Inwiefern ist die Krieg "eine lupenreine Klischeebesetzung"? Weil Stella resolut auftritt?
Zitat von MückeAm ärgerlichsten finde ich in beiden Synchros eigentlich die Besetzung für Raymond Burr. Warum man ausgerechnet zwei Sprecher nehmen musste, die für ihre relativ softe Stimme bekannt sind (Nottke wirkt extrem warm - war quasi der Vorgänger von Thomas Fritsch, Suessenguth wirkt relativ alt und hatte eine teilweise schon fast brüchige Stimme) verstehe ich nicht. Wie gern hätte ich in der Erstsynchro Wolfgang Eichberger gehabt...nicht zu kalt, aber schön distanziert.
Wäre es dir denn lieber gewesen, Heinz Peruo hätte (wie Stefan mal meinte) statt Nottke "klischeehaft Krauss oder Chevalier genommen"?
Zitat von smeagolund Horst Schöns trockenere Betonungen finde ich auch eine Idee besser als Klinger (obwohl ich mich Berti anschließe und finde, dass sie sich beide nicht viel tun).
Klingers jovialer Tonfall passt für dich weniger zur Rolle? Nachdem ich seinen Namen in einer Liste gelesen hatte, konnte ich ihn mir bei manchen Szenen hervorragend vorstellen. Z. B., wenn Doyle scherzhaft meint, Thorwald würde seine Frau doch nicht einfach umbringen und in einem Schrankkoffer aufbewahren, oder als er mit dem Cognacglas in der Hand vorschlägt, gemütlich einen zu trinken und "Lügengeschichten" zu erzählen, um so die Stimmung aufzulockern.
Klinger und Schön sind sich durchaus ebenbürtig, während Ursula Krieg doch etwas gewöhnungsbedürftig (aber nicht schlecht) ist. Nottke gefällt mir für Burr allerdings entschieden besser als Suessenguth. Hirthe war ja leider gerade verstorben, und Nordhausen war noch kein Thema. Warum man allerdings nicht auf Heinz Giese (ARD-Stimme in "Perry Mason") zurückgriff oder Petruo nicht gleich selbst ans Mikro trat (statt die Telefonstimme von Gunnison zu übernehmen) - keine Ahnung.
Zitat von bertiWäre es dir denn lieber gewesen, Heinz Peruo hätte (wie Stefan mal meinte) statt Nottke "klischeehaft Krauss oder Cevalier genommen"?
Krauss? Das wäre ja noch schlimmer gewesen. Als erster fiele mir eigentlich Engelbert von Nordhausen ein - Mason war halt leier erst später -, aber sicher nicht die Idealvariante.
Ich finde schon, dass beide den Ton insofern relativ gut treffen, als dass Burr ein wenig der überrumpelte, geprügelte Hund ist. Seine Gewaltausbrüche wirken mit beiden Sprechern aber wiederum völlig unglaubwürdig.
Zitat von MückeIch finde schon, dass beide den Ton insofern relativ gut treffen, als dass Burr ein wenig der überrumpelte, geprügelte Hund ist. Seine Gewaltausbrüche wirken mit beiden Sprechern aber wiederum völlig unglaubwürdig.
Wenn ich die Szene sehe, fällt mir jedesmal etwas auf: Bevor Thorwald in der Wohnung erscheint, wird Spannung aufgebaut, und man spürt Jefferies´ Angst. Als Thorwald dann in der Wohnung erscheint, sieht man Jefferies´ aus dessen Perspektive im Dunkeln sitzen. Und Thorwald scheint zunächst weder mörderisch wütend noch zum kaltblütigen Mord entschlossen, sondern fragt: "Was wollen Sie von mir?", weil er nicht verstehen kann, was Jefferies mit ihm vorhat. Die Wahl einer eher soften Stimme als Kontrast zu Raymond Burrs bulliger Satur und seinen brutalen Taten war da doch eigentlich eine gute Entscheidung, oder?
Zitat von MückeEben. Ja. Aber was folgt wirkt dann halt völlig überzogen - unter dem Gesichtspunkt.
Allerdings auch unter Gesichtspunkten jenseits der Synchronisation. Denn da Thorwalds den Mord an seiner Frau anscheinend nicht im Affekt begangen, sondern sorgfältig geplant hat (siehe die fingierte Abreise), wirkt es ziemlich merkwürdig, dass er verbissen versucht, Jefferies zu töten, auch nachdem er mitbekommen haben muss, dass die Polizei vor Ort und die ganze Nachbarschaft Zeuge ist.
Allerdings war der kurze Perspektivenwechsel doch einge gute Idee von Hitchcock, oder? Denn zuvor hatte man Thorwald aus Jefferies´ Perspektive gesehen, und nun stellt dieser die (aus seiner Sicht naheliegende) Frage, was der Reporter von ihm will. Im Interview heißt es bekanntlich, Jefferies könnte an dieser Stelle gar nichts sagen, da er aus reiner Neugierde (und Langeweile) gehandelt hatte.
Zitat von MückeAm ärgerlichsten finde ich in beiden Synchros eigentlich die Besetzung für Raymond Burr. Warum man ausgerechnet zwei Sprecher nehmen musste, die für ihre relativ softe Stimme bekannt sind (...) verstehe ich nicht.
Dass bei beiden Sychros so besetzt wurde, ist insofern auffällig, als Petruo bei seiner Entscheidung sicher nicht durch die ältere Fassung beeinflusst wurde. Oder ist es wahrscheinlich, dass er in den BSG-Listen nachgesehen haben könnte?
Zitat von bertiKlingers jovialer Tonfall passt für dich weniger zur Rolle? Nachdem ich seinen Namen in einer Liste gelesen hatte, konnte ich ihn mir bei manchen Szenen hervorragend vorstellen. Z. B., wenn Doyle scherzhaft meint, Thorwald würde seine Frau doch nicht einfach umbringen und in einem Schrankkoffer aufbewahren, oder als er mit dem Cognacglas in der Hand vorschlägt, gemütlich einen zu trinken und "Lügengeschichten" zu erzählen, um so die Stimmung aufzulockern.
Es kann auch mit am Dialogbuch liegen aber Schön kommt irgendwie noch besser rüber - man nehme die Szene in der Doyle beschreibt, wie er dem Richter, nur aufgrund von Jeffries Vermutungen, einen Durchsuchungsbefehl abschwatzen will. Klinger ist schon nicht schlecht in der Rolle - aber die noch etwas trockenere Art von Horst Schön macht es noch passender (weil lockerer) und die genannte Szene ist dafür ein prominentes Beispiel.
Süssenguth und Nottke tun sich da wirklich auch nicht viel - beide sind keine Ideal- aber auch keine Fehlbesetzungen meine ich. Bielenstein und Noelle kommen übrigens überraschend gleich gut weg. Noelle wirkt noch aristokratischer als Bielenstein (was mMn näher am OTon ist) aber Bielenstein kommt dafür wärmer rüber - was den Kontrast des abweisenden Jeffries zu ihren eindeutigen Absichten noch schön verstärkt. Da habe ich keine direkte Vorliebe - beides gefällt mir auf seine Art sehr gut.
Stefan schrieb mal, wenn man nur Siegmar Schneiders Stimme höre, könne man bei ihm nicht sagen, ob sie aus einer Synchro aus den Fünfzigern oder aus den Achtzigern stamme:topic-threaded.php?forum=11776730&threaded=1&id=508579&message=7071645 Gerade bei diesem Film ist mir aufgefallen, dass trotz nahezu dreißig Jahren dazwischen praktisch kein Unterschied herauszuhören war. Geht es dir auch so?
Zitat von BertiStefan schrieb mal, wenn man nur Siegmar Schneiders Stimme höre, könne man bei ihm nicht sagen, ob sie aus einer Synchro aus den Fünfzigern oder aus den Achtzigern stamme. Gerade bei diesem Film ist mir aufgefallen, dass trotz nahezu dreissig Jahren dazwischen praktisch kein Unterschied herauszuhören war. Geht es dir auch so?
Grundsätzlich: Ja. Im direkten Vergleich merkt man schon, dass Schneider in der Erstsynchro ein wenig "dynamischer" rüberkommt - aber meiner Meinung nur dann, also im Direktverglich. Allgemein hat sich seine Stimme wirklich kaum verändert - das macht ihn ja auch in diesen sehr späten Neusynchros noch immer zur ersten Wahl und es ist absolut stimmig und wunderbar so.
Off-Topic Wenn ich an diese Neusynchro (und auch die von Vertigo) denke, wird mir immer wehmütig, warum die ARD oder das ZDF nicht Anfang der 70er "Der unsichtbare Dritte" mit Ackermann für Grant neusynchronisiert hat. Das wäre für mich dann die perfekte Kombination der besten Hitchcockfilme: Das Fenster zum Hof, Vertigo, Über den Dächern von Nizza und dann eben "Der unsichtbare Dritte". Wäre dieser Film (Der unsichtbare Dritte) doch nur nicht für MGM entstanden sondern auch für Paramount, dann gäbe es diese Synchron-Katastrophe nicht. So muss ich mich leider mit drei Lieblingshitchcocks zufrieden geben.