Auch die Übersetzung des "Casablanca"-Schlusssatzes mit "Daraus könnte sich eine wunderbare Freundschaft entwickeln!" war nicht gerade gelungen, sondern ziemlich sperrig.
Eigentlich ist die deutsche Fassung von "Fahrenheit 451" tadellos, nur an zwei Stellen wurde auf merkwürdige Weise geschlampt. Dass in der Anfangsszene eine Mundbewegung des Mannes mit dem Apfel vergessen wurde, ist zu verschmerzen, vielleicht kaut er ja nur (obwohl leider aus diesem Grund diese ganze Sequenz für die DVD neu synchronisiert wurde). Aber peinlich ist es, als Montag die Freundinnen seiner Frau vergrault hat und einen Stapel Bücher greift: Man sieht, wie er den Mund bewegt und hört absolut nichts. Hier hat die Nachsynchro für die DVD tatsächlich etwas gebracht, zumal man glücklicherweise nur diesen Satz neu synchronisierte. Falls jemand einwendet, dass auch die Szene, in welcher der Captain die Schüler hinter einer Glasscheibe zusammen scheißt, deshalb nachsynchronisiert wurde - hier hört man auch im Original nur leises, undefinierbares Wabern wie in der Kinofassung, es war also nicht nötig! (Und von der abweichenden Übersetzung des Copperfield-Textes wollen wir gar nicht reden, zumal die Neufassung äußerst plump und unliterarisch ist.)
In die ansonsten schön gestaltete Synchro zu "Scream 2" hat sich leider ein blöder Schnitzer eingeschlichen, der die Illusion etwas zerstört: Aus der fiktiven Show "Current Edition", die im Film auch in Ausschnitten zu sehen ist, wurde in der Übersetzung doch tatsächlich die "Aktuelle Stunde".
Die frühen Dialogbücher von Jürgen Neu scheinen ja immer wieder voll von "false friends" zu sein - zurecht wird gern hingewiesen auf die "Hafenseite" (im Deutschen nennt man die Seite, welche Kriegsschiffe dem Hafen zuwandten, schlicht "Backbord") in "Star Trek 2 - Der Zorn des Khan". Aber außerdem sind zwei dämliche Kontinuitätsfehler passiert, die man hätte vermeiden können, ja müssen. Dummerweise hatten die beteiligten Sprecher keinerlei Star-Trek-Erfahrung (Rodes Mitwirkung bei der Zeichentrickserie mal ausgenommen, da die Dialoge nix mit Star Trek zu tun hatten) und konnten nicht korrigieren. Dass das romulanische Ale als Romulanerbräu bezeichnet wird, kann man noch verschmerzen - vielleicht flappst Kirk mal wieder - aber den "klingonesischen Liebestrank" kann ich nicht verzeihen, zumal die Klingonen auch tatsächlich so genannt werden. Am ärgerlichsten aber ist, dass diese Fehler in der Director's Editionen nicht korrigiert wurden, obwohl einige Sätze wenige Sekunden später ohnehin nachsynchronisiert werden mussten und es so kein Problem gewesen wäre. Martin Grossmanns böse Schnitzer in "Star Trek 3" erwähne ich deshalb nicht, weil es von vorn bis hinten keine "gute Synchro" ist und meinerseits eher in Richtung "Hass-Synchros" schlingert.
Bei Khan wäre da noch diese Sache mit verschlüsselten oder unverschlüsselten Nachrichten anzumerken, die in der DF, glaub ich, komplett falsch (bei einer Chance von 50 zu 50) übertragen wurde.
Aber geh doch mal bitte bei Star Trek 3 ins Detail, Stefan, nur so zum Spaß.
in Oscar Wildes Stück sind in einer Szene "Gurken-Sandwichs" von einiger Bedeutung. Im Original natürlich "cucumber sandwiches". In ALLEN Übersetzungen ind Deutsche blieb man bei den Gurken. Die Gurkensandwiche der Engländer tauchten auch in anderen literarischen Werken auf, die bis in die frühen 50er nach Deutschland kamen. Auch wurden Gurkensandwiche für deutsche Karikaturen von Briten über Jahrzehnte ab und an benutzt.
Warum aber müssen es in der Synchronisation des Filmes "Tomaten-Sandwiches" sein? Weil "Gurken" nur zwei silben hat und "Tomaten" drei, so wie "Cucumber"? Die Tomaten finde ich sogar störend, vielleicht wegen meiner Vorliebe für dieses Stück.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #320 Dass das romulanische Ale als Romulanerbräu bezeichnet wird, kann man noch verschmerzen - vielleicht flappst Kirk mal wieder - aber den "klingonesischen Liebestrank" kann ich nicht verzeihen, zumal die Klingonen auch tatsächlich so genannt werden. Am ärgerlichsten aber ist, dass diese Fehler in der Director's Editionen nicht korrigiert wurden, obwohl einige Sätze wenige Sekunden später ohnehin nachsynchronisiert werden mussten und es so kein Problem gewesen wäre.
Fand ich beides nie störend und "Romulanerbräu" war doch sowieso die erste Erwähnung dieses Getränks, also kann von Kontinuität keine Rede sein. ("Ale" hätte ich es niemals genannt.) Die Hämmer von Jürgen Neu sehe ich eher bei Dialogen, wo das Gegenteil des Originals behauptet wurde ("Verschlüsselte Meldungen sind während eiens Gefechts untersagt") oder wo der gute Mann einfach keinen Plan hatte, was überhaupt vor sich geht (Dialog mit Saavik über menschlichen Humor).
Wolfgang Lukschys Leistung für Joseph Cotten in "Niagara" dürfte unbestritten ein Glanzlicht seiner damaligen Einsätze sein. Dennoch ist ihm ein Schnitzer unterlaufen, der auch der Regie entging:
Als er Jean Peters am Wasserfall auf die Seite zieht und ihr von dem gescheiterten Mordversuch auf sich erzählt, spricht er den Namen seiner Frau Rose zweimal deutsch aus (also mit "e"). Zwar wurden Namen in den 50ern (leider) gern eingedeutscht, im restlichen Film wird jedoch die englische/amerikanische Aussprache verwendet, auch von Lukschy. Die Szene sticht daher bei jedem Sehen merkwürdig hervor (zumindest bei mir).
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
13.07.2014 12:12
#326 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
in diesem bemerkenswert unheroischen Kriegsdrama meinte man es bei Rank etwas zu gut in der Übersetzung von Anreden in der britischen Kriegsmarine.
Waren Eindeutschungen in den frühen 50ern auch weit verbreitet, hier ist es etwas eigenartig, wenn man sich mit der Materie auskennt.
Jack Hawkins ist Captain, wird aber nur am Rande so genannt, wenn andere über ihn sprechen. Einmal fällt auch "Commander" im Sinne seiner Funktion. Die deutsche Synchronfassung macht aus ihm einen "Kapitänleutnant" und die gesamte Besatzung spricht ihn mit der in der deutschen Marine damals umgangssprachlich angewandten Abkürzung an: "Herr KaLeu!" Das ist ziemlich unsinnig, da rein deutsch. Auch müssen manche Sprecher sehr schnell reden, denn aus einem simplen "Yes, Sir!" der OF wird durchaus mal ein "Ja, Herr KaLeu!" bzw "Jawoll, Herr KaLeu!" oder "Zu Befehl, Herr KaLeu!". Alle Besatzungsmitglieder sprechen Hawkins stets mit "Sir" an. Zudem wird der "KaLeu" auch oft angewandt, wenn im Original keine Anrede vorkommt.
Stanley Baker wird als "First Officer" vorgestellt und auch deutsch als "Erster Offizier" betitelt. Auch er wird von allen stets nur "Sir" genannt. Auf seine Frage an die Neuen, ob sie nicht wissen, wie sie sich ordnungsgemäß zu melden haben, korrigieren sie ihr "Yes" mit "Yes, SIR!". Deutsch: "Jawohl, Herr Oberstleutnant!" Sechs Silben statt zwei, da heißt's auch schnell sprechen.
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
12.08.2014 11:23
#327 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
In dem wunderbaren Film "Frankensteins Rache" (für mich der ultimative Frankenstein-Film) gibt es eine längere Szene, in der der Baron seinem neuen Assistenten von der Vergangenheit erzählt, ehe er ihm den noch leblosen Körper eines neuen Wesens zeigt.
Der Baron fragt Kleve, ob dieser wisse, weswegen Frankenstein zum Tode verurteilt wurde. Im Original antwortet Kleve: "Yes, it's become a legend!" (was ein schöner Bezug zur Einleitung des vorangegangenen Filmes ist). Deutsch lautet die Antwort jedoch: "Ja, das weiß doch jeder!" - was deutlich weniger bedeutsam erscheint.
Gleich später erzählt Frankenstein von seinem Unglück und endet mit: "I swore I would have my revenge. They will never be rid of me!"
Deutsch sagt er hingegen: "Ich wußte aber, daß ich weiterleben würde, denn ich bin unsterblich!"
Das mit der Unsterblichkeit gefällt mir durchaus besser, auch wenn es das als "Unsterblichkeit" deutbare weitere Schicksal des Barons vorzeitig ins Spiel bringt, was dieser noch gar nicht wissen kann. Der Satz "I swore I would have my revenge!" ist der einzige Bezug zum Titel und macht im Kontext zum übrigen Text klar deutlich, daß Frankenstein nicht Rache an wem konkreten nehmen will, sondern diese Rache symbolisch zu verstehen ist, wenn er beweist, tatsächlich ein Genie zu sein. Deutsch fehlt im gesamten Film der Bezug zur "Rache" des Titels.
Dass die DEFA-Fassung von "Die Olsenbande fährt nach Jütland" der ZDF-Fassung haushoch überlegen ist, dürfte wohl kaum zu bestreiten sein. Aber dreimal ist Dialogautor Wolfgang Woizick (offensichtlich über die Rohübersetzung) gestolpert: Egon fragt Börge: "Du hast doch einen Atlas?" Börge bejaht und reicht ihm ... einen Globus. Da in der ZDF-Fassung Egon ebenfalls fragt "Du hast doch einen Atlas oder so was?" und Börge ihm antwortet "Ja, einen runden", kann man wohl davon ausgehen, dass dieser Fehler im Originaldialog auftauchte (oder Atlas und Globus sind im Dänischen identisch). Wenig später kapituliert Benny vor der Reparatur des Wagens mit den Worten "Mensch, dazu brauch' ich Werkzeug!" Eigentlich müsste er aber von Ersatzteilen sprechen (und wenig später sucht er diese auch auf dem Schrottplatz). Und der dritte Fehler, der mir schon oft aufgefallen ist: Als es um den Taucheranzug geht, lacht Benny "Als ob Kjeld dafür der Richtige wäre. Du übrigens auch nicht." Letztere Worte richtet er an Egon, der seltsamerweise antwortet: "Ich seh' schon, ich mach' das wieder allein." Eigentlich müsste Benny sagen: "ICH übrigens auch nicht" - und schon ergäbe Egons Antwort Sinn. In Richters Fassung stimmt dieser Dialog - das ist aber auch das Einzige, was man zu seinen Gunsten anbringen kann. Ansonsten ist die DEFA-Fassung blendend und zudem ein perfektes Beispiel für komödiantisches Timing.
Gruß Stefan
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.11.2014 02:00
#329 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
da passierte Jürgen Thormann entweder ein Schnitzer oder er sprach es blind vom Skript. Francis Matthews stellt sich dem Vater Shandor als Charles Kent vor, danach ist seine Frau Diana an der Reihe. Nun aber wird der Bruder Alan vorgestellt. Thormann aber nennt auch diesen "Charles".
Unsinnig ist, daß Vater Shandor auch als "Hochwürden" angesprochen wird. Im Original bleibt man hier konsequent bei "Father". Ein Ordensmitglied, selbst in priesterlicher Funktion, wird nicht so genannt.
Und dann die genialste Übersetzung: aus absoluter Stille machte man ein "Cccchrrrrr!" Das Gefauche von Dracula in zwei Szenen ist zwar nicht so peinlich wie das legendäre "Ei!" in "Dracula jagt Minimädchen", aber dennoch merkwürdig deplaziert. So wirkt's wie ein Kinderschreck, die Stille bei Draculas Wutanfall wirkt unheimlicher.
In einigen Beschreibungen dieses Films (u.a. bei WIKIPEDIA) wird gar ein "Abt Shandor" erwähnt. Gerade falls auf dieses Amt nicht agespielt wird, hätte bei diesem Ordensgeistlichen die Anrede mit "Pater" ( ist mir für unsere Ohren gerade in diesem Fall noch lieber als "Vater") vollkommen genügt. Oder möglicherweise wäre es sogar gegangen, ein "Abt" drüber zu sprechen.