Zitat von berti Die Formulierung "macht (keinen) Sinn" ist mir auch in der ansonsten sprachlich tadellosen Synchro von Oliver Stones "W. - Ein missverstandenes Leben" (Buch & Regie: Erik Paulsen) aufgefallen, und zwar gleich an zwei Stellen.
Das Beispiel erschließt sich mir nicht ganz. Findest du die Formulierung "macht keinen Sinn" tatsächlich so merkwürdig?
Dass sie sich im heutigen Sprachgebrauch festgesetzt hat, ist leider wahr. Aber wenn sie in einer Synchro von einem Fachmann mit jahrzehntelanger Erfahrung (Brandt oder Paulsen) auftaucht, macht mich das stutzig.
Zitat von Slartibartfast Ein Fisch namens Wanda: "Ich bin sicher, dass die Zeugin ihren Bruder identifizieren kann. Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." (statt: Sie ist schließlich verwandt mit ihm")
Das ist aber doch Absicht, oder? Weil er nicht ihr Bruder ist, sondern sie eben mit ihm ein Verhältnis hat.
In diesem Fall nicht. Denn den Satz sagt der (von Edgar Ott gesprochene) Richter, der gar nicht wissen kann, dass Otto in Wirklichkeit Wandas Liebhaber ist.
Das wird euch überraschen - manches, nicht alles, von dem, was ihr hier moniert, lässt einzig und allein auf euer mangelndes Sprachgefühl oder Sprachverständnis schließen. Nur ein Beispiel, bei dem mich eure Kollektivschelte nicht nur verwundert, sondern sogar ein wenig ärgerlich macht: "Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." Da steht "zu ihm", nicht "mit ihm". Der Richter drückt sich also zwar durchaus etwas holprig aus, aber er gibt damit keineswegs Wissen preis, das er gar nicht besitzen dürfte. Elsholtz hat da einfach noch einen Lacher draufgelegt, der funktioniert. Das bisschen Holprigkeit merkt der Normalzuschauer nicht.
Andere Sachen (z. B. das mit dem Schwamm) sind Mist, aber bei so vielen Treffern ist das entschuldbar. Und mit heutigen Dialogautoren und deren toter Aufkoche ist das alles schon gar nicht zu vergleichen. Das moderne Synchron hat nicht nur keine Eier mehr, es wurde endgültig jeder Damm eingerissen. Jeder "macht einen guten Job", alles "macht Sinn".
Zitat von bertiDass sie sich im heutigen Sprachgebrauch festgesetzt hat, ist leider wahr. Aber wenn sie in einer Synchro von einem Fachmann mit jahrzehntelanger Erfahrung (Brandt oder Paulsen) auftaucht, macht mich das stutzig.
Beide werden sich vielleicht der "heutigen" Zeit bzw. Sprachgebrauch angepasst haben. Wer weiß..
Zitat von bertiDass sie sich im heutigen Sprachgebrauch festgesetzt hat, ist leider wahr. Aber wenn sie in einer Synchro von einem Fachmann mit jahrzehntelanger Erfahrung (Brandt oder Paulsen) auftaucht, macht mich das stutzig.
Beide werden sich vielleicht der "heutigen" Zeit bzw. Sprachgebrauch angepasst haben. Wer weiß..
Gerade bei Erik Paulsen kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Denn im "Handbuch Synchronisation" gehört er ja zu den Angehörigen der Branche, die sich kritisch über den negativen Einfluss schlampiger Synchros auf den heutigen Sprachgebrauch äußern.
Die Verkäuferin an der Kasse sagt ja auch nicht: "Das ergibt dann 10.30", das würde viel zu gestelzt klingen. "Sinn machen" ist für mich ganz normal (als 90er-Kind bin ich mit älteren Synchron auch nicht so vertraut), "Sinn ergeben" geht mich schon in Richtung Akademiker-Jargon, ist natürlich aber nicht verkehrt.
"Das ergibt (keinen) Sinn" beobachte ich in neuerer Zeit auch häufiger als blähende Verlegenheitsübersetzung. Da hat wohl irgendwer aufgeschnappt, dass "macht Sinn" nun unter 'Profis' als böse gilt und welche idiomatische deutsche Varianten es gibt, aber immer noch kein Sprachverständnis entwickelt.
Oft ist "It makes sense" eine Verkürzung von "It makes sense to me", also mit subjektiver Färbung versehen. Mal wird ein Gedankenkonzept an sich akzeptiert oder verworfen, mal eine damit verbundene Handlung, um die es eigentlich eher geht. Oft ist es auch nur einer mehr dahingesagte Floskel. Je nach Situation muss man entscheiden, wie es nun gemeint ist und wie stark im Zweifelsfalle diese Subjektivität von Bedeutung ist.
Je nachdem bieten sich eine ganze Palette dem Wortlaut nach von freier klingenderen, aber von der Absicht her treffenderen Übersetzungen an. "Das leuchtet mir ein!", "Verstehe!", "Versteh' ich nicht!", "Das ist doch Un-/Blödsinn!", "Das klappt bestimmt (nicht)!", "Möglich wär's!", "Wäre sinnvoll!" etc. jeweils in diversen Modifikationen.
Man sieht: Während "Makes sense" ganz unterschiedliche Intensivitäten haben kann, bevorzugt der Deutsche je nach beabsichtigter Intensivität zu unterschiedlichen Ausdrucksweisen. Eine Gleichmacherei mit dem einen standardmäßigen "ergibt keinen Sinn" ist da einfach fehl am Platz und zeugt von mangelndem Sprachgefühl.
Zitat von VanTobyJe nachdem bieten sich eine ganze Palette dem Wortlaut nach von freier klingenderen, aber von der Absicht her treffenderen Übersetzungen an. "Das leuchtet mir ein!", "Verstehe!", "Versteh' ich nicht!", "Das ist doch Un-/Blödsinn!", "Das klappt bestimmt (nicht)!", "Möglich wär's!", "Wäre sinnvoll!" etc. jeweils in diversen Modifikationen.
Man sieht: Während "Makes sense" ganz unterschiedliche Intensivitäten haben kann, bevorzugt der Deutsche je nach beabsichtigter Intensivität zu unterschiedlichen Ausdrucksweisen. Eine Gleichmacherei mit dem einen standardmäßigen "ergibt keinen Sinn" ist da einfach fehl am Platz und zeugt von mangelndem Sprachgefühl.
Ein anderes Beispiel, das mir aufgefallen ist, wäre, dass seit einigen Jahren in Synchros nur "gefeuert" zu werden scheint. Alternative Formulierungen wie "rausfliegen", "rauswerfen", "rausgeworfen/rausgeschmissen werden", "draußen sein" etc. scheinen in diesem Bereich auszusterben. Der Sprachpessimist Dieter E. Zimmer bemerkt (in "Die Wortlupe", S. 106ff.) ähnliches und nennt "Kein Problem!" als Beispiel. Diese Formulierung habe sich als Übersetzung von "No Problem!" etabliert, obwohl im Deutschen genügend alternative Formulierungen zur Verfügung stünden. Als Beispiele nennt er "alles klar", "alles in Ordnung", "gerne" und "ohne weiteres". Er beschäftigt sich dabei leider nicht weiter mit der Frage, einen wie starken Anteil Synchronisationen an der Etablierung dieser Formulierung haben, sondern nur, dass sie einem Deutschen seiner Generation weiterhin fremd vorkäme (an anderer Stelle nennt er "harte arbeiten" als weiteres Beispiel dafür). Ihn würde es daher nicht mehr wundern, wenn sich als Nächtes "Kein Weg!" als Übersetzung für "No Way!" etablierte.
Eigentlich ist das folgende Beispiel keine richtige Übersetzung, weil es sich um Lacher handelt. Gestern habe ich nach längerer Zeit wieder "Robin Hood - König der Vagabunden" mit Errol Flynn gesehen. Die Synchro ist wunderbar (Besetzungsliste siehe hier), darin besteht kein Zweifel. Allerdings hat sie dennoch eine Eigenart. Man hat nämlich geradezu alle Lacher im Original belassen, was tw. doch etwas komisch wirkt und man fragt sich, warum man sich damals, 1950, so entschieden hat. Wenn man einen Film synchronisiert, lässt man doch alle Synchronsprecher/-schauspieler selbst lachen, weil das ja auch zur Synchro gehört. Es gab sicherlich Filme, wo man mal eine Lache im Original beließ. Bei "Robin Hood..." ist es aber schon sehr auffällig.
Zitat von Dubber der Weiße Das wird euch überraschen - manches, nicht alles, von dem, was ihr hier moniert, lässt einzig und allein auf euer mangelndes Sprachgefühl oder Sprachverständnis schließen. Nur ein Beispiel, bei dem mich eure Kollektivschelte nicht nur verwundert, sondern sogar ein wenig ärgerlich macht: "Sie hat ihr Leben lang ein Verhältnis zu ihm gehabt." Da steht "zu ihm", nicht "mit ihm". Der Richter drückt sich also zwar durchaus etwas holprig aus, aber er gibt damit keineswegs Wissen preis, das er gar nicht besitzen dürfte. Elsholtz hat da einfach noch einen Lacher draufgelegt, der funktioniert. Das bisschen Holprigkeit merkt der Normalzuschauer nicht.
Das "bisschen Holprigkeit" ist leider nur allzu offenkundig und ich kann deine These nicht ganz nachvollziehen, dass diese Übersetzung Absicht gewesen sein soll. Auch das mehr an Humor erschließt sich mir nicht. "Sprachgefühl" ist hier durchaus der springende Punkt. Der Begriff "Verhältnis" besitzt eine unzweideutige Konnotation und wird so gut wie nie im Sinne von "Verwandtschft" verwendet. Die Präposition "zu" kann daran nichts ändern. Wahrscheinlich steckt weit weniger dahinter, als hier reininterpretiert wurde: Elsholz hat einfach wörtlich übersetzt und es so belassen, ohne die erste Version zu überarbeiten.
Zitat von LammersEigentlich ist das folgende Beispiel keine richtige Übersetzung, weil es sich um Lacher handelt. Gestern habe ich nach längerer Zeit wieder "Robin Hood - König der Vagabunden" mit Errol Flynn gesehen. Die Synchro ist wunderbar (Besetzungsliste siehe hier), darin besteht kein Zweifel. Allerdings hat sie dennoch eine Eigenart. Man hat nämlich geradezu alle Lacher im Original belassen, was tw. doch etwas komisch wirkt und man fragt sich, warum man sich damals, 1950, so entschieden hat. Wenn man einen Film synchronisiert, lässt man doch alle Synchronsprecher/-schauspieler selbst lachen, weil das ja auch zur Synchro gehört. Es gab sicherlich Filme, wo man mal eine Lache im Original beließ. Bei "Robin Hood..." ist es aber schon sehr auffällig.
Hier müsste man recherchieren, ob das bei der Synchro wirklich so war, oder ob die ARD hier eine Mischfassung produziert hat, die dann auf DVD gelandet ist. Ähnliches geschah z.B. bei praktisch allen Warner/MGM-Filmen, in denen gesungen wird: Brigadoon, Singing in the Rain, Das war der wilde Westen. Es ist gut möglich, dass irgendein Degeto-Techniker ausschließlich die Dialoge (also ohne Lacher) exzerpiert hat und diese dann in die Originalfassung integriert wurden.
Genauso ist es möglich, dass die Lacher alle schon auf dem IT enthalten waren. Bei britischen Filmen war es jahrzehntelang üblich (und ist es meiner Beobachtung nach sogar bis heute), wortlose, aber markante menschliche Lautäußerungen wie Lachen, Gähnen, Schreien im Original auf dem IT abzuspeichern - deshalb hört man bspw. den Flaschengeist in "Der Dieb von Bagdad" immer doppelt lachen (die Synchronaufnahme überlagert das IT9). Zwar ist "Robin Hood" ein US-Film, aber möglich, dass diese Methode auch hier angewandt wurde und man vernünftigerweise nicht "drüber" synchronisiert hat.
Ich verstehe bei sowas nicht, wieso man das IT nicht stutzt und flickt... in der großen Mehrheit aller Fälle wäre das problemlos möglich, da ohnehin nur generische Einheitsatmo auf dem IT dahinplätschert, die man problemlos ziehen oder kopieren könnte.
Weil man in so einem Fall Geräusche neu aufnehmen müsste und, wenn Geräusche und Musik nicht getrennt abgespeichert sind (wie das bei alten Filmen aus technischen Gründen wohl üblich war), ein häßlicher Bruch in der Musik entsteht.
Zitat von SlartibartfastÄhnliches geschah z.B. bei praktisch allen Warner/MGM-Filmen, in denen gesungen wird: Brigadoon, Singing in the Rain, Das war der wilde Westen.
Wobei man bei "Singin' in the rain" am Anfang von "Make 'em laugh" Gene Kellys Lacher ausgelassen hat und zwar bei Position 0:38. Diese Stelle ist in der deutschen Fassung stumm: http://www.youtube.com/watch?v=FW02c5UNGl0