Letzte Woche fiel mir bei dem Film "Die Katze auf dem heißen Blechdach" eine Eigenart in der deutschen Übersetzung auf. Gegen Ende, nachdem sich fast alle beruhigt haben, sagt "Big Daddy" zu Brick, dass er seinen Besitz nochmal sehen will. Danach wendet er sich an seine Frau und sagt: "Weib, willst du mich begleiten ?", was sehr merkwürdig klingt. Gut, der Film hat eine MGM-Synchro, aber trotzdem ist es ein Rätsel, wie der Dialogbuchautor auf sowas kam. Vielleicht, um die Größe von "Big Daddy" zu veranschaulichen, wobei das völlig überflüssig ist, da er seine Frau im Original lediglich beim Vornamen nennt, nämlich Ida ("Ida, you wanna come along with me ?").
Bei der alten Krimiserie KEIN FALL FÜR FBI (Regie: Kurt Eugen Ludwig) wurde doch tatsächlich "Police Officers" wortwörtlich übersetzt. So heißt es dann "Polizeioffiziere" statt m.E. richtigerweise "Polizeibeamte".
Stefan, der alles andere als ein unkritischer Fan von Rainer Brandt ist, hat ihm mehrfach bescheinigt, dass die Dialoge von Brandt-Synchros (egal, ob komisch oder ernsthaft) sprachlich alles andere als hölzern seien. Kogenta (ebenfalls nicht kritiklos) bescheinigte Brandt, dass er einen enormen Wortschatz habe, um den man ihn beneiden könne. Auch bei der Serie "Ein Käfig voller Helden" ist mir das aufgefallen, egal, wie man zu Brandts Fassung steht. Allerdings tauchen manchmal merkwürdig wortwörtliche Übersetzungen aufgefallen. Zwei Beispiele: In einer Folge sagt Klink am Ende, dass eine Behauptung von Hogan "langsam Sinn macht". In der nächsten Folge fragt Schultz Hogan zu Beginn, wie dieser "realisiert" habe, dass er (Schultz) nach Paris fahren werde. Beim zweiten Beispiel kommt noch hinzu, dass es im Original gar nicht "How did you realise/realize..." heißt, sondern "How did you know...". An einer schlampigen Rohübersetzung kann es also nicht gelegen haben. Aber selbst wenn, überraschen mich beide Formulierungen. Sicher, in den letzten Jahren hört man sie öfter, auch in lieblos gemachten Synchros. Aber Rainer Brandt war/ist ein Profi mit jahrzentelanger Erfahrung und einem großen Wortschatz. Komisch, dass gerade ihm sowas passiert ist.
Jetzt möchte ich mal Arne Elsholtz einwerfen. Nicht seine Sprechrollen, sondern die Filme, zu denen er das Buch gemacht hat. Und das waren ja nicht wenige. Um es vorweg zu sagen: Ich halte ihn für einen der besten seines Fachs, da er immer den richtigen Ton getroffen hat, vor allem dann, wenn es witzig sein sollte. Ein gutes Beispiel ist vielleicht Die HOT SHOTS-Reihe: Der erste Teil erfindet je Menge störende Kalauer dazu und bringt es nicht mal fertig, die eigenen Witze so rauszuhauen, dass sie zünden. Von den Originalwitzen gaanz zu schweigen. Der zweite Teil wurde von Elsholtz in gewohnt guter Manier eingedeutscht. Was mir jedoch oft auffällt ist, dass Elsholz-Bücher fast immer irgendwelche Grammatik-Schwächen aufweisen oder einzelne Fehler enthalten. Das ist zwar nichts besonderes, aber wenn der Rest des Filmss perfekt ist, macht man sich da schon Gedanken. Hier einige Beispiel: Ein Fisch namens Wanda: "Ich bin sicher, dass die Zeugin ihren Bruder identifizieren kann. Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." (statt: Sie ist schließlich verwandt mit ihm") Beverly Hills Cop: "Wer immer es war, hat sich einen Dreck um ihren Arsch gescheert. Wenn ja, lägen sie jetzt auch tot da oben." (statt: "Ansonsten...") Hot Shots 2: "Was wollen Sie jetzt tun? Mich fürs Rauchen verhaften?" (statt: "mich wegen Rauchens einsperren" - das ist nicht nur korrekt, sondern auch der Wortlaut der im hier parodierten BASIC INSTINCT zu hören war! Sowas ist ein Lapsus, den man gerade jemand wie Elsholz nicht zutraut.) Die Unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug: "Sie fliegt sich sehr sehr träge, wie ein Schwamm, der voll ist." ("Voll was?" möchte man da fragen... Heißen müsste es "träge wie ein nasser Schwamm"
Damit wären wir zu zweit, denn manche allzu wörtliche und manchmal störende Übersetzungen sind mir bei ihm auch schon aufgefallen (siehe den Beitrag vom 15. Februar 2010 in diesem Thread).
Zitat von Slartibartfast Ein Fisch namens Wanda: "Ich bin sicher, dass die Zeugin ihren Bruder identifizieren kann. Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." (statt: Sie ist schließlich verwandt mit ihm")
Das ist doch Absicht, oder? Weil er nicht ihr Bruder ist, sondern sie eben mit ihm ein Verhältnis hat. Mit deiner These scheinst du aber Recht zu haben. Wahrscheinlich hielt Elsholtz es für besser, Umgangssprache statt korrekter Grammatik einzusetzen.
Zitat von Slartibartfast Ein Fisch namens Wanda: "Ich bin sicher, dass die Zeugin ihren Bruder identifizieren kann. Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." (statt: Sie ist schließlich verwandt mit ihm")
Das ist aber doch Absicht, oder? Weil er nicht ihr Bruder ist, sondern sie eben mit ihm ein Verhältnis hat.
In diesem Fall nicht. Denn den Satz sagt der (von Edgar Ott gesprochene) Richter, der gar nicht wissen kann, dass Otto in Wirklichkeit Wandas Liebhaber ist.
Zitat von berti In einer Folge sagt Klink am Ende, dass eine Behauptung von Hogan "langsam Sinn macht". In der nächsten Folge fragt Schultz Hogan zu Beginn, wie dieser "realisiert" habe, dass er (Schultz) nach Paris fahren werde. Beim zweiten Beispiel kommt noch hinzu, dass es im Original gar nicht "How did you realise/realize..." heißt, sondern "How did you know...". An einer schlampigen Rohübersetzung kann es also nicht gelegen haben. Aber selbst wenn, überraschen mich beide Formulierungen. Sicher, in den letzten Jahren hört man sie öfter, auch in lieblos gemachten Synchros. Aber Rainer Brandt war/ist ein Profi mit jahrzentelanger Erfahrung und einem großen Wortschatz. Komisch, dass gerade ihm sowas passiert ist.
Meines Wissens schrieb Brandt ja nur die Dialoge, Regie führte aber Thomas Wolff. Dieser hat vielleicht ein paar Eigenheiten der DEFA übernommen. Denn trotz makelloser Synchros gab's da so einige merkwürdige Formulierungen, z.B. bei den Serien "Houston Knights" und "Der Ninja-Meister".
Zitat von SilenzioMeines Wissens schrieb Brandt ja nur die Dialoge, Regie führte aber Thomas Wolff. Dieser hat vielleicht ein paar Eigenheiten der DEFA übernommen. Denn trotz makelloser Synchros gab's da so einige merkwürdige Formulierungen, z.B. bei den Serien "Houston Knights" und "Der Ninja-Meister".
Dass Brandt hier (wie zuvor bei "MASH") nur die Dialoge schrieb und Wolff Regie führte, ist mir bekannt. Gehörten zu den "merkwürdigen Formulierungen" bei der DEFA auch Anglizismen?
Zitat von Slartibartfast Ein Fisch namens Wanda: "Ich bin sicher, dass die Zeugin ihren Bruder identifizieren kann. Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." (statt: Sie ist schließlich verwandt mit ihm")
Das ist aber doch Absicht, oder? Weil er nicht ihr Bruder ist, sondern sie eben mit ihm ein Verhältnis hat.
In diesem Fall nicht. Denn den Satz sagt der (von Edgar Ott gesprochene) Richter, der gar nicht wissen kann, dass Otto in Wirklichkeit Wandas Liebhaber ist.
Genauso war es. Vermutlich ist der Übersetzer (der ja nicht mit dem Dialogautor identisch sein muss) aber dem gleichen Irrtum aufgesessen.
Ich habe noch ein Beispiel: TRUE LIES: "Ja, es ist Harry" Dies sagt Harry zu seiner Frau, die ihn im Dunkeln erkannt hat. "It's Harry" heißt in dem Fall "Ja, ich bin's wirklich."
Ich höre ständig - auch in an sich guten Synchros - dass das Wort "place" mit "Platz" übersetzt wird ("Sind wir vielleicht am falschen Platz?", "Was ist das für ein Platz?"). Das klingt sehr unnatürlich, da es eher um eine "Stelle" oder einen "Ort" geht.
Auch auf die Gefahr hin, des Elsholtz-Bashings verdächtigt zu werden, wäre hier noch eine Dialogstelle, die mir Rätsel aufgibt: In einer der witzigsten Szenen (als Vater und Sohn darüber streiten, dass Indiana das Tagebuch nach Schloss Brunewald mitgebracht hat) nennt Henry Jones sen. seinen Sohn vor drei Nazi-Soldaten "Junior". Dieser beginnt "Vater, ich hab dir schon tausendmal gesagt...", reißt einem der Soldaten eine MP aus der Hand, mäht die drei Soldaten nieder und knurrt dann "...hör auf, mich ´Junior´ zu nennen!". Diese Formulierung fand ich etwas zu sperrig, weil ein simples "Nenn micht nicht ´Junior´!" völlig genügt hätte. Beim Reinhören in den O-Ton musste ich jedoch feststellen, dass Indy dort nicht einmal "Stop calling me ´Junior´!" sagt (wie ich zuvor dachte), sondern schlicht: "Don´t call me ´Junior´!" Die von Elsholtz gewählte Übersetzung war also nicht einmal 1:1, sondern einfach nur unnötig sperrig.
Zitat von bertiIn einer Folge sagt Klink am Ende, dass eine Behauptung von Hogan "langsam Sinn macht".
Die Formulierung "macht (keinen) Sinn" ist mir auch in der ansonsten sprachlich tadellosen Synchro von Oliver Stones "W. - Ein missverstandenes Leben" (Buch & Regie: Erik Paulsen) aufgefallen, und zwar gleich an zwei Stellen.