Merad hat sich/ sein Videoformat mE. deutlich weiter entwickelt! Keine knappen Standardfragen auf Schülerniveau mehr, die er Punkt für Punkt abgehandelt hat mit häufigem Blick auf Laptop oder Tablet); es ist mehr ein fundiertes lockeres Plauderei daraus geworden mit so manchen Hintergrundfakten angereichert. Wirklich ein hörenswertes Interview! Gut gemacht, Merad!
Ich fand es ziemlich faszinierend, was Stephan Hoffmann schon auf Merads Eingangsbemerkung reagiert hat und der Fehlenden Einstiegsfrage, auf die er direkt hätte reagieren bzw. antworten können. So ist Herr Hoffmann etwa gleich von sich aus zum Thema "Begriff Synchronschauspieler vs. Synchronsprecher" gekommen. Er hat souverän Fragen vorwegnehmend Dinge in seine Antwort verpackt, wonach er nicht gefragt wurde, überhaupt nicht ausweichend, weil das die Einstiegsbemerkung sowieso gar nicht hergegeben hätte. Ich habe stephan Hoffmann schon lange nicht mehr in Synchros wahrgenommen, obwohl er noch immer trotz Regieschwerpunkt nicht gerade selten vor dem Mikro arbeiten dürfte (zuletzt erst 2019, lt. DSK). Keine Ahnung wie er heute darin klingt, ich werde bald so gut es geht versuchen, meine Lücke zu schließen.;)) Ich hätte ihn beim ersten Hinhören nicht sofort wieder erkannt, jetzt später wieder ganz leicht. Nur Ein bisschen belegter als früher klingt er hier imo., aber er ist schließlich seit Trapper John etc. auch älter geworden!
Hoffmann hat das Gespräch natürlich primär selbst gestaltet, ja, aber dennoch entstand der Eindruck eines Dialogs. Er klingt belegter, der Mann ist aber auch Richtung 60 unterwegs. Dennoch hat die Stimme was. Mehr übrigens, als von seinem selbst beschriebenen Rollenfach (Gouverneure, Ärzte...) meist abgerufen wird. Da würde ich mir von ihm (und Aufnahmeleitern und anderen Regisseuren) den Biss wünschen, den er selbst fordert - den Ehrgeiz, den Mann für eine große, schöne Rolle auf links zu drehen, sich darin zu verbeißen und Sachen zu machen, die er sonst nicht (so) machen würde. Da ist noch Leben in den alten Knochen, also raus damit!
Spannend fänd ich ihn zum Beispiel auf Henry Czerny in den nächsten "Mission: Impossible"-Streifen, als Ersatz für Hubertus Bengsch. Ja, Hollywood, nicht Art House. Damit muss - und kann - er leben. Kunst will konserviert werden.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #5282Hoffmann hat das Gespräch natürlich primär selbst gestaltet, ja, aber dennoch entstand der Eindruck eines Dialogs. Er klingt belegter, der Mann ist aber auch Richtung 60 unterwegs. Dennoch hat die Stimme was.
Auf jeden Fall! "Belegter geworden", meinte ich überhaupt nicht abwertend, sondern war lediglich eine neutrale Feststellung. Ich habe ja selbst darauf hingewiesen, dass er (wie wir alle mehr oder weniger) älter geworden ist. Und dass er gleich nach den einleitenden Bemerkungen spontan und schlagfertig selbst einige Punkte eingebracht hat, fand ich außerst positiv für die "Dramaturgie" des Gesprächs! Herr Hoffmann schien sehr routiniert und selbstbewusst im Umgang mit Interviewvern und der Beantwortung von Fragen. Das zeigte sich mAn. , als er im Bezug auf die Superviser und deren "Einführung" kein Blatt vor den Mund nahm und gegen Einmischung der Amerikaner bei Besetzungen das Wort ergriffen hat.
Alles fein, ich hatte deine Worte auch nicht als abwertend aufgefasst, Iron. Nein, eine präzise Beobachtung, die du gut dargelegt hast. (Kein Wunder, deine Sprache ist - wenn ich das anmerken darf - in den letzten Monaten eben das geworden: viel präziser. Eine merkliche Entwicklung!)
Und ja, Herr Hoffmann ist ein souveräner Redner, der gereifte Meinungen abrufen kann. Wenn du häufiger vor größeren Menschenmengen redest (er ist laut Internet auch Dozent), geht dir das in Fleisch und Blut über. Hilft sicherlich auch bei der Regie. Größen, die einander nicht bedingen, aber helfen.
Toll, nicht wahr? Dafür mag ich diese Interviews: Stimme immer geschätzt, nach vielen Jahren dann mal ein Interview, und dann entpuppt sich so jemand als beeindruckender Typ, der durchaus inspiriert. Denn auch da bin ich ganz bei dir, die Traute, so klar gegen Einmischungen das Wort zu erheben, und sei es um den Verzicht auf Projekte - den Mumm muss man erstmal haben.
Wobei ich - noch generell angefügt - einer Verallgemeinerung gern den Riegel vorschieben möchte: Es gibt gewiss auch Supervisors, die im kreativen Miteinander guten Input geben und den Dialog suchen - den ganzen Berufsstand abzuurteilen ist mir zu pauschal. Regie regiert, das muss in der Spielführung so sein. Ein guter Spielführer muss aber immer offen für guten Input sein, und sei es von der Frau, die die Brötchen schmiert. In jeder Phase. Das einzige, was unabdingbar ist, ist die Entscheidungshoheit. Die sollte aber nicht erfordern, dass alle anderen verstummen. So sehe ich es jedenfalls. Aber jeder Jeck ist anders.
An sich spricht da wie ich finde nichts dagegen, wenn der Verleih/Publisher bei der Synchro sich mal einklinkt und eigene Wünsche äußert. Denn schließlich bezahlt er die Musik. Das sollte aber möglichst immer im Einklang mit dem Synchronstudio-Team stattfinden, wo etwa auch die Regie dahinter steht. Problematisch werden solche Supervisor Geschichten, wenn die meinen es besser als die Profis zu wissen und den Leuten irgendwas auf die Nase drücken mit denen sie selber nicht einverstanden sind. In der Hinsicht hast du es gut gesagt Dubber.
Es wird da auch Fälle geben, die ihre Machtfülle missbrauchen, gewiss. Nur: Menschen sind erst dann fertig, wenn der Sand auf ihren Sarg fällt. Vorher kann sich jeder entwickeln. Ich kann nur aus meinem eigenen Leben berichten. In meinem ersten Berufsleben hatte ich ab einem bestimmten Punkt wenige Leute über mir. Irgendwann bekam ich mit, dass ich "der Gutsherr" genannt wurde. Was mich ein wenig schockierte, fand ich mich selbst doch eigentlich ziemlich umgänglich. Ich bat eine mir liebe Mitarbeiterin zu mir und fragte sie offen, ob ich mich da verhört hätte. Nope. Ich galt als arroganter, herablassender, ungnädiger Jungspund. Meine damalige Art sorgte für diese Einschätzung (nebenbei bemerkt auch hier), und da mich damals kaum jemand bremsen konnte, tradierte das.
In gewisser Weise knackte mich dieser Moment, ich wurde lockerer, zugänglicher, vielleicht rücksichtsvoller. So wollte ich gewiss nicht wahrgenommen werden, und schon gar nicht sein. Will sagen: Auch wenn es da Gutsherren und -herrinnen geben mag, so ist doch jeder von denen den Versuch des Dialogs wert. Mit den richtigen Hebeln kann man jede Schale knacken, und erstaunlich oft wartet darunter ein interessanter, vielschichtiger Mensch mit hörenswerten Meinungen (ich nehme mich davon ausdrücklich aus).
Diese Synchronbranche lebt nicht nur von ihren Regisseuren oder Sprechern, sondern auch von ihren Aufnahmeleitern und Cuttern, die es aus Leidenschaft machen. Aufnahmeleiter, die sich auch außerhalb ihrer Arbeitszeiten mit Synchron beschäftigen, ermöglichen erst diesen Perfektionismus in Deutschland. Danke Merad für deine Leidenschaft xD
Den Herren Dub und Iron sage ich: Euch ist eventuell nicht in den Sinn gekommen, dass Hoffmann viele Aussagen anderer Interviews übernommen und leicht umgeändert hat.
Neue Infos aus diesem Interview sind:
+Geringschätzung der Ensemblearbeit in Berlin im Gegensatz zu München. (Kaze Uzumaki wird immer noch für das Ensemble gebucht, obwohl er schon ziemlich erfolgreich ist. Emily Gilbert, die eigentlich nicht sonderlich talentiert ist, besteht auf große Rollen.Lach) +Kleine Rollen sollten auch eine Aufmerksamkeit bekommen. (Na, aber HALLO. Deswegen existiert der Beruf des Casting Directors. Früher hat es der Aufnahmeleiter oder die Produktionsleitung selbst gemacht.) +An Stammbesetzungen sollte man in einzelnen Fällen etwas verändern können. (Finde ich auch. Das ist ja ein Vorteil in dieser Branche. Wenn Jared Leto sich selbst einmal in Jung und Alt spielt, kann man es separieren. Mr. Nobody oder Stefan Günther auf Isaac, Malzacher auf Mikkelsen, Weygand auf Rhys Ifans in Harry Potter und und und)
Hätte gerne Fragen zu Kingsman und Vogts Fremdsprachenkentnisse gehört. aber ist auch ohne ein angenehmes Gespräch gewesen. Nächstes Mal soll Ivar Leon Menger dabei sein, der die paar Interviews vor ein paar Seiten machte und Hörspiele produziert.
Zitat von Maestro1 im Beitrag #5287 Den Herren Dub und Iron sage ich: Euch ist eventuell nicht in den Sinn gekommen, dass Hoffmann viele Aussagen anderer Interviews übernommen und leicht umgeändert hat.
Zitat von Maestro1 im Beitrag #5287 Den Herren Dub und Iron sage ich: Euch ist eventuell nicht in den Sinn gekommen, dass Hoffmann viele Aussagen anderer Interviews übernommen und leicht umgeändert hat.
Zitat von iron im Beitrag #5290Andere Interviews, die er gegeben hat, meinst du? Kenne ich keine. Also kann mir auch so ein gedanke nicht in den Sinn gekommen sein.
Also ich habe das so verstanden, dass er meinte das Hoffmann einfach Aussagen anderer Kollegen, die schon Interviews gemacht haben übernommen hatte. Sofern das so gemeint war finde ich das ziemlich abwegig. Man kann auch gewisse Ansichten und Positionen teilen. Nicht jeder hat eine gänzlich neue Perspektive beizutragen. Ein Beispiel wäre das Thema x-en. Da finden sich eben Dutzende Leute, die das gut finden oder nicht aus Gründen die sich schon mal ähneln können.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #5291Also ich habe das so verstanden, dass er meinte das Hoffmann einfach Aussagen anderer Kollegen, die schon Interviews gemacht haben übernommen hatte.
Ist durchaus möglich! Du und Dubber haben sicherlich recht damit, dass man nicht alle Supervser in einen Topf werfen und damit ihre Existenzberechtigung bzw. ihre Arbeit nicht pauschal in Frage stellen sollte.