Beim Überarbeiten von Mückes Oliver Reed-Thread ist mir aufgefallen, daß Oliver Reed in den ersten Jahren seiner Karriere überdurchschnittlich viele Synchronsprecher hatte, die deutlich bis erheblich älter waren als er. Reed, geboren 1937, wurde zwischen 1961 und 1966 je einmal synchronisiert von Alesander Welbat (*1927), Holger Hagen (*1915), H. W. Clasen (*1923), Klaus Miedel (*1915) und Christian Marschall (*1925, glaube ich)-in allen Filmen spielte Reed Männer, die durchaus seinem Alter entsprachen!
Wie John Connor auf Nachfrage bestätigen konnte, wurde in "Die Rückkehr der glorreichen Sieben" tatsächlich Christian Rode (*1936) auf Fernando Rey (*1913) besetzt.
fortinbras
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15.09.2013 11:58
#469 RE: Die größten Altersunterschiede Sprecher/Schauspieler
In "Piraten am Todesfluss" gibt es auch einen grösseren Altersunterschied, allerdings kriegt der mildernde Umstände. Andrew Keir (* 1926) spielt den Vater von Kerwin Mathews (* 1926). Keir sah immer älter aus, als er war, vor allem mit Bart. Hier wurde noch ein klein wenig nachgeholfen. Klaus W. Krause sprach ihn, was aber de facto passend und glaubwürdig ist-auch wenn ein gutes Vierteljahrhundert dazwischen liegt.
Sowohl in "Die 12 Geschworenen" als auch in "Henrys Liebesleben" besetzte man Hugo Schrader (*1902) auf John Fiedler (*1925). Wahrscheinlich hielten die Verantwortlichen Fiedler damals wegen seiner Glatze für deutlich älter, als er war.
fortinbras
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18.10.2013 12:01
#472 RE: Die größten Altersunterschiede Sprecher/Schauspieler
In diesem Rahmen gibt's ja auch so Sonderfälle. Da fällt mir etwa der schottische Charakterdarsteller Andrew Keir ein. Der hatte sehr oft Synchronstimmen, die deutlich älter waren als er-allerdings wirkte er selbst auch häufig deutlich älter. Er war schon sehr früh ergraut und der graue Vollbart verstärkte den Unterschied. In "Piraten am Todesfluss" spielte er etwa den Vater von Kerwin Mathews, aber beide sind im selben Jahr geboren! Keir hatte zwar durchaus auch Sprecher wie Hirthe, Kindermann, Ott, die seinem Alter entsprachen oder etwas jünger waren. Dennoch kam es häufiger vor, daß er mit älter klingenden Stimmen besetzt wurde.
Daniel Gelin wurde in "Zeugin aus der Hölle" vom etwa 20 Jahre älteren Wolfgang Lukschy synchronisiert. Leider passte das trotz grauer Schläfen nicht so ganz, obwohl Lukschy die Rolle ausgezeichnet spielte.
Donald Arthur (*1937) synchronisierte in insgesamt fünf Filmen Peter Ustinov (*1921). Allerdings klang Arthur mit seiner "schweren" Stimme in jüngeren Jahren deutlich älter, als er damals war.
fortinbras
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18.11.2013 23:52
#474 RE: Die größten Altersunterschiede Sprecher/Schauspieler
Interessant fand ich die Besetzung von Friedrich Schoenfelder (* 1916) auf Maurice Chevalier (* 1888) in "Prinzessin Olympia". Vielleicht lag es an Schoenfelders weltmännisch-aristokratischer Stimme und Chevaliers schelmisch-jugendlichem Charme, daß es dennoch funktionierte. Walter Suessenguth, der öfters für Chevalier sprach, war ja auch um einige Jährchen jünger, aber nicht gleich ein Vierteljahrhundert.
Aktuell wird im KiKa die australische Serie "Total genial" (2004-2006) wiederholt, in der es einige krasse Beispiele für zu alt besetzte Sprecher gibt: So wird die Hauptdarstellerin Bridget Neval (*1985) von Christine Pappert (*1970) synchronisiert - Was dadurch besonders absurd wirkt, weil Neval eine Schülerin spielt, und Pappert durch "King of Queens" und co. ein wesentlich älteres Stimmimage hat. Kein Wunder, dass sie nach einer Staffel der jüngeren Joey Cordevin weichen musste!
In derselben Serie hören wir Tina Eschmann (*1966) für eine jugendliche Darstellerin - Und auch sie klingt nun wirklich nicht nach einer Schülerin. Hans Sievers (*1931) spricht hier ebenfalls einen jüngeren Schauspieler (*1947). Wenigstens wurden Tobias Schmidt und Leonhard Mahlich für einigermaßen gleichaltrige Schauspieler besetzt...
Ich hab da auch noch was aus Australien - die Serie "Heartbreak High" (1994-1999), bisher leider erst Staffel 1 auf DVD.
- Monika Barth (*1945) für Emma Roche (*1976), wobei das sogar irgendwie funktioniert, da Barth dort immer noch recht jung klang
- Marion von Stengel (*1962) für Abi Tucker (*1973) - hier ist der Altersunterschied wesentlich geringer, aber MvS klang damals schon relativ "reif" und passt komischerweise in der Rolle der Schülerin nicht ganz so wie die wesentlich ältere Barth
- Tony Martin (*1955) für Franz Rudnick (*1931) - Rudnick passt allerdings schon ziemlich gut zur Rolle des robusten, autoritären Sportlehrers
- Brigitte Böttrich (*1945) für Doris Younane (*1963) - ähnlicher Fall wie bei Monika Barth, klang wesentlich jünger als sie war
Zitat - Tony Martin (*1955) für Franz Rudnick (*1931) - Rudnick passt allerdings schon ziemlich gut zur Rolle des robusten, autoritären Sportlehrers
Rudnicks Darbietung in "Fullmetal Jacket" war wohl so beeindruckend, dass er dadurch ähnliche Rollen in australischen TV-Serien bekommen hat, und sich nichtmal selbst synchronisieren konnte. Ansonsten interessanterweise auch eine Hamburger Synchro...
Ich glaube, dass liegt daran, dass in HH ein akuter Mangel an jungen Sprechern herrscht. Auch bei Teeniefilmen wie SIXTEEN CANDLES waren die Sprecher der Teens fast durchweg zu alt besetzt.
Das trifft auf das Hamburg der 80er und 90er zu, als "Heartbreak High" oder "Sixteen Candles" synchronisiert wurden - Da würde ich dir zustimmen, denn mir fallen kaum jüngere Sprecher aus diesem Zeitraum ein.
Heutzutage mangelt es in HH eher an Sprechern mit Wiedererkennungswert, denn die sind entweder alle schon tot, haben aufgehört, sind nach Berlin weg oder werden nicht mehr gebucht; auch wenn es da eine handvoll Überbleibsel gibt, die aber kaum ins Gewicht fallen. Jüngere Sprecher gibt es im heutigen Hamburg durchaus, die man dann in Serien wie "Dance Academy" hören kann, aber allgemein eher unbekannt sind, weil in HH kaum überhaupt noch was synchronisiert wird.
Bei jüngeren Serien wie "Total genial" führe ich das eher auf die uninspirierte Besetzungspolitik zurück, denn in der Hinsicht sind die Hamburger nicht viel besser, als die Regisseure und ALs in anderen Städten; obwohl es in Hamburg rein geschätzt etwa viermal so viel Auswahl an Sprechern gibt, als z.B. in München. Von diesem Angebot wird allerdings kaum Gebrauch gemacht - Wenn ihr das nächste Mal eine HH-Synchro jüngeren Datums hört, und ein freakiger Charakter ins Bild kommt, werdet ihr ohne Zweifel Robert Missler hören...
Aber gut, dass ganze passt wohl eher in den "Untergang der Hamburger Synchronbranche-Thread"...