In dem Film "Ein einsamer Ort", dessen 2011 entstandene Synchro im Grunde schon solide ist, gibt es in einer der ersten Szenen, die in dem Stamm-Restaurant der von Humphrey Bogart gespielten Hauptperson spielt, den Sohn einer Nebenfigur, der zur Gesellschaft dazukommt und sagt, dass er gerade von einer "Preview" kommt, was sehr merkwürdig wirkt, da man ruhig "Premiere" hätte sagen können und außerdem wirkt das Ganze in einer Synchro eines Films von 1950, ungeachtet der Tatsache, dass die Synchro von 2011 ist, wie ein Fremdkörper.
Das ist eigentlich ein klarer Fall einer "Nicht-Übersetzung"... Würde dein Beitrag nicht besser in den "Thread "Englische Ausdrücke in älteren Synchros" gehören?
Zitat von iron im Beitrag #512Das ist eigentlich ein klarer Fall einer "Nicht-Übersetzung"... WÜrde dein Beitrag nicht besser in den "Thread "Englische Ausdrücke in älteren Synchros" gehören?
Nur dann, wenn eine Synchro von 2011 bereits als "älter" gilt.
OK, hatte ich vielleicht mitbedenken müssen!;))) Das ist so ein spezieller Grenzfall, der imho. evtl. sehr bedingt hingepasst hätte, weil der Film an sich ja zu den Klassikern zählt. Ein eigener Faden für "englische Ausdrücke in heutigen Synchros älterer Filme" (und das Thema noch mehr aufzufächern) wäre höchstwahrscheinlich von der Resonanz her nicht sehr ergiebig und aus verschiedenen Gründen wenig sinnvoll.
Zitat von iron im Beitrag #512Das ist eigentlich ein klarer Fall einer "Nicht-Übersetzung"... WÜrde dein Beitrag nicht besser in den "Thread "Englische Ausdrücke in älteren Synchros" gehören?
Nur dann, wenn eine Synchro von 2011 bereits als "älter" gilt.
Eben. Ich hatte auch erst an den von dir genannten Thread gedacht, aber die Synchro noch verhältnismäßig neu ist, hätte das m.E. keinen Sinn gemacht.
Bekanntlich wurden vier vom ZDF aus unterschiedlichen Gründen als "anstößig" empfundene Folgen auf Super8 veröffentlicht und Jahrzehnte später für die Fernsehausstrahlung erneut synchronisiert. Die lange verschollen geglaubten Erstsynchros entsprechen der Qualität der damaligen ZDF-Bearbeitungen: Helmo Kindermann und Brigitte Grothum sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber der Rest der Besetzung entspricht überwiegend denen, die auch bei der Rondo zum Zuge kamen; die Dialogbücher sind ebenfalls gelungen, gelegentlich eingestreute Flapsigkeiten von Karlheinz Brunnemann fallen nicht unangenehm auf und vertragen sich mit dem Humor der Serie. Aber zwei Kleinigkeiten wirken doch komisch: Am Ende von "Eine Überdosis Wasser" (besser bekannt als "H2O - Tödliches Nass") bezeichnet John Steed seinen Hut als "Homburg". Ganz abgesehen davon, dass im Original von einem "Bowler" die Rede ist und man sieht, dass es sich um einen solchen handelt - heißt die Serie denn "Mit Schirm, Charme & Homburg"? In der damals besonders "skandalösen" Folge "Die Nacht der Sünder/Zur Hölle, Sir" wird an mehreren Stellen (ohne Bezug zum Original) behauptet, der "Höllenfeuer-Club" sei "mittelalterlich" bzw. "aus dem Mittelalter". Das beißt sich jedoch mit der Aussage, er sei Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet worden, und mit den Kostümen der Mitglieder, die eher zu dieser Zeit passen.
Zitat von berti im Beitrag #517Am Ende von "Eine Überdosis Wasser" (besser bekannt als "H2O - Tödliches Nass") bezeichnet John Steed seinen Hut als "Homburg". Ganz abgesehen davon, dass im Original von einem "Bowler" die Rede ist und man sieht, dass es sich um einen solchen handelt - heißt die Serie denn "Mit Schirm, Charme & Homburg"?
Das ist tatsächlich sehr merkwürdig, zumal John Steed in der Tat eine Melone trägt. Wobei: Es gibt tatsächlich einen Huttyp, der so heißt. Der sieht so ähnlich aus wie eine Melone, hat aber einen Knick in der Mitte, siehe hier. Entweder ist das die größtmögliche Freiheit bei der Übersetzung, ein erzwungener Kalauer (was im Prinzip aufs Selbe rauskommt) oder Unkenntnis bei den Huttypen. Ich denke, die ersten beiden Möglichkeiten könnten zutreffen.
Zitat von berti im Beitrag #517In der damals besonders "skandalösen" Folge "Die Nacht der Sünder/Zur Hölle, Sir" wird an mehreren Stellen (ohne Bezug zum Original) behauptet, der "Höllenfeuer-Club" sei "mittelalterlich" bzw. "aus dem Mittelalter". Das beißt sich jedoch mit der Aussage, er sei Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet worden, und mit den Kostümen der Mitglieder, die eher zu dieser Zeit passen.
Wenn es im Original (ich habe leider die DVD nicht zur Hand) "medieval" heißt, dann ist die Übersetzung korrekt. Wenn z.B. "ancient", also "altertümlich" gesagt würde, wäre es schon eher problematisch, da es dann in der Tat merkwürdig übersetzt wurde.
[quote=""|p7542065]Wobei: Es gibt tatsächlich einen Huttyp, der so heißt. Der sieht so ähnlich aus wie eine Melone, hat aber einen Knick in der Mitte, siehe hier.
Dass es diesen Huttyp gibt, ist mir bewusst. Allerdings wird er auch im Englischen als "Homburg" bezeichnet und unterscheidet sich deutlich von einer Melone.
Zitat von berti im Beitrag #517In der damals besonders "skandalösen" Folge "Die Nacht der Sünder/Zur Hölle, Sir" wird an mehreren Stellen (ohne Bezug zum Original) behauptet, der "Höllenfeuer-Club" sei "mittelalterlich" bzw. "aus dem Mittelalter". Das beißt sich jedoch mit der Aussage, er sei Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet worden, und mit den Kostümen der Mitglieder, die eher zu dieser Zeit passen.
Wenn es im Original (ich habe leider die DVD nicht zur Hand) "medieval" heißt, dann ist die Übersetzung korrekt. Wenn z.B. "ancient", also "altertümlich" gesagt würde, wäre es schon eher problematisch, da es dann in der Tat merkwürdig übersetzt wurde.[/quote]
Im Original ist nicht von "medieval" die Rede, allenfalls wird vom "Original Hellfire Club" gesprochen. Und die Kostüme bei der "Orgie" (bzw. dem, was um 1965 als solche galt) sind auch klar nicht mittelalterlich, sondern gehören ins 18. Jahrhundert (Kleider, Hosen bis zum Knie).
Wortspiele und deren Übersetzung waren offenbar gar nicht die Stärke von Gerda von Rüxleben. Die an sich recht spaßige Synchro von "Carry On Spying" rumpelt immer genau dort, wo solches Talent gefragt wäre. Dass die Begriffe, aus denen STENCH zusammen gesetzt ist, wörtlich übersetzt wurden und dadurch nicht mehr mit den Buchstaben übereinstimmten - das war vielleicht nicht anders zu lösen. Aber "Schmeißfliege" mag zwar die Übersetzung von "Bluebottle" sein, jedoch in einer Reihe von Agentenalias, die alle mit einer Farbe beginnen, hätte es etwas Anderes sein müssen - "Blauschimmel" zum Beispiel. Und als der Milchmann stirbt, röchelt er wie im Original "Straße der tausend Aaaaaa....". Das passt im Englischen ("thousand artisans"), aber nicht im Deutschen: "Straße der tausend Künstler". Da hätte so etwas wie "Kchchchch" röcheln müssen, damit der Gag stimmt. Dadurch wird die Synchro nicht ungenießbar, aber man hätte ohne viel Nachdenken mehr draus machen können.
Schon immer fiel mir eine Stelle in "Heißer Draht ins Jenseits: Allzu schlau ist ungesund" auf, an welcher der Taxifahrer ruft "Hauen Sie den Riemen auf die Orgel", um danach gleich erschrocken zusammen zu zucken. Das ergab überhaupt keinen Sinn - der Satz hätte zum sprechenden Hund Schnuffi gehören müssen; trotzdem sah man eindeutig den Fahrer den Mund bewegen. Die Lösung des Rätsels verrät die DVD-Fassung: An dieser Stelle fehlte ein Stück Film. Nun weiß der Kenner, dass der Tonsprung bei analogem Film eine Sekunde später erfolgt. Bei der Erstellung der Übersetzung sah man also hier den Taxifahrer sprechen, obwohl der Sprecher von Schnuffi zu HÖREN war. Warum der Übersetzer das nicht erkannte und warum Autor Heinz Nietzsche das nicht korrigierte, bleibt ein Geheimnis. Wenn ein Dialogbuch offiziell abgesegnet war, durfte es auch nicht mehr verändert werden, weshalb Regisseurin Mahlich wohl auch keine Chance zur Korrektur hatte.
Das andere Beispiel ist nur eine Nachsynchronisation, es handelt sich also hier "nur" um eine grammatikalische Merkwürdigkeit. In der "Pumuckl"-Episode "Das neue Badezimmer" hört man Franz Muxeneder sagen "Mei, host du mi oba erschrocken!" Deutlich zu sehen ist aber, dass er bei den Dreharbeiten sagte "erschreckt". Also - bei Dreharbeiten grammatikalisch korrekt, bei der Nachsynchronisation verkehrt. Zufall ist das natürlich nicht, sondern macht den Charakter etwas blöder. Ob das notwendig war, darüber kann man streiten ...
Ein besonders kurioser Fall aus der 80er-Jahre-Komödie "Mach's nochmal, Dad!", für dessen Bearbeitung Michael Richter zuständig war (der sich hier mit extremen Albernheiten zurückgehalten hat):
In dem Film schummelt sich Rodney Dangerfields Charakter als reicher Industrieller nochmal durchs College und lässt eine Abhandlung über den Schriftsteller Kurt Vonnegut einfach von Kurt Vonnegut selber schreiben (der sich in einem Cameoauftritt selbst spielt). Als die Betrügerei auffliegt und Dangerfields Charakter eine 6 für die Abhandlung bekommt, beschwert er sich telefonisch bei Vonnegut und beendet das Gespräch mit den Worten "... das nächste Mal hole ich mir Harold Robbins!". Als ich mir den Film gestern angesehen habe, konnte ich mit dem Namen gar nichts anfangen und habe mir gedacht, dass es einfach eine sehr spezielle, amerikanische popkulturelle Anspielung ist, die inzwischen, 34 Jahre nach Erscheinen des Filmes, überholt ist. Als ich mir die Stelle dann im Original angesehen habe, war ich ziemlich überrascht, hier schließt das Gespräch mit den Worten "... next time I'll call Robert Ludlum!". Mir ist duchaus bekannt, dass man eher unbekannte Anspielungen im Deutschen für das Publikum hierzulande anpasst, aber war Harold Robbins damals im deutschsprachigen Raum tatsächlich bekannter als Robert Ludlum? Zumindest letzterer besitzt durch die Verfilmungen der "Bourne"-Romane seit beinahe 20 Jahren wieder eine gewisse Popularität, was ich hinsichtlich Robbins nicht sagen bzw. beurteilen kann (da mir dessen Werk nicht bekannt ist).
Von Harold Robbins hab ich Banause noch nie etwas gehört. Anbetrachts des Autors kann man ja aber noch froh sein, dass sich hier kein deutscher Schriftstellername ins Dialogbuch verirrte.
Es ist vermutlich auf die Lippensynchronität zu schieben, aber dass man in dem Film "Tommy Boy - Durch dick und dünn" aus der (handlungsrelevanten) amerikanischen Zensur "D+" (4+), die auch bildlich zu sehen ist, im Deutschen eine "3+" gemacht hat, wirkt befremdlich.