Zitat von Knew-King im Beitrag #3237Ich seh Synchron zwar weniger als Sklave des Originals als Winczewski es anscheinend tut, aber seine Philosophie taugt mir.
Ich weiß nicht, ob er das so gemeint hat. Seine Ansicht darüber, dass Synchronsprecher am besten sind, wenn sie unsichtbar sind, muss man nicht zwingend als Unterwerfung vor dem Original verstehen. Es gibt ja immer wieder mal Rollen, über deren Besetzungen man einige Zeit grübelt, sich unsicher ist, und dann erst Sprecher XY erkennt, den man ja eigentlich sonst mühelos heraushört - zumindest mir ergeht es manchmal so; nicht oft, aber manchmal. Dieses Mal hat man mit dem Erkennen aber Probleme, weil der Sprecher irgendwie so sehr in der Rolle aufgeht, oder mit ihr verschmilzt, dass er subtil anders klingt als sonst. Das könnte Patrick Winczewski gemeint haben. Glaube ich. Oder hoffe ich.
Und der Fall Tom Cruise bleibt wohl auf ewig ein Rätsel, zumindest mir. Ich hab mal - vielleicht hier im Forum? - gehört, dass in Wahrheit Cruise eine neue Stimme für sich durchgedrückt hat, weil Stephan Schwartz noch zu jugendlich und frisch klang, und Cruise was männlicheres wollte. Schwartz hat dann diese Scientology-Antwort, die scherzhaft gemeint war, in einem Interview gegeben auf die Frage, wieso er Cruise nicht mehr synchronisiere. Aber ob das stimmt?
Ich finde es eigentlich unglaubwürdig, dass ein Sprecher sich weigert seinen Stammschauspieler weiterhin zu sprechen - jedoch kenne ich Stephan Schwartz als Menschen nicht. Das ein Schauspieler seine deutsche Stimme absägt klingt aber auch ungewöhnlich. Meistens sind solche Umbesetzungen doch auf den Willen irgendwelcher Regisseure zurückzuführen, siehe Soderbergh für Clooney. Aber Tom Cruise scheint mir für sowas eitel genug zu sein. Nur, dass er eine älter wirkende Stimme für sich wünscht finde ich seltsam, wo er sich doch seit Jahren an seinen letzten Rest Jugend klammert um in irgendwelchen Action-Krachbummfilmen herumzuhampeln. Alles komisch, finde ich. Die Wahrheit ist irgendwo da draußen.
Zitat von Phönix im Beitrag #3241Das ein Schauspieler seine deutsche Stimme absägt klingt aber auch ungewöhnlich.
So ungewöhnlich ist das an sich nicht. Da gab es schon so einige Schauspieler, die unabhängig davon, dass sie bereits eine deutsche Stimme haben eine andere wollten oder eine bessere casten wollten. Die haben sich mit ihren Bestrebungen nur nicht immer durchsetzen können bzw. erst nach dem Tod oder Rückzug des jeweiligen Sprechers.
Eher finde ich den Fall, dass ein Sprecher nicht mehr seinen Stammschauspieler sprechen will sehr ungewöhnlich, sofern er nicht vor hat sich aus der Branche zurück zuziehen und in dem Sinne komplett mit dem Synchronberuf aufhört.
Zitat von Phönix im Beitrag #3241Das ein Schauspieler seine deutsche Stimme absägt klingt aber auch ungewöhnlich.
Stephan Schwartz erzählte wohl mal, er habe einen Witz über Tom Cruise' Scientology-Zugehörigkeit gemacht und erst darauf sei er umbesetzt worden. Ob das wirklich exakt so war, lässt sich wohl nicht mehr rekontruieren.
Aber bei dem Thema scheint mit einigen Leute wirklich nicht zu spaßen sein:
Rolf Schult erzählte uns damals, dass er zur Zeit von VON LÖWEN UND LÄMMERN, dem ersten von Tom Cruise produzierten Film, als er den ersten Trailer schon eingesprochen hatte, in einer Frühstücksfernsehen-Sendung eingeladen war. An die genaue Veranlassung erinnere ich mich nicht mehr, aber zufällig (?) waren auch Leute aus dem Management von Tom Cruise oder der Produktionsfirma vor Ort. Rolf Schult wusste das aber wohl zunächst nicht, und als er abseits der Kamera eine alberne Bemerkung über Scientology machte, seien die Leute vom Management auf einmal in ein ganz heftiges, aufgebrachtes Tuscheln ausgebrochen. Einige Zeit musste er von seiner Umbesetzung erfahren. Er wollte nicht behaupten, dass das jetzt der unbedingte Grund gewesen sein muss, aber nachdenklich habe ihn die Episode doch gemacht.
Man sollte der ganzen Thematik aber auch nicht zu viel Aufmerksamkeit gönnen. Stephan Schwartz und Patrick Winczewski sind beides interessante Künstler. Eine Beschränkung oder Zuspitzung auf diesen Sekten-Vorfall wird ihnen nun wirklich nicht gerecht.
Ich meine, mal ein Interview mit Schwartz gelesen zu haben, in dem er dementierte, dass er Cruise wegen der Scientology-Sache nicht mehr sprechen wollte. Komisch die Aussage von PW jetzt.
Sollte PW nun auch umbesetzt werden, dann kann man sich eben denken, warum es erfolgte. Glaube ich aber nicht - es scheint sich ja ziemlich entspannt zu haben.
Zitat von Chrono im Beitrag #3245Ich meine, mal ein Interview mit Schwartz gelesen zu haben, in dem er dementierte, dass er Cruise wegen der Scientology-Sache nicht mehr sprechen wollte. Komisch die Aussage von PW jetzt.
Schwartz hatte den Grund in einem Fernsehinterview (MDR-Nachmittagssendung vor vielen Jahren) genannt: Scientology!
Zitat von Chrono im Beitrag #3245Ich meine, mal ein Interview mit Schwartz gelesen zu haben, in dem er dementierte, dass er Cruise wegen der Scientology-Sache nicht mehr sprechen wollte. Komisch die Aussage von PW jetzt.
Schwartz hatte den Grund in einem Fernsehinterview (MDR-Nachmittagssendung vor vielen Jahren) genannt: Scientology!
Dazu Wiki:
Zitat Oft heißt es, Schwartz habe aufgrund von Cruise’ Mitgliedschaft bei Scientology aufgehört, diesen zu synchronisieren. Diese Annahme gründet sich allerdings auf eine missverstandene, eigentlich scherzhafte Aussage Schwartz’ in einer Fernsehsendung.
Oh, ein tolles Fundstück, danke dafür. Das vielleicht interessanteste Interview, das ich seit langem gehört habe mit vielen spannenden Erinnerungen und Einblicken in seine Arbeitsweise. Besonders bemerkenswert finde ich, dass ihn auch die Arbeit seiner Nachfolger beschäftigt hat, dass er im Sinne der Produktion um Kontinuität in der Übersetzung bemüht war und das tatsächliche Ergebnis ähnlich ernüchternd sieht wie hier es viele tun. Besonders seine Freude an der eigenen kreativen Wortschöpfung im Falle technischer Fantasiebegriffe hat mir gefallen.
Schön übrigens, dass man deutlich heraushören kann, dass er sich als Regisseur auch am vorab festgelegten Bernd Vollbrecht für Michael O'Hare störte. Für mich eine der zwei, drei schlimmsten Fehlbesetzungen, die ich je erdulden musste. Schweppes für einen vollmundigen Bordeaux.
Ein weiteres tolles Interview. Besonders interessant fand ich die Aussagen darüber, wie weit in der Branche tatsächlich schon in die Zukunft geblickt wird, was kommende Projekte angeht.