Über Neumann für Shatner kann man streiten, an dieser Reko stören mich eher die großzügig neu eingesprochenen Szenen, die es in der alten Fassung gab, aber den Bearbeitern nun nicht mehr "originalgetreu genug" waren.
Darüber habe ich mich ja schon unlängst in Mylords Thread zu fehlenden Synchronpassagen diverser Filme/Serien ausgelassen. Diese erweiterte und veränderte Synchronfassung von "Raumschiff Enterprise" zeugt für mich von Überheblichkeit und Besserwisserein und daß hier angeblich Star Trek-Experten am Werk waren, macht es nur noch schlimmer und bedenklicher. Oder man hat Fans der Ableger herangezogen, die gegen das Original so oder so immer etwas hatten. Über dieses Thema könnte ich stundenlang, tagelang oder noch länger schimpfen und toben und wüten...
fortinbras
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07.02.2015 11:22
#527 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Wolfgang Völz für Nicol Williamson in "Columbo: Mord per Telefon".
Eine meiner Lieblingsfolgen (nicht zuletzt wegen Columbos unbezahlbarem Hund - wo kriegt man so ein phänomenal agierendes Tier her?), aber leider finde ich, daß sie sehr unter der Fehlbesetzung mit Wolfgang Völz für Williamson leidet. Auch wenn er hier noch nicht so kauzig-knautschig klang wie später in der "Matthau-Phase" und sich bemüht: es klappt einfach nicht. Völz' Stimme paßt erstens mal schon gar nicht zu Williamson selbst, ausserdem auch nicht zu dessen Spiel. Völz kann andere Arten von Mörder spielen, aber keine so eiskalt abgefeimten, die eine ziemliche Überlegenheit ausstrahlen. Vermutlich hätte der für sein Opfer eingesetzte Hans Sievers besser gepasst.
Sievers, Wolfgang Kieling, Helmo Kindermann, Manfred Reddemann - man hätte vor Ort einige passendere Sprecher gehabt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #527Sievers, Wolfgang Kieling, Helmo Kindermann, Manfred Reddemann - man hätte vor Ort einige passendere Sprecher gehabt.
Aber Helmo Kindermann wäre doch höchstens möglich gewesen, wenn die Synchro der 1978 produzierten Folge einige Jahre auf Eis gelegen hätte, oder? Bisher dachte ich nämlich, er sei 1984 schon nicht mehr aktiv gewesen.
fortinbras
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07.02.2015 17:21
#529 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Zitat von fortinbras im Beitrag #515Und vielleicht sollte ich es sogar mal als dauerhaften Teil meiner wechselnden Signaturen einbringen, anstatt es alle vier Tage mal zu posten:
Marietta Meade für Diana Rigg Andreas Neumann für William Shatner Lothar Blumhagen für Roger Moore
Also ich fand Meade zumindest weniger schlimm als Joseline Gassen. Aber natürlich geht nichts über Margot Leonard.
Über Neumann für Shatner kann man streiten, an dieser Reko stören mich eher die großzügig neu eingesprochenen Szenen, die es in der alten Fassung gab, aber den Bearbeitern nun nicht mehr "originalgetreu genug" waren.
Blumhagen für Moore - Grenzfall. In "Die 2 " möchte ich ihn nicht missen (ja, ich mag die Serie und ihre Synchro, Asche auf mein Haupt!), aber bei "Simon Templar" fehlt mir Clausnitzer doch sehr.
Neumann für Shatner ist Gold wert, wenn man mal die Reko von Im Geheimdienst Ihrer Majestät ansieht. Die geht ja gar nicht. Da ertönt eine vollkommen unbekannte Stimme aus dem Nichts oder ist ein richtiger Schock. Einige takes hätte man lieber lassen sollen da man die Stimme nicht mit Bond verbindet. Bei Raumschiff ENterprice fand ich Neumann richtig gut, problematischer ist Pukass für Pille, während man an Gescher durch die Filme schon "gewöhnt" ist.
fortinbras
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08.02.2015 16:06
#531 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Joachim Pukass fand ich ganz ok für DeForrest Kelley. Nicht optimal, aber akzeptabel. Andreas Neumann ist und bleibt für mich eine Katastrophe, weil er sich nur selnbst dauernd auf die Schultern klopft, wie genial er doch GGH's Sprachmanirismen nachmachen kann. Dabei ist das Resultat enttäuschend. Aber die Großartigkeit dieser Besetzung ist zu so einer Synchronlegende geworden, fast schon einem Mythos, den die Verantwortlichen in leidenschaftlicher Selbstbeweihräucherung schon selbst glauben und zahlreiche Leute äffen das dann nach. Nein, danke - das ist schrecklich und nur einen Hauch, aber wirklich nur einen Hauch weniger schlimm als Erich Räuker für George Lazenby.
Also, ich hätte mir auch keinen besseren als Neumann vorstellen können. Ich musste zuerst auch genauer hinhören, um den Bruch zu bemerken. Jetzt, wo meine Ohren geübter sind, höre ich das natürlich leichter raus, stört mich aber nicht zu sehr. Ich bin dankbar, dass man nicht Danneberg oder gar Sonnenschein genommen hat. Sonnenschein hat inzwischen nicht mal mehr den Hauch einer Ähnlichkeit, wie man in den neuen Szenen im Director's Cut von "Star Trek: Der Film" gut hören kann. Auch die anderen Sprecher passen gut bis sehr gut. Das einzige, wo ich immer rausgerissen werde, waren die neuen Einsätze von Randolf Kronberg für sich selbst.
Edit: Und ich bin dieser Meinung, dass Neumann gut passt, nicht weil ich irgendeinem Mythos aufgesessen bin oder irgendwas "nachäffe", sondern weil ich immer noch ein eigenständig denkendes Wesen bin. Und bei denkenden Wesen kann es sein, lieber fortinbras, dass sie unterschiedlicher Meinung sein können. So unwahrscheinlich das auch klingen mag. ;)
Til Kiwe ist ein guter Nebenrollensprecher, idealerweise für bodenständige Figuren. In heldenhaften Rollen hört er sich immer an wie ein mit beiden Beinen im Leben stehender Förster, der dort arbeitet, wo die Heide grün ist, das Schwarzwaldmädel wohnt und das Schweigen im Silberwald über den hohen Tannen liegt.
Leider hört sich Errol Flynns edler Held wie ein Heimatfilmförster an. Kiwe fehlt die Leichtigkeit Flynns und er kann auch seinen spitzbübischen Charme nicht einfangen. Vor allem ist Kiwes Stimme keine "Star-Stimme" wie jene von Monje oder Nielsen, mit denen Flynn wunderbar funktionierte.
Die Kinosynchronisation ist insgesamt ausgesprochen gelungen und die Spielfreude der Sprecher groß, vor allem Wolfgang Preiss für Claude Rains. Til Kiwe passt für mein Empfinden weder zu Flynn, noch zur Rolle.
Ronald Nitschke für Herbert Lom - das klingt merkwürdig. Und es funktioniert auch absolut nicht. Eine viel zu hohe Stimme, weit weg vom Original, ohne einen Anflug der herrlichen Nonchalance und im Falle von "Der Würger kommt um Mitternacht" unangemessen gelangweilt. Wäre der Film 1958 tatsächlich von Constantin in die Kinos gebracht worden, gäbe es keine schrulligen Wallace-Klassiker - das ist der schwache Film nicht wert - aber eine klassische Synchro hätte ihm und besonders Lom sehr gut getan.
Klaus Miedel für John Gielgud in "Mord an der Themse" Meinte man, hier eine untypische Stimme wählen zu müssen, da Gielgud mit seinem Rauschebart nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist? Das wäre allerdings ein lächerlicher Grund gewesen. Mit Bauschulte und Borchert waren zwei seiner häufigeren Sprecher in diesem Film bereits vergeben, aber Schoenfelder hat oft genug bewiesen, dass er eisig und unnahbar klingen konnte. Miedel trifft mit seiner damals bereits härteren Stimme die Autorität und Kälte des Premierministers zwar auch, will aber (trotz Bart) nicht recht zu den Gesichtszügen passen.
Heinz Petruo für Bernard Lee in "Die Todeskarten des Dr. Schreck" (Kinofassung) Bernard Lee kennt man heutzutage natürlich hauptsächlich als M, den er als manchmal knurrende und strenge, aber trotzdem unbedingt zu 007 haltende Vaterfigur gab. Auch in anderen Rollen wirkte er zugleich grantig und väterlich, was Konrad Wagner ideal rüberbrachte, auch Siegfried Schürenberg konnte das, da er sich hier von seiner "barschen" Seite zeigte. Heinz Petruo dagegen war ein völlig anderer Stimmtyp und wollte auch klanglich nicht zu dem nicht sehr großen Lee passen. Wie ist man bloß auf ihn gekommen?
fortinbras
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19.03.2015 15:04
#538 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Zitat von andreas-n im Beitrag #532Edit: Und ich bin dieser Meinung, dass Neumann gut passt, nicht weil ich irgendeinem Mythos aufgesessen bin oder irgendwas "nachäffe", sondern weil ich immer noch ein eigenständig denkendes Wesen bin. Und bei denkenden Wesen kann es sein, lieber fortinbras, dass sie unterschiedlicher Meinung sein können. So unwahrscheinlich das auch klingen mag. ;)
Das habe ich erst jetzt entdeckt. Natürlich will ich niemanden für entmündigt erklären, dem Andreas Neumann für William Shatner gefällt. Gottseidank sind Geschmäcker unterschiedlich. Meine Kritik bezog sich eher auf das Gros der oberflächlichen Zuseher, die es bemerken und zuerst mal nachsehen müssen, ob das gut war oder nicht. Und da diese Neubearbeitung ja überall dauernd gelobt wurde, gab es natürlich viel diesbezügliche Statements zu lesen - und die werden dann nachgeäfft, wenn man aber fragt, was daran so toll ist, dann erhält man keine Antwort. Immerhin konnten sämtliche der Pro/Kontra-Neumann-Forumsuser ihre Meinung dazu kompetent äußern.
fortinbras
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19.03.2015 15:07
#539 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
Zitat von berti im Beitrag #537Heinz Petruo für Bernard Lee in "Die Todeskarten des Dr. Schreck" (Kinofassung) Bernd Lee kennt man heutzutage natürlich hauptsächlich als M, den er als manchmal knurrende und strenge, aber trotzdem unbedingt zu 007 haltende Vaterfigur gab. Auch in anderen Rollen wirkte er zugleich grantig und väterlich, was Konrad Wagner ideal rüberbrachte, auch Siegfried Schürenberg konnte das, da er sich hier von seiner "barschen" Seite zeigte. Heinz Petruo dagegen war ein völlig anderer Stimmtyp und wollte auch klanglich nicht zu dem nicht sehr großen Lee passen. Wie ist man bloß auf ihn gekommen?
Perfekter könnte man das gar nicht ausdrücken. Warum man hier Petruo besetzte, war mir auch ein Rätsel. Aber in besagtem Film wurden ja mehrere Top-Sprecher eigenwillig besetzt. Selbst Marquis wäre knurrig noch besser für Bernard Lee gewesen, als es Petruo war. Ein Freund von mir war übrigens erstaunt über diese Besetzung. Er ordnet die paar Stimmen, die er kennt, nach James Bond-Rollen ein. "Hugo Drax spricht für M! Um Gottes Willen!"