warum sollte man das nicht), die auch ohne Kenntnis des Originaldialogs heute herzhaftes Gelächter hervorrufen dürfte.
Zitat von Stefan der DEFA-FanIch bin wahrlich froh, dass die Erstsynchro herausgebracht wurde, denn Marianne Wischmann und Ernst Kuhr sind eine Katastrophe ersten Ranges in diesem Film.
Einerseits finde ich es auch gut, dass die Erstsynchro auf DVD veröffentlicht wurde, da mich diese Fassung schon länger interessiert hatte, andererseits habe ich mich bei dieser Fassung auch geärgert, weil ich das Gefühl habe, dass man sich als Zuschauer einen großen Teil des Films wenn nicht sogar die ganze Zeit verarscht vorkommt. Das wird besonders in der Weinkeller-Szene auf Alexander Sebastians (George Sanders) Party deutlich, wo man merkt, dass hier etwas nicht stimmen kann. Das schwarze Pulver, was sich in der zerspringenden Weinflasche befindet, ist niemals ein Medikament-Grundstoff, wie Devlin (Cary Grant) in der Erstsynchro vermutet (In der Zweitsynchro vermutet er eine Art Erz). Was Marianne Wischmann betrifft, finde ich sie auch schlecht besetzt. Sie klingt einfach zu alt auf Ingrid Bergman. Tilly Lauenstein in den Erstsynchro gefällt mir auch besser. Die Assoziation mit der blauen Elise oder Miss Piggy habe ich jetzt so nicht gemerkt, ich kann es aber durchaus nachvollziehen dass andere so empfinden.
Zitat von bertiWürdest du denn bei Grant Luzkschy oder Clausnitzer den Vorzug geben?
Mir hat ehrlich gesagt auch Clausnitzer besser gefallen, da er nochmal eine Steigerung gegenüber Lukschy ist, der wie Stefan schon sagte, etwas gleichförmig ist. Allerdings halte ich Lukschy auch für keine schlechte Wahl, da ich nicht wußte, was ich von dieser Kombi halten soll. Ich fand es dann aber doch nicht so schlecht.
Desweiteren muss ich sagen, dass beide Synchros ihre Vor- und Nachteile haben: 1. Synchro: Vorteil: Gute Sprecherwahl, besonders Schürenberg und Balthoff. Nachteil: Verfälschung der Charaktere (aus Nazis werden Drogenschmuggler). 2. Synchro: Vorteil: Nazi-Thematik bleibt erhalten sowie die Originalmusik von Roy Webb. Nachteil: Nicht die beste Sprecherwahl.
Die optimale Lösung bleibt dann wohl für manche nur die Originalfassung.
Ich habe für mich die "optimale" Lösung getroffen, dass ich die verfälschtesten Stellen (z.B. das Uranerz) aus der neuen Fassung übernommen habe, ansonsten aber (auch was die Namen betrifft) auf die alte Fassung zurückgriff. Letzten Endes auch nichts anderes als die Reko von "Der Sonne entgegen" ...
Ich stimme John Connor an sich völlig zu, was den vorliegenden Fall betrifft etc.pp. Interessant wäre jetzt allerdings mal die Frage, wie man dann den Fall "Marihuana" mit John Wayne wertet.
Ich habe den Film vor ca. fünf Jahren, in Unkenntnis der Sachlage, erstmals gesehen und das natürlich auf deutsch. Da sehen wir John Wayne in einer nett gemachten und recht straight erzählten Geschichte, auf der Jagd nach Drogenhändlern, die "Marihuana" verticken. Das Ganze mit Heinz Engelmann auf Wayne. Alles tip, top. Da mir der Film gefiel, informierte ich mich etwas und musste feststellen, dass "Marihuana" im O-Ton ein Propaganda-Werk ist und es sich im Original nicht um Dealer, sondern Kommunisten(!) handelt, denen John Wayne nachjagt. Nun stellt sich für mich die Frage, ob man hier dann auch davon sprechen kann, dass man die Bausteine einfach austauschen darf, zumal - was aber nebensächlich ist - der Film ja damals direkt synchronisiert wurde, was auch nochmal einen Unterschied zu den Nazi-Fällen macht. Man konnte also, als die Synchro erstellt wurde, noch nicht einmal sagen: "Das Kapitel ist eh vorbei, ist gut ausgegangen, verwerten wir den Film also wenigstens noch irgendwie positiv." Bei den "entnazifizierten" Synchros handelt es sich ja grundsätzlich um Synchros, die nicht WÄHREND, sondern NACH der Nazi-Zeit entstanden sind, unabhängig davon, ob das für den Film selbst auch gilt, und mal abgesehen davon sind das ja auch keine Filme, die Nazis verherrlichen, sondern eh immer als Schurken darstellen, wohingegen "Marihuana" im Original in "Jud Süß"-mäßiger Art und Weise gegen Kommunisten hetzt. Meiner Ansicht nach, kann man nicht PAUSCHAL sagen, dass man Filme nach Belieben umtexten darf und Bausteine völlig egal sind, denn dann setze ich mich heute noch in's Studio und mache eine Comedy-Synchro auf "Jud Süß" oder so...Komisch geschminkte Gesichter gibt es da ja genügend, nur wurde das damals nicht zur Komik, sondern als lachhaft oberflächliche, aber blöderweise eben angenommene Propagandamache eingesetzt. Man sollte immer bedenken welcher Dramaturgie man sich da trotzdem noch bedient und mit welchem Ziel diese ersonnen wurde, bevor man anfängt die Filme per Synchro umzubauen. Ich kann da nicht einfach umsynchronisieren und den "jüdischen" Aspekt rauslassen, aber mich ansonsten der "Hitler'schen" Dramaturgie bedienen und den Niedergang, der da zu Propaganda-Zwecken eingesetzt wurde 1:1 ausnutzen, oder?! Bei "Marihuana" wurde jedenfalls die Marktkräftigkeit des Films in Deutschland nach bestem Wissen und Gewissen ausgenutzt, obwohl man wusste, dass in Amerika - sogar zeitgleich - mit genau diesem Film Leute gehetzt werden, und die Ausschlachtung bzw. überhaupt die Möglichkeit dazu gab es einzig und allein aufgrund des Erfindens neuer Bausteine durch die Synchro. Ich finde sowas nicht in Ordnung, wobei es natürlich sein kann, dass man gezwungen wurde den Film einzudeutschen und da ist es so immer noch am besten. Ganz so egal ist das eben aber alles nicht. Mein Hauptproblem ist vor allem, dass mir der Film in der Synchro wirklich gefiel, WEIL und NUR WEIL mir mit der Synchro bewusst falsche Tatsachen vorgegaukelt wurden. Du wirst dank des Umtextens also praktisch dazu genötigt etwas gut zu finden, was du im Original niemals gut finden würdest, und vor allem findest du noch Gefallen an Spannung erzeugenden Stilmitteln, die im Original aus dem eigentlichen Kontext heraus die reinste Propaganda sind. Mit anderen Worten identifizierst du dich indirekt also mit den Hasstiraden McCarthys, weil du die Machart gut findest. Und dazu genügt auch noch lediglich das Austauschen von ein Paar Bausteinen...schon bedenklich. So manipulativ kann Film sein und vor allem eben das Umtexten...
Kurz gesagt: Mit seiner etwas pauschalisierenden Schilderung war Hitchcock definitiv auf dem Holzweg. Mal davon abgesehen frage ich mich, warum man ausgerechnet Nazis nimmt, wenn es eigentlich egal ist, wie er selber sagt. Das ist doch nichts, als die reinste Effekthascherei...
Mich hat es im übrigen sehr überrascht, dass DAS VIERTE "Marihuana" vor 2-3 Jahren mal regulär ausgestrahlt hat. Kam seitdem, im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen des Senders, aber auch nie wieder.
Zitat von MückeMein Hauptproblem ist vor allem, dass mir der Film in der Synchro wirklich gefiel, WEIL und NUR WEIL mir mit der Synchro bewusst falsche Tatsachen vorgegaukelt wurden. Du wirst dank des Umtextens also praktisch dazu genötigt etwas gut zu finden, was du im Original niemals gut finden würdest, und vor allem findest du noch Gefallen an Spannung erzeugenden Stilmitteln, die im Original aus dem eigentlichen Kontext heraus die reinste Propaganda sind. Mit anderen Worten identifizierst du dich indirekt also mit den Hasstiraden McCarthys, weil du die Machart gut findest. Und dazu genügt auch noch lediglich das Austauschen von ein Paar Bausteinen...schon bedenklich. So manipulativ kann Film sein und vor allem eben das Umtexten...
Das wäre aber nun gerade ein Argument FÜR die unbedingte Originaltreue in der Synchronisation, weil man ja sonst ganz massiv der Verfälschung zum Opfer fällt. Oft passiert es aber eben, dass durch eine "Umtextung" nicht etwa hetzerische Tendenzen (wie das wohl in "Marihuana" der Fall ist) gemildert oder gar beseitigt werden, sondern im Gegenteil hinzugefügt - die oft rassistisch gefärbten Sprüche in den Blödel-Synchros der 70er ("So eine Faulenzerei, typisch schwarz!") sind unrühmliches Beispiel. Jetzt kann man sich darüber streiten, ob ein Film wie "Marihuana" durch die Umsynchronisation "gerettet" wurde oder ungerechtfertigt aufgewertet - "Casablanca" jedenfalls wurde höchstwahrscheinlich in der alten Fassung ruiniert und "Notorious" machte es praktisch nichts aus. Und dies alles zusammengezählt, bin ich für originalgetreue Synchronisation.
Gruß Stefan
P.S.: Auch der Sherlock Holmes Film "Verhängnisvolle Reise" leidet unter der Entnazifizierung (diesmal von der DEFA), weil man überdeutlich mitbekommt, dass hier etwas nicht stimmen kann und viele Dialoge einfach nur dämlich klingen.
Zitat von Stefan der DEFA-FanDas wäre aber nun gerade ein Argument FÜR die unbedingte Originaltreue in der Synchronisation, weil man ja sonst ganz massiv der Verfälschung zum Opfer fällt.
Eben. Die K-Frage ist, wo fängt Verfälschung an und wo hört Verbesserung auf. Wenn ich Propaganda ausnutze, um daraus eine Groschenheft-Krimi-Story aufzubauen ist das für mich Verfälschung, nein, sogar Verharmlosung ungehörigen Ausmaßes. Was Hitchcock anbetrifft würde ich mittlerweile hingegen sagen, dass der Film durch die Erstsynchro beinahe aufgewertet wurde, da Hitchcock ja selbst zugegeben hat, dass der Einsatz der Nazis die blanke Effekthascherei war, indem er sagte, dass die Story eigentlich ganz simpel ist und die Bausteine völlig egal. Auf keinen Fall ist es jedoch sinnvoll, die Erstsynchro auch noch zu verfluchen, weil die Nazis da ja nicht mehr vorkommen, da die Nazis in dem Fall inhaltlich ja eben nicht von Bedeutung sind, sondern seitens Hitchcock nur instrumentalisiert wurden, um eine seichte Love Story zu tragen, was an sich hier das Fragwürdigste ist und nicht das Umtexten bei Synchro 1. Nazis vor den Karren zu spannen, um damit Spannung zu erzeugen, ist im Grunde genauso billig, wie die Anti-Kommunisten-Propaganda in der OV von "Marihuana". Es ist jetzt nicht so, dass ich deswegen sagen würde, die zweite Synchro sollte man verbieten, da sie das Original auch noch wiedergibt, denn um Propaganda handelt es sich hier ja wiedeurm auch nicht, aber mich stört es, wie oberflächlich von manch einem über die Erstsynchro geurteilt wird, die im Grunde als einzige nicht mit seichten dramatisierenden Elementen bzw. eben dem Nazi-Effekt rumspielt und letztlich verantwortungsvoller als das Original ist, da sie Nazis nicht im Kontext so einer Story verharmlost. Man sollte das Umtexten hier vielleicht wirklich eher so interpretieren, dass man Nazis über den Film nicht verharmlosen wollte und nicht so, dass man die Nazis vertuschen wollte, denn was außer seichter Dramaturgie mit als böser Wolf fungierenden Nazis gab es denn da bitte überhaupt zu vertuschen? Leute, die sich bei ARTE auch noch beschweren, wenn die erste Synchro läuft und dann noch in eine Richtung tönen, dass da politisch verfälschendes Material gesendet wird, haben jedenfalls keine Ahnung, sind Schwätzer und Originalfanatiker, die alles, was nicht originalgetreu ist, prinzipiell als "Zensur" bezeichnen. Wenn bei "Notorious" etwas politisch irre führt, ist es wohl eher die OV mit der willkürlich(!) um Nazis herum konstruierten Räuberpistole und nicht die Erstsynchro, die die Story in ein angemesseneres Milieu überführt...
Zitat von LammersDesweiteren muss ich sagen, dass beide Synchros ihre Vor- und Nachteile haben: 1. Synchro: Vorteil: Gute Sprecherwahl, besonders Schürenberg und Balthoff. Nachteil: Verfälschung der Charaktere (aus Nazis werden Drogenschmuggler). 2. Synchro: Vorteil: Nazi-Thematik bleibt erhalten sowie die Originalmusik von Roy Webb. Nachteil: Nicht die beste Sprecherwahl.
Ich sehe es ähnlich. Allerdings finde ich Wolfgang Lukschy für Cary Grant etwas hölzern und steif (in den 50ern klang er bekanntlich oft so). Ein Minuspunkt der 69er-Fassung ist für mich ihre sterile Tonqualität. Ohne Vorkenntnisse hätte ich die Synchro deswegen zeitlich eher noch später eingeordnet.
Wer spricht in "Sabotage" eigentlich für John Loder als Det. Spencer?
Die Synchro fand ich insgesamt sehr stimmig. Besticht durch eine gute, ausgewogene Sprecherwahl. Hier sprechen die bekanntesten mal nicht die größten Rollen, sondern kleinere und das Hand in Hand mit Stimmen, die man sonst meist nur in bestimmten anderen Studios hörte ("Gennarino" und Ingo Osterloh war m.E. auch dabei). Horst Niendorf in nur einer einzigen Szene zu hören, fand ich schon beinahe außergewöhnlich.