Zwar dürfte kaum jemand das deutsch-tschechische Sci-Fi-Märchen "Abenteuer mit Blasius" kennen, aber trotzdem muss ich hier Klaus Piontek für Leo Sucharipa nennen, da mir schon als Kind diese Besetzung aufgestoßen ist. Piontek war schon immer einer meiner Lieblingssprecher, aber seine Stimme passt doch eher zu drahtigen Erscheinungen, trotz ihrer Tiefe. Sucharipa dagegen war ausgesprochen breit, was durch seinen runden Kopf mit der ausladenden Backenpartie noch gesteigert wurde, hier hätte jemand wie Gerd Biewer weitaus besser gepasst - oder auch Günter Grabbert (immerhin spielt der Film sogar in Leipzig). Zudem harmoniert Piontek nicht sonderlich mit Sucharipas Originalstimme, die kurzzeitig zu hören ist. Da hilft auch nicht, dass seine Figur - ein durchgeknallter Roboter - reichlich exaltiert ist (dadurch funktionierte die ähnlich abwegige Besetzung Pionteks in "Die schöne Warwara" noch ganz gut).
Christian Wolff für Eddi Arent. Als ich davon zum ersten Mal las, dachte ich nur: Um Gottes Willen. Aber dann wollte ich mich selbst überzeugen - Stimme ein bißchen höher geschraubt und exaltierter gesprochen hätte es vielleicht sogar ganz gut funktionieren können. Doch leider hatte ich recht. Was ist Wolff (bzw. Welbat, denn ihn vermute ich als Synchronregisseur) eingefallen, Arent im gleichen Duktus wie Delon sprechen zu lassen? In keiner Sekunde harmoniert die Stimme mit seiner Mimik. Vermurkste Besetzung in einem vermurksten Film - na wenigstens ist es in keinem May- oder Wallace-Film passiert, da hätte es mich mehr gestört (denn Maigrets ach so großen - nein, "größten" - Fall sehe ich mir bestimmt nicht nochmal an).
Zum Stichwort "vermurkst": Hier muss ich (was nicht oft geschieht!) Meinolf Zurhorst zustimmen, der sich wünscht, Rühmann hätte es bleiben gelassen. Ursprünglich war Rupert Davies vorgesehen, lehnte aber ab: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46408257.html http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46415368.html Wenigstens scheint diese Verfilmung inzwischen eher in der Versenkung gelandet zu sein, während sie um 1997 relativ oft zu sehen war!
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #572(bzw. Welbat, denn ihn vermute ich als Synchronregisseur)
Ist er in einer kleinen Rolle dabei? Oder spricht bei den übrigens Besetzungen aus deiner Sicht etwas für ihn? Damals (ich war in dieser Hinsicht noch weniger firm als heute) kam es mir bei manchen Studioszenen mit Rühmann so vor, als sei er im O-Ton zu hören. Kann das sein? Denn er gehörte anscheinend auch zu den Schauspielern, die mit der Selbstsynchronisation Schwierigkeiten hatten.
Welbat hat sogar zwei Miniauftritte für verschiedene Schauspieler kurz nacheinander. Im O-Ton ist allerdings absolut nichts zu hören - sonst wäre wahrscheinlich Arent eine Fremdsynchronisation erspart geblieben.
Dass mit dem O-Ton war seinerzeit auch nur ein Gedanke, der mir später möglich erschien, als von Rühmanns Problemen mit der Synchronarbeit die Rede war. Und aufgrund seines Status´ wäre ein solches "Privileg" nicht ganz unwahrscheinlich gewesen. Die Fremdsynchronisation bei Arent fiel mir seinerzeit auch unangenehm auf, aber da er seine Rolle wenig hergibt, war es trotzdem nicht ganz so schlimm wie es z. B. bei Günther Stoll gewesen wäre, der ebenfalls stimmlich sehr markant war und dessen Part deutlich interessanter ist.
In der Rolle steckte wirklich wenig, aber das bißchen wurde durch die Synchro auch noch zerstört, denn bei Arent liegt der Großteil seiner Komik (man mag sie mögen oder nicht) in seiner ganz speziellen Art der Übertreibung. Keine Übertreibung, kein Spaß.
Die wundertolle Nikki Deloach wird in ihrer Serienhauptrolle in AWKWARD ganz ausgezeichnet von Nana Spier gesprochen, die diese Ulknudel perfekt ausfüllt. Leider hat es kein weiteres Studio geschafft, Spier für Deloach zu verpflichten. Jüngst wurde sie von ...
Annina Braunmiller in THE EXES 4x04, Gundi Eberhard in MAD MEN 7x11 und Claudia Galdy in CRIMINAL MINDS 10x10 gesprochen.
Eine Stimme war unpassender als die andere. Gundi Eberhard sitzte kein Stück, Annina Braunmiller war viel zu jung und Claudia Galdy nahm Deloach jeglichen Charme.
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
15.11.2015 23:19
#578 RE: Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen)
In der Fernsehgruppe an meinem Arbeitsplatz ist seit Kurzem zu meinem Leidwesen "Das A-Team" sehr gefragt. Freiwillig hätte ich mir das nicht mehr angetan, aber immerhin habe ich erstmals die Umbesetzung der Hauptrolle gehört.
Ich mochte George Peppard immer sehr gern, bevorzugt mit den Stimmen von Michael Cramer und Eckart Dux. Beide trafen ihn perfekt, selbst GGH passte sehr gut zu ihm.
Wie aber kam man auf den Gedanken, Hermann Ebeling für Peppard im "A-Team" als Nachfolger von Eckart Dux zu nehmen?
Nichts gegen Ebeling, das ist ein von mir sehr geschätzter Sprecher, der deutlich vielseitiger war, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Aber für George Peppard war er, gelinde gesagt, doch eine ziemliche Fehlbesetzung.
Seine Stimme klang zu hart, zu autoritär und machte Peppard irgendwie sogar unsympathisch. Ein wesentliches Element an Peppards Charme war ein "Lausbub-Touch". Er wirkte auch im Alter mit weissen Haaren irgendwie etwas jungenhaft. Mit Ebelings Stimme verschwindet das vollends, für mich passen hier Gesicht und Stimme einfach nicht zusammen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #578Wie aber kam man auf den Gedanken, Hermann Ebeling für Peppard im "A-Team" als Nachfolger von Eckart Dux zu nehmen?
Ebeling führte bei den RTL-Folgen Regie und besetzte sich selbst. Vielleicht war man zu geizig, den Sprecher der Hauptrolle nach Berlin zu importieren?
Geschmäcker sind ja verschieden. Bin A-Team-Fan der ersten ARD-Stunde. Hab da natürlich auch erst Dux gehört. Irgendwann kam dann Ebeling und ich fand ihn von Anfang an klasse. Nichts gegen Dux. Auch der ist gut. Auch Karl Schulz für B.A. ist einfach ein Glücksfall. Bei allem Respekt vor Erdmann. Schade das man damals nicht alle Folgen neu synchronisiert hat wie z.B. bei Magnum.
Wenn es in der RTL-Fassung des A-Teams eine Fehlbesetzung gab, dann den unpassenden Sprecher von Dwight Schulz alias Murdock. Bei der Bavaria wurde er von Hans-Georg Panczack gesprochen, der das Verrückte hervorragend rüberbrachte, der RTL-Sprecher hingegen lässt Murdock ziemlich farblos erscheinen.
Tja, so unterscheiden sich die Geschmäcker und Eindrücke je nach Erstkontakt. Für mich ist wegen Barclay Krüger-Shantin halt DIE Stimme schlechthin.
Allerdings finde ich die Berliner A-Team-Synchro hinsichtlich ihres Zustandekommens allgemein ärgerlich. Es war doch nun wirklich nur unwesentlich Zeit vergangen. Da hätte man mit dem gewohnten Team genauso gut weitermachen können.