Frau Jochmann erfrischend direkt. Natürlich gibt es New Yorker Dialekte, da liegt sie falsch. Dass Jodie Fosters Figur einen hat, glaube ich aber auch nicht. Gut, dass sie sich durchgesetzt hat. Herrliche Anekdote zu "Nell".
Also ich hätte eher gesagt, dass die Westküste dialektfrei sei (was sicher auch nicht stimmt). New York allein hat aber gefühlt an jeder Ecke einen eigenen.
Jochmanns Schlusssatz hat etwas Meme-artiges an sich.
Wenn man es ganz genau differenziert: An der Westküste sind es viele Soziolekte, da es dort sehr viele kleinere soziale Grüppchen gibt, die ihre sprachlichen Eigenheiten kultivieren. Die sind leichter unterscheidbar als die Ostküsten-Dialekte. Wenn man mal ein paar Monate in New York lebt, kann man allerdings irgendwann prima erraten, wer aus Brooklyn kommt, wer aus Boston zu Besuch ist, wer aus Washington, etc.
Was sie meint: Verschleifungen sind in der gebildeten Oberschicht eher selten. Da wird sie Recht haben. Sie hat den Film ja vorher gesehen - die Regie auch. Zwei Ansätze.
Allerdings macht sie auf mich einen durchaus streitbaren Eindruck, und der Regisseur wird auch nicht direkt jeden Morgen beim Aufstehen auf den Kopf fallen. Reibungen und Differenzen gehören dazu. Ob man diese so öffentlich ausbreiten muss, na ja.
Dass jeder reinquatscht, ist so. Die hierarchischen Strukturen sind eingerissen, im gesamten Berufsleben. Dass sich dann alle über das Buch hermachen, verstehe ich noch, der Autor ist zumeist nicht anwesend. Das Schauspiel so direkt anzugehen... na ja. Ob man ihr nun jeden Take vorgesprochen hat, wage ich tatsächlich anzuzweifeln. Denke eher, man wollte ihr einen bestimmten Sound vermitteln (was man vielleicht anders hätte versuchen können), und ist damit direkt ins Fettnäpfchen gelatscht.
Herrlich. Frau Jochmann bekundet quasi offen ihre vollkommene Unfähigkeit, sich auf IRGENDETWAS einzulassen. Fazit des ganzen Interviews: "Ich will meinen Film machen, leckt mich doch alle, jeder hat es gefälligst zu mögen." Ich höre sie extrem ungern und jetzt hat sie eigentlich anschaulich begründet, weswegen. Sie kriegt es nicht synchron hin, "ja, schneide es dir doch!", Regie sagt "verschleife es bitte", "nee, mach ich nicht." Und dann wundert sie sich, dass keiner sie mag. Die einen nennen es Profi sein, man kann ja auch sein Ding verteidigen und dennoch mitspielen. Ihre Dreh-Anekdoten gehen ja in dieselbe Richtung.
Zitat von Graf Zahl im Beitrag #6290Die einen nennen es Profi sein, man kann ja auch sein Ding verteidigen und dennoch mitspielen. Ihre Dreh-Anekdoten gehen ja in dieselbe Richtung.
Ich wüsste jetzt nicht was daran professionell sein soll immer sein eigenes Ding machen zu wollen. Das kann man als Regisseur, aber nicht als Schauspieler/Synchronsprecher. Da sollte man schon regieempfänglich sein. Man kann bei einer Rolle auch mal anderer Sicht sein, aber dann sollte man das auch mit der Regie abklären. Wer als Schauspieler mit den Anweisungen des Regisseur nicht klar kommt für denjenigen gibt es nur zwei Ausgänge. Entweder der Regisseur geht oder der Schauspieler.
Vielleicht hast du den ironischen Teil verpasst. Ich stimme dir vollkommen zu, dass Frau Jochmann der Inbegriff der Katastrophe für jede ernstgemeinte Synchronarbeit ist. Und in dem Fall geht bitte "der" Schauspieler(in). Zurecht. Bitte ganz weit weg.
Sie polarisiert eben gerne einmal. Das sollte man spätestens nach dem Mediapaten-Interview wissen. Ich fand das Interview sehr gut. Hansi Jochmann ist und war mir immer schon sympathisch. Ich finde es zeugt von großer Courage, in einem Interview Klartext zu reden. Dass sie sich eben schnell echauffiert, wen stört das denn? Es gibt eben Leute, die das gerne tun.
Jochmann weiß, dass ihre Art nicht immer bei jedem gut ankommt, sie ist allerdings auch inzwischen an einem Punkt in ihrer Karriere und ihrem Leben angekommen, in dem man ihr das nicht verübeln kann, dass sie etwas "schwieriger" im Umgang ist. Andere Größen der Branche haben auch so ihre Marotten. Ich denke, jede Sprecherin und jeder Sprecher hat sich schonmal mit einem Synchronregisseur in den Haaren, am Theater ist das nicht anders. Bei Künstlern ist das keine Seltenheit, denn diese setzen sich mit dem Stoff und sämtlichen Inhalten auseinander und dass man darüber schon einmal diskutieret, liegt in der Natur der Sache. Ich verstehe zudem sehr gut, wenn sich jemand über ungerechte Gagen und Regisseure echauffiert, die einem Sätze vorsprechen, obwohl man bereits seit Jahrzehnten im Job ist. Wenn wer da eben besonders sensibel reagiert, kommt es dort eben zu Diskussionen.
Ihr wird klar sein, dass sie deswegen oft nicht mehr besetzt wird, aber wenn sie nicht mehr auf das Geld angewiesen ist und sich lieber aussucht, mit wem sie wann arbeitet, dann ist das allein Frau Jochmanns Sache. Solange das Produkt Synchron darunter nicht leidet, weil Hansi Jochmann, oder ihr Ersatz, trotz allem tolle Arbeit leistet, dann kann man da, wie ich finde, absolut nichts kritisieren.
Ich freue mich in erster Linie aber darüber, dass sie ihre Foster noch nicht abgegeben hat, und scheinbar nicht gedenkt, das zu tun.
Klar gibt es da was zu kritisieren und zwar die menschliche Komponente. Wenn sich jemand im Studio wegen jeder Kleinigkeit querstellt, dann ist das kein schönes arbeiten. Synchron ist Teamarbeit. Da kann auch gerne mal der Tonmeister seinen Senf dazugeben. Der Regisseur übersieht oder überhört auch mal was. Trotzallem mag ich ihre Interviews. Die sind pure Unterhaltung (positiv gesehen) und ich wette sie könnte viele interessante Geschichten erzählen.
Dass ihr jeder Satz einzeln vorgesprochen wird, muss wirklich nicht sein (meine Meinung als Nicht-Insider). Aber ees ist imho der Job eines Regisseurs oder einer Regisseurin, als zu vorzugeben evtl. vorzuschlagen, wie man einen Satz betont haben möchte, oder wie ihn zu sprechen hat...
Als mittlerweile wohl freie Synchronsprecherin ("offiziell" im Ruhestand) kann sie sich es offenbar leisten in der Form tw. üder Synchronbranche herzuziehen, einiges für sich herauszuholen und sichgewisse Vorteile "auszubedingen", um es mit ihren Worten zu sagen.
Die einzige Erkenntnis, die ich hab, ist, dass der Interviewer nicht weiß, dass das Verhalten des Interviewpartners nicht unbedingt das Arbeitsverhalten wiederspiegeln muss. Jemand kann mit dir super eine Konversation führen und schlecht bei der Arbeit auftreten, und vice versa. Soll jetzt nicht andeuten, was ich über HJ halte. Ist allgemein gemeint.
Gerade läuft auf dem YouTube-Kanal Raumschiff Eberswalde ein interessanter Livestream, bei dem auch die deutsche Synchronisation der Kinofilme (u. a. das Standby-Team) thematisiert wird. Angekündigt wurde auch ein Interview mit Gert Günther Hoffmann aus dem Jahr 1985 (ab 1:58:09)!