Also hättest du es da 1:1 haben wollen. Was eigentlich, lieber PeeWee, ein schönes Bespiel für das tote, mutlose "Synchronesisch" ist, das man erhält, wenn man sich so Sachen wie "Seien Sie mein Gast" verwehrt - um zu deinem vorher genannten Anti-Beispiel zu kommen. Bei jenem Beispiel aus "Aliens" hat man es wirklich gewagt, ein US-Sprachbild 1:1 rüber zu holen. Und ganz ehrlich? Ich fand es hammergeil. Wie Goldstein (nicht Gressieker) das mit der Zigarre im Maul rausknurrt - Hammer. Ich habe das als Knirps direkt übernommen (ohne Zigarre).
Synchro darf auch mal was wagen. Und dann muss man auch mal konsequent sagen: "Die haben es gewagt und es war nicht öde."
Kann man es mir recht machen? Nein, natürlich nicht. Ich bevorzuge es meist, wenn die Synchro eher etwas hinzufügt als etwas nimmt. Der Dialog "Was ist dir denn passiert?" - "Bond!" ist mehrdeutig, sowas wäre ggf. im umgekehrten Falle, wo das Original nur eine Richtung vorgibt, dann bei Brandt vorgekommen. Daraus "Wer hat dir das angetan" zu machen nimmt der Sache ein wenig diese Mehrdeutigkeit und macht sie zu einer verpassten Pointe (vielleicht hätt ich das da rein schreiben sollen). Wenn die Synchro auf diese Weise also etwas verliert finde ich das schade.
Mit "Seien Sie mein Gast" kann ich durchaus leben, wäre dann aber auch etwas, das vielleicht nicht in JEDEM Fall so benutzt werden sollte. Was mir dann aber letztens beim Ansehen der Originalfassung von "Aliens" aufgefallen ist, ist eine andere Stelle, bei der ich immer ein wenig gestutzt habe. Wenn Kurt Goldstein nämlich sagt, seine Männer "sind alle im Einsatz" meint er eigentlich eher "Einsatzzentrum", "Einsatzzentrale", "Operationszentrale" oder "Brücke", denn im O-Ton ist da von "they are in Operations" die Rede, was, wie wir von DS9 wissen, das Operationszentrum ist. Daß die "im Einsatz" sind is klar, weil, ne offene Bar gibts da ja nicht. Eventuell eine, die von den Aliens betrieben wird, aber das zeigt uns der Film nicht. So, genug kluggeschissen, Hudson, beam me up.
Du bringst mich zum Lachen - auf 'ne gute Weise, die "im Einsatz"-Stelle muss ich mir auch mal ansehen. Ein rührender Fehler.
Wir sind da ganz beieinander, mir hätte deine Bond-Variante auch viel besser gefallen. "Wer hat dir das angetan" ist mir viel zu schnarchig-klar. Danke für die schönen Beispiele.
Kann sein, dass viele Übersetzungsmerkwürdigkeiten und –fehler bereits aus der Rohübersetzung stammen und dann bei Synchronautor und –regisseur einfach so durchrutschen. Wenn das stimmt, was Hansi Jochmann in einem Interview sagt, dass nämlich aus Kostengründen manchmal nicht erfahrene Profiübersetzer sondern SprachSTUDENTEN (!) die Rohübersetzung anfertigen, wundert mich natürlich nix mehr! (Zumal viele heutige Studenten kaum noch ihre eigene Muttersprache richtig beherrschen! ;)
Wer sich schon mal ernsthaft an der Übersetzung eines fiktionalen Textes versucht hat, weiß, wie schnell das sogar bei scheinbar einfachen Sätzen recht 'tricky' werden kann und ahnt, was ein guter Übersetzer da zu leisten hat!
Ich habe übrigens gerade einen Minitext INS Englische übersetzt und da das bei einem Nicht-Muttersprachler nicht wirklich funktioniert, habe ich den Text zur Kontrolle an zwei befreundete Amis geschickt. Ergebnis: Wir diskutieren seit EINER Woche an EINEM EINZIGEN Satz herum! Inzwischen habe ich 18 verschiedene englische Versionen dieses Satzes, blick's überhaupt nicht mehr und die zwei beschimpfen sich gegenseitig als 'wanker'! ;)
Warum schreib ich das hier eigentlich alles...? Ach so, ja.... Eine 'Übersetzungsmerkwürdigkeit', die mir schon öfters (vor allem in älteren Synchros) aufgefallen ist: "comic book" wird mit "Comicbuch" wiedergegeben, was zwar wunderbar lip-sync, aber falsch ist....
Zitat von gobber newhouse im Beitrag #244 Ach so, ja.... Eine 'Übersetzungsmerkwürdigkeit', die mir schon öfters (vor allem in älteren Synchros) aufgefallen ist: "comic book" wird mit "Comicbuch" wiedergegeben, was zwar wunderbar lip-sync, aber falsch ist....
Danke, endlich sagt's mal Einer. Jedesmal wenn ich das bei "The Bing Bang Theory" höre kriege ich einen Anfall.
Oh ja... Ja, es gibt natürlich auch Comicbücher, also meist Hardcover-Sammelbände oder Dinger, die in Richtung graphic novel gehen. Aber schon in der fast ersten Schulstunde Englisch haben wir damals gelernt, dass "school book" auf Deutsch "Schulheft" heißt, man im Englischen also auch zu dünnen Dingen "book" sagt, die wir aber als "Heft" zu bezeichnen pflegen.
Sei froh, dass das Beispiel Haare hat, sonst hätte es nicht daran so extrem herbeigezogen werden können. Aber das weißt du selbst. (Nebenbei: Fahrrad passt prima auf Bicycle, aber ich weiß, was du meinst...)
Haha, stimmt! Deshalb nehme ich immer gern 'haarige' Beispiele und scher dann auch noch alles über einen Kamm! ;) Aber was besseres ist mir so schnell nicht eingefallen... Gibt's aber bestimmt!
Zitat von gobber newhouse im Beitrag #250Aber was besseres ist mir so schnell nicht eingefallen... Gibt's aber bestimmt!
Z. B. das zu Beginn des 20. Jahrhunderts übliche Wort "Aeroplan", dass schnell durch "Flugzeug" ersetzt wurde, aber eigentlich total lippensynchron wäre, wenn mal nicht vom "Plane", sondern tatsächlich vom "Aeroplane/Airplane" die Rede wäre?
Nein, das wäre Dubber auch viel zu behaart! Bei Bizikel und Aeroplan denkt auch der Durchschnittszuschauer: "Hä? Was'n das fürn komisches Wort? Das sagt man doch so nicht!" Bei 'Comicbuch' denkt der Durchschnittszuschauer, der nie ein Comic in der Hand hat: Nix Der Comicleser kriegt aber eine Magenkolik...;)
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #247Seid ihr Synchron- oder Asynchronfans?
Na komm Großer, man kann auch mal was wagen. :)
Wenn ich mir ältere Synchros anhöre, wurde da weniger Quatsch wie "Comicbuch", "Macht Sinn" etc. verwendet und da war es auch synchron. Oder vielleicht haben wir/ich es nur nicht gemerkt? Synchronität ist bei weitem nicht alles, müsstest du doch wissen. Und wenn ich mich entscheide nmüsste eine gute Variante/Übersetzung zu nehmen, die aber eben nicht ganz synchron oder zu den Labialen passt, dann lasse ich doch einen Haufen drauf. Ehrlich gesagt, geht mir Labialgeilheit auf den Zeiger. Das merkt man meist sowieso nicht.
Wenn ich die Lippen ablese und ein vordergründig "unpassende" Labiale draufgesprochen werden, merke ich es meistens schon. Aber wenn z.B. der Mund gerade zu einem "u", oder "o" gespitzt wird, und synchron ist ein "a" oder "i" zu hören, ist mir das genauso komplett egal. Ausgenommen, wenn die Lippen gut sichtbar zusammengepresst werden, dann muss ein "M", oder "P" ausgesprochen werden. Aber mit dieser "Labialgeilheit", wie du das genannt hast, schrenkt man die Dialogautoren meiner Ansicht nach zu sehr ein. Viel wichtiger ist imho. die Lippensychronität. Ich glaube übrigens ehrlich gesagt schon lange nicht mehr daran, dass die Schauspieler(innen), die man in den Kinos und auf den Fernsehbildschirmen sieht, in den Filmen und Fernsehserien selber deutsch sprechen...
Ihr kennt ja sicher alle die englische Redewendung "to come out of the closet", was einfach bedeutet sich zu outen, also sich zu seiner Homo-/Bisexualität zu bekennen. In den meisten Produktionen wird das sinngemäß nicht wörtlich übersetzt, aber trotzdem passiert es hin und wieder, besonders in den letzten Jahren, dass im Deutschen doch tatsächlich vom "aus dem Schrank kommen" o.ä. geredet wird!
Jüngstes Beispiel: eine Episode von Glee aus der dritten Staffel