Da ich zur Qualität der Synchro nichts positives sagen kann, sollte man darüber den Mantel des Schweigens legen. Nur eine Anmerkung: ein Filmgenuss ist nur im O-Ton möglich.
Dialogbuch und Regie: Horst Schappo
Tallulah Bankhead (Constance 'Connie' Porter) ... Traudel Haas William Bendix (Gus Smith) ...................... Jörg Hengstler Walter Slezak (Willy) ........................... Florian Krüger-Shantin Mary Anderson (Alice MacKenzie) ................. Silvia Mißbach John Hodiak (John Kovac) ........................ Erich Räuker Henry Hull (Charles D. 'Ritt' Rittenhouse) ...... Eberhard Prüter Heather Angel (Mrs. Higley) ..................... Peggy Sander Hume Cronyn (Stanley 'Sparks' Garrett) .......... Peter Flechtner Canada Lee (George 'Joe' Spencer) ............... Michael Iwannek
Zitat von JaydenDa ich zur Qualität der Synchro nichts positives sagen kann ...
Das sehe ich aber ganz anders. Hemmschuh ist nur leider, daß Holländisch als Fremdsprache nicht nur unlogisch ist, sondern auch nicht weit genug von Deutsch entfernt. Ansonsten:
Mary Anderson - Silvia Mißbach Tallulalah Bankhead - Traudel Haas
Zitat von Stefan der DEFA-FanDas sehe ich aber ganz anders.
Interessant... was findest du an der Synchro gelungen? Meine Hauptkritikpunkte sind: - Die Synchro klingt steril, d.h. die Atmosphäre (Hintergrundgeräusche etc.) ist in der deutschen Fassung wenig überzeugend, man hört das Atelier direkt heraus (ähnlich wie bei der ebenfalls atmosphärisch schlechten Neusynchronisation von "Notorious" aus den 70ern). - Florian Krüger-Shantin klingt auf Walter Slezak völlig fehlbesetzt; man nimmt ihm den Charakter einfach nicht ab und es liegen Welten zwischen seiner und Slezaks Stimme. Ähnlich ist es bei Michael Iwannek für Canada Lee. - Insgesamt kann das Sprecherensemble nicht überzeugen; dies liegt weniger an schlechten Einzelleistungen, als vielmehr daran, dass sie einfach zu bekannt sind, um die sechzig Jahre, die zwischen Entstehung des Films und der Synchronisation liegen, zu überbrücken (man spürt quasi, dass Ton und Bild nicht zusammenpassen).
Spät- und Neusynchros haben immer ein schweres Los. Dennoch muss es nicht zwangsläufig schlecht sein, nur weil es anders und modern klingt. Dass man keine Synchronlegenden wie Siegmar Schneider und Co. in den Neusynchros vom FENSTER oder COCKTAIL hört, lässt die Synchro halt weniger klassisch wirken, darum vermutlich der Bruch zwischen Optik und Ton. Dennoch kann man diesem Umstand ja nicht der Synchro ankreiden.
Mücke
(
gelöscht
)
Beiträge:
27.01.2008 22:22
#125 RE: Das Rettungsboot (Lifeboat, 1944) [DVD-Synchro]
Sehe das genauso wie Bruce Wayne. Es gibt etliche 40er-Jahre-Schauspieler, die ihre besten Sprecher wirklich in 30 bis nahezu 50 Jahre später entstandenen Synchros hatten. Wobei man wahrscheinlich zumindest noch zwischen Neusynchros von heute, die nur noch sehr sporadisch gemacht werden und Neusynchro-Phasen so vor 10-30 Jahren unterscheiden muss, wo man das Ganze etwas routinierter zu handhaben wusste, dass es wenigstens einigermaßen "authentisch" wirkt. U.a. auch bei Hitchcock. Ich finde ja, dass sich gerade die Münchner in diesem Bereich damals doch recht verdient gemacht haben, sowohl etliche Sprecher, als auch die Macher der Synchros. Reinhard Glemnitz assoziiere ich z.B. fast nur mit derartigen Synchros und Schauspielern (besonders Ricardo Cortez und Victor Francen) oder Alf Marholm, der für Sydney Greenstreet einfach bis zur Obergrenze genial war.
Zitat von JaydenDie Synchro klingt steril, d.h. die Atmosphäre (Hintergrundgeräusche etc.) ist in der deutschen Fassung wenig überzeugend
Das ist doch aber typisch für praktisch jede TV- oder DVD-Synchro - ist auch gar nicht zu vermeiden. Ich finde die Atmosphäre auf jeden Fall wesentlich überzeugender als diverse Beta-Fassungen aus den 60ern, die so klangen, als wären sie im stillen Kämmerlein zu Hause aufgenommen. Die "Berüchtigt"-Fassung stammt übrigens aus dem Jahr 1969.
Zitat von JaydenFlorian Krüger-Shantin klingt auf Walter Slezak völlig fehlbesetzt; man nimmt ihm den Charakter einfach nicht ab und es liegen Welten zwischen seiner und Slezaks Stimme.
Das sehe ich allerdings genauso - mal abgesehen davon, daß ich mir nicht mehr sicher bin, ob es nicht Marco Kröger ist - ich kann die beiden nur sehr schwer auseinander halten. Umso besser sind Jörg Hengstler und Silvia Mißbach, und sogar Erich Räuker hat mir ganz gut gefallen, mit dem ich sonst überhaupt nicht kann.
Zitat von JaydenInsgesamt kann das Sprecherensemble nicht überzeugen; dies liegt weniger an schlechten Einzelleistungen, als vielmehr daran, dass sie einfach zu bekannt sind, um die sechzig Jahre, die zwischen Entstehung des Films und der Synchronisation liegen, zu überbrücken.
Was wäre denn die Alternative? Man kann GGH oder Alfred Balthoff leider nicht im Jenseits kontaktieren; und ich weiß ja nicht, ob unbekannte Stimmen hier besser wären, ich jedenfalls habe immer ein Problem mit hamburger Synchros, bei denen die Stimmen zu ähnlich, zu farblos und zu wenig identifizierbar sind (siehe die ZDF-Fassungen der Sherlock-Holmes-Filme). Horst Schappo hat im Gegenteil darauf geachtet, möglichst charakteristische Stimmen auszusuchen, die vielleicht im ersten Moment zu sehr identifiziert werden mit (sagen wir mal) "Star Trek" oder "Desperate Housewives", die aber sehr markant sind - ein nicht unwesentlicher Faktor, weswegen die Synchros aus den 50ern und 60ern so geschätzt werden. Ich finde die deutsche Fassung sehr sorgfältig produziert und es hat mich keineswegs gewundert, daß der von mir sehr geschätzte Horst Schappo dafür verantwortlich zeichnete (wie ich gerade erst gelesen habe). Ob die deutsche Fassung an sich wirklich notwendig war (das Problem der Sprache), mag ich etwas anzweifeln, aber wenn schon Neusynchro, dann bitte so.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan Was wäre denn die Alternative? Man kann GGH oder Alfred Balthoff leider nicht im Jenseits kontaktieren
Na ja, wer weiß, bei Gerd Duwner wird im Zusammenhang mit dem Final Cut von Blade Runner ja auch darüber spekuliert.
Im Ernst: Natürlich gibt es - insbesondere bei einer DVD-Synchro - immer technische und finanzielle Beschränkungen, aber ich finde, man hätte einfach mehr rausholen können. Gerade Krüger-Shantin auf Slezak finde ich fatal, da Slezaks Rolle entscheidend für den Films ist, und dadurch, dass sein Charisma nicht adäquat im Deutschen hervortritt, leidet der Film erheblich (und zusammen mit den anderen Restriktionen ist dann bei mir die "kritische Masse" für die Ablehnung der Synchro erreicht). Hengstler auf Slezak hätte vielleicht besser gepasst.
Du hast Star Trek und Desperate Housewives erwähnt: Nicht ganz, eher JAG, A-Team und M*A*S*H.
Und auch wenn ich mich vielleicht durch Unwissen blamiere: Wer ist Horst Schappo? Ich weiß, dass er für die DEFA gearbeitet hat, aber ansonsten...
Zitat von JaydenGerade Krüger-Shantin auf Slezak finde ich fatal, da Slezaks Rolle entscheidend für den Films ist, und dadurch, dass sein Charisma nicht adäquat im Deutschen hervortritt, leidet der Film erheblich (und zusammen mit den anderen Restriktionen ist dann bei mir die "kritische Masse" für die Ablehnung der Synchro erreicht). Hengstler auf Slezak hätte vielleicht besser gepasst.
Da sind wir allerdings einer Meinung, nur hört man Hengstler wiederum in einer anderen Rolle, auf die er auch hervorragend passt. Wolfgang Condrus wäre für mich auch eine gute Alternative gewesen.
Zitat von JaydenUnd auch wenn ich mich vielleicht durch Unwissen blamiere: Wer ist Horst Schappo? Ich weiß, dass er für die DEFA gearbeitet hat, aber ansonsten...
Wieso "blamiere"? Über seine neueren Arbeiten weiß ich leider auch nicht bescheid, zu DEFA-Zeiten war er Spezialist für die Arbeit mit Kindern (der preisgekrönte holländische Kinderfilm "Wie du mir, so ich dir" wurde von ihm bearbeitet - ca. 20 Kinderrollen!) und führte auch bei einigen Sherlock-Holmes-Filmen Dialogregie (die hervorragenden zweiten Bearbeitungen von 1981). Möglicherweise auch "Hügel der Stiefel", aber das weiß ich leider nicht genau ...
Die DVD scheint übrigens OOP zu sein, weshalb ich mir über Ebay noch ein Exemplar gesichert habe. Anfangs hatte ich den Film auch für nicht synchronisierbar gehalten (ich kannte ihn nur OmU aus dem ZDF), aber ich finde, man hat es mit dem holländisch durchaus tragbar gelöst (wenn auch bei weitem nicht perfekt, aber wie hätte man es sonst noch machen können?). Atmosphärisch fand ich die Synchro auch einigermaßen in Ordnung, jedenfalls meilenweit entfernt von einer Porno-Synchro á la "House on Haunted Hill" (mit Vincent Price). Einziger wesentlicher Kritikpunkt ist auch für mich Florian Krüger-Shantin auf Slezak, der mir von Anfang an viel zu verschlagen rüberkommt, so daß es mir unverständlich ist, wie die Amis ihm teilweise derartig vertrauen können. Wenn man dann noch mit Slezaks eigener Stimme im Original vergleicht, fällt der Makel umso mehr ins Auge. Außerdem ein kleiner (in meinen Augen) sachlicher Fehler: nachdem Slezak sich doch noch als English-Speaker geoutet hat, fragt man ihn, warum er nicht von Anfang an DEUTSCH (und nicht, wie es korrekt gewesen wäre, ENGLISCH) gesprochen habe. Dies mag zwar aus Sicht der Synchronautoren stimmen, könnte aber doch zu Mißverständnissen führen.
Ansonsten eine durchaus annehmbare Spätsynchro, die eine weitere Lücke in Hitchcocks Werk auf dt. DVD schließt.
Man darf in dem Zusammenhang auch nicht vergessen, dass viele dieser "Legenden" auch erst Jahre nach der Erstaufführung gewisser Filme auf den Plan kamen. GONE WITH THE WIND wurde ganze 13 Jahre später synchronisiert und muss somit streng genommen auch als "Spätsynchro" gelten. Dies ist kein Einzelfall.
Zitat von SlartibartfastMan darf in dem Zusammenhang auch nicht vergessen, dass viele dieser "Legenden" auch erst Jahre nach der Erstaufführung gewisser Filme auf den Plan kamen. GONE WITH THE WIND wurde ganze 13 Jahre später synchronisiert und muss somit streng genommen auch als "Spätsynchro" gelten. Dies ist kein Einzelfall.
Naja, 13 Jahre ist aber noch relativ nah dran, beim "Rettungsboot" sind es über 60 Jahre.
Zum Auftakt der gestrigen Psycho-Filmnacht in der ARD wurde Hitchcock's unerreichtes Meisterwerk leider in der gekürzten Fassung gezeigt, die ja auch auf sämtlichen DVD-Veröffentlichungen weltweit enthalten ist. Dabei sind mir folgende (zwar eher unbedeutende, aber dennoch) Änderungen zur Originalsynchro von 1960 aufgefallen:
- Im Büro des Maklers Lowery nimmt Sekretärin Caroline die 40.000 Dollar kurz in die Hand, um das Geld kurz darauf Marion Crane zu geben. In der Originalsynchro hört man in dieser Szene von Letzterer ein "aufforderndes" Räuspern, was von Caroline ebenfalls mit einem Räuspern erwidert wird. Beide Räusperer fehlten gestern abend, vermutlich deshalb, weil sie auch im O-Ton nicht enthalten sind.
- Als Marion Crane mit ihrem Wagen an einer Kreuzung steht, geht auf einmal der Makler über die Straße und nickt ihr kurz freundlich zu. Dabei rutscht ihr in der Originalsynchro ein kurzes "Tag" raus, was gestern abend ebenfalls fehlte.
- Als Norman Bates die Leiche im Bad findet, schlägt er entsetzt eine Hand vor den Mund, wobei auch ein Bild von der Wand fällt. In der Originalsynchro hört man dabei von ihm ein leises Wimmern, was m. E. ebenfalls nicht zu hören war.
Falls jemand den Film auf DVD hat, würde mich interessieren, ob die obigen "Geräusche" bereits dort aus der Synchro entfernt wurden. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich noch meine ca. 20 Jahre alte ungekürzte TV-Aufnahme des damaligen ARD-Satellitensenders 1PLUS besitze.
Und noch etwas: die Sprecherin von Pat Hitchcock (Caroline) ist bisher in keiner Synchronliste zu finden. Könnte das vielleicht Ilse Pagé gewesen sein?