Zitat von VanToby im Beitrag #343Das erinnert mich an einer meiner Lieblings-Sitcomszenen aller Zeiten:
In einer Folge VERRÜCKT NACH DIR soll Paul (Volker Brandt) - im Auftrag seiner mit Rückenschmerzen darniederliegenden Frau - einen Japanisch-Dolmetscher zu einer Rede eines Experten im Stadtrat kutschieren, kann ihn aber einfach nicht aufgabeln. Da ihm aufgeht, dass aber auch niemand sonst in der Stadt die Sprache versteht, kommt ihm spontan eine Idee ...
Ohne Mimik und Gestik ist es nicht ganz so witzig, aber hier das Ergebnis.
Japanisch, das klingt eher nach Chinesisch Gruß, Tobias
"Frère Jacques, Frère Jacques! Dormez-vous? Sonnez les matines!" (Marianne Wischmann zu einem französischen Kellner 'Wein nachbestellend' in DIE NANNY)
fortinbras
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29.05.2015 13:14
#347 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
Etwas spät, da ich es jetzt erst gelesen habe, mein Kommentar zu "Klon/Clown":
Ich glaube, man hat das früher mal ganz anders ausgesprochen. Meine Oma sagte zeitlebens "Zirkusklooo(w)n" - mit einem halbverschluckten "w". Mein Onkel immer: "Mutti, das heisst 'Klaun"!" "Bei mir nicht! Wir haben das so in der Schule gelernt! Der 'Klaun' ist erst später gekommen!"
Vermutlich ist es so wie bei "Vampir" und "Wammm-pyr" - beides existierte eine Zeit lang parallel, ehe sich eines dauerhaft durchsetzte.
Schaue z.Zt. das britische period drama 'Peaky Blinders' (absolutes must-see!) und ärgere mich immer wieder über völlig unnötige Übersetzungsschlampereien, die zurecht dem Image der Synchronisation schaden und nur den OF-Nazis (die allerdings bei dieser Serie erhebliche Probleme mit den Akzenten haben dürften, harhar!) in die Hände spielen...;) Beispiel: "You are the thickest", heißt im Kontext: "Du bist der dümmste", wurde synchronisiert als: "Du bist der dickste". OK, vielleicht wegen lip-sync, aber trotzdem. Der angesprochene ist überhaupt nicht dick, und es ergibt im Szenekontext keinen Sinn. Frage mich immer, ob solche Fehler bereits aus der Rohübersetzung stammen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #347Etwas spät, da ich es jetzt erst gelesen habe, mein Kommentar zu "Klon/Clown"
Auch von mir noch eine Bemerkung zum Thema: Beim Verfolgen dieser Dieskussion kam es mir so vor, als hätte ich die Aussprache "Klon" auch mal gehört. Leider fiel es mir erst in einer Phase ein, als ich kaum Internetzugang hatte, danach hatte ich es wieder vergessen. In dem (mir aus einer Kalkofe-Parodie bekannten) Song "Ich mag" von Volker Lechtenbrink reimt sich "Zirkusclown" auf "Sohn".
fortinbras
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23.06.2015 14:50
#350 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
"Ich mag" ist ein wunderschönes Chanson, eines von Lechtenbrinks schönsten Liedern.
Das bleibt jetzt etwas auf der vom Threadthema abweichenden Linie:
ein Bekannter von mir, der Franzose ist und Volker Lechtenbrink sehr mag, musste bei diesem Lied sehr schmunzeln darüber, dass Lino Ventura darin italienisch ausgesprochen wird, wie es bei uns üblich ist. "Lino Wenndüraaa" wäre nämlich viel richtiger, er hat sich an unsere Ausdrucksweise noch immer nicht gewöhnt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #350Das bleibt jetzt etwas auf der vom Threadthema abweichenden Linie:
Um noch viel weiter vom ursprünglichen Pfad abzukommen und das Threadthema bis zur Unkenntlichkeit zu deformieren. Es ist mir schon als kleiner Bub aufgefallen, und noch heute stolpere ich - auch in hochseriösen Publikationen - auf die falsche Schreibweise des Vornamens von Cary Grant. Wie kommt es, dass in gefühlt der Hälfte der Fälle von ihm als Gary Grant die Rede ist?
Ich glaube, dass die (wenn auch oft unbewusste) Vorliebe für Tautogramme sehr weit verbreitet ist - scheint mir eine plausible Erklärung für Die falsche Schrreibweise von Cary Grant zu sein.
fortinbras
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02.07.2015 23:50
#353 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
Der ideale Film für die momentane Schlechtwetterphase mit ekelhaft viel Sonnenschein - da wird einem gleich noch heisser...
In dem Film ist die Erde langsam am Verglühen, weil sie aus der normalen Umlaufbahn abgedriftet ist. Ein waghalsiges Unternehmen soll den Normalzustand wieder herstellen. Am Ende werden in der Zeitungsredaktion, die für die Filmhandlung wichtig ist, zwei Titelblätter für den nächsten Tag zeitgleich mit Leitartikeln vorbereitet. Auf einem steht "World saved" auf dem anderen "World doomed". Das sind ganz konkrete, klare Aussagen.
In der deutschen Synchronfassung ist hier eine Stimme zu hören, die den Text vorliest - das gibt es im Original nicht. Die deutsche Stimme darf hier sagen: "Ist die Welt gerettet?" bzw "Ist die Welt verloren?". Hinzu kommen noch ein paar Worte wie aus den Untertiteln zum Leitartikel, die irrelevant sind und die man gar nicht lesen kann im Original.
Diese Übersetzung ist vollkommen idiotisch, sie vermasselt eigentlich auch die Härte der Szene und trägt dazu bei, dass der nachfolgende Schlusskommentar der Hauptfigur deutlich pathetischer klingt, als er es im Original tut.
Zitat von Erik im Beitrag #352Ich glaube, dass die (wenn auch oft unbewusste) Vorliebe für Tautogramme sehr weit verbreitet ist - scheint mir eine plausible Erklärung für Die falsche Schrreibweise von Cary Grant zu sein.
Das und dass der Name "Gary" geläufig ist - "Cary" hingegen nicht. Bis eben hätte ich vermutlich "Gary Crant" geschrieben, da mir zwar mal aufgefallen war, dass nicht beide Namen mit demselben Buchstaben anfingen, aber nicht welcher wo.
Zitat von fortinbras im Beitrag #350"Ich mag" ist ein wunderschönes Chanson, eines von Lechtenbrinks schönsten Liedern.
Wäre es doch seines geblieben. Leider war das Cover von Rolf "Schulweghitparade" Zukowski weitaus populärer und machte die Nummer unanhörbar. Als Lechtenbrink das Lied dann noch selbst in einer Caro-Werbung einsang, war es ganz vorbei.
Da hab ich wohl einen Vorteil - Rolf Zuckowskis Fassung kenne ich gar nicht, zudem ist der in Österreich überhaupt praktisch unbekannt und ich kenne ihn nur sehr am Rande.
Werbung? Seit ich etwa 15 bin, drehe ich bei Werbespots immer den Ton ab. Ich kenne nur ganz, ganz wenige - also bin ich wohl immun gegen eine Überdosis "Ich mag".
In der ansonsten geschliffenen und augenscheinlich sehr originalgetreuen DEFA-Übersetzung des Hunebelle-Klassikers "Die drei Musketiere" (1953) heißt es an einer Stelle "Ihr seid allein, wir sind drei Mann mehr"; d'Artagnan erwidert "Wenn Ihr es wünscht, seid ihr gleich drei Mann weniger." Im Original aber erwidert er "... seid ihr VIER Mann weniger" - er macht damit sehr deutlich, dass er vorhat, ALLE auszuschalten. Die deutsche Zeile ist immer noch witzig, aber es fehlt ihr die Untergründigkeit. Weniger merkwürdig, sondern vielmehr eindeutig ist, dass DialogautorIN Eva Weise einen Satz ganz weg gelassen hat: "Dies wäre nicht der erste Krieg gewesen, der um eine Frau geführt wurde." Zufall? Wohl kaum!
Gruß Stefan
fortinbras
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15.07.2015 22:37
#359 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten
Noch ein weiterer Exkurs in eigentümliche Aussprache von Worten in älteren Zeiten:
unlängst fiel es mir bei Heinz Engelmann wieder mal auf ("Hölle unter Null"), das er die Himmelsrichtung "Ost" mit sehr langem "O" aussprach, also "Ooost". Das fiel mir aber auch bei anderen Schauspielern auf, nicht nur in der Synchronbranche. Es scheint aber auch hier beide Versionen parallel gegeben zu haben.
In FEUERBALL gibt es gleich zwei Kostproben davon: einmal aus dem Munde Borcherts ("Breite: 97 Grad Ooost")*, später dann von Waitzmann ("20 Grad Nord, 60 Grad Oost").
*diese Aussprache war mir schon als Bub aufgefallen, und gerade wegen mehrerer eigenwilliger Betonungen von Borchert in diesem Film war er mir als Sprecher aufgefallen und hatte sich mir seine Stimme so eingeprägt - vielleicht deshalb gehört sie immer noch zu meinen liebsten "Rollen" von ihm (und das, obwohl seine Auftritte sehr kurz und meist nur vom Tonband sind)