Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #548In "Die Munsters: Besuchsverbot" fragt Herman seinen Sohn nach mehreren Fächern: Mathematik, Biologie, Staatsbürgerkunde ... STAATSBÜRGERKUNDE??? Also diesen Begriff kenne ich nur aus der DDR. Heinz Freitag stammt aber nicht von dort. Wie ist das denn zustande gekommen? Hat etwa ein Ostdeutscher (die Synchro entstand ja ganz kurz nach der Wende) sich als Ghostwriter bei einigen Dialogbüchern betätigt?
Es ist zwar alles andere als eine "gute" Synchro, weswegen das Beispiel auch in den Thread über den Film passen könnte. Aber ich poste es einfach mal hier, weil es mir schon länger aufgefallen ist: In "Citizen Kane" wurde "working man/men" konsequent mit "Werktätige(r)" übersetzt. Das ist zwar lippensynchron, war aber in den meisten Szenen nicht nötig. Und bei einer westdeutschen Synchro (noch dazu einer aus der Spätphase der Adenauer-Zeit!) überrascht mich ein Begriff, der mir ansonsten eher im Zusammenhang mit dem Sprachgebrauch der DDR untergekommen ist. Laut seinem Wikipedia-Artikel kam Manfred R. Köhler im sächsischen Freiberg zur Welt. Ob er nach 1945 noch einige Jahre in der SBZ/DDR lebte, bevor er zuerst in Remagen und dann in München arbeitete?
Da weiß ich gar nicht, wann sich der Begriff "Arbeitnehmer" eingebürgert hat - durchaus drin, dass "Werktätiger" anfangs überall verwendet wurde, bevor sich die Begrifflichkeiten auseinander dividierten. Aber da Köhler schon Anfang der 50er als Geräuschemacher für die IFU arbeitete, kann sein eventueller Zeitraum im Osten nicht lang gewesen sein. Aber seine sächsische Herkunft erklärt das Wort "feixen" in "Citizen Kane" (perfekt für "smile" - das muss ich zugestehen).
"Feixen" ist mir ebenfalls absolut geläufig - auch aus Texten, die vor 1990 im Westen entstanden.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #557Da weiß ich gar nicht, wann sich der Begriff "Arbeitnehmer" eingebürgert hat - durchaus drin, dass "Werktätiger" anfangs überall verwendet wurde, bevor sich die Begrifflichkeiten auseinander dividierten.
In diesem Fall wäre "Arbeiter" völlig ausreichend gewesen; "Arbeitnehmer" hätte bei Kanes Wahlkampfrede oder bei dem Auftritt des Gewerkschafters, der den Verleger einen "Faschisten" nennt, etwas sperrig gewirkt (so wie "Werktätiger" in der Synchro). Ansonsten ist mir "Werktätiger" in westdeutschen Texten höchstens untergekommen, wenn diese von K-Gruppen stammten.
In "Zwei glorreiche Halunken erklärt "Tuco" dem "Blonden", "Sporen teilt man in zwei Kathegorien ein!" Zuvor kommt von Preuss/Tuco noch so ein ähnlicher "Kathegorien-Spruch." Für einen ungehobelten, raubeinigen Gesetzlosen finde ich eine solch gewählte Ausdrucksweise äußerst merkwürdig und weicht von der sonst in diesem Spaghettiwestern benutzten Vokabular ab, das Otto Preuss während des ganzen Filmes Eli Wallachs Figur in den Mund zu legen hatte. Stattdessen wäre gerade hier ausnahmsweise einmal eine direkte, wörtliche Übersetzung("Es gibt zwei Arten von Sporen!") mAn. besser gewesen.
"Boulevard der Dämmerung". Größtenteils sehr elegante und feinsinnige Dialoge. Aber offenbar wollte man immer wieder darauf hinweisen, dass die Geschichte in den USA spielt. Im Original kreischt Norma Desmond "Hang up!", also "Leg auf". Auf Deutsch wird daraus "Häng ab!" - Wie der Titel des Threads schon sagt: merkwürdig.
"Der Adler ist gelandet" ist von den Dialogen her absolut solide - nur gegen Ende wird es kurz merkwürdig, als von einem "Varieté-Artisten" die Rede ist. Wie aus dem Kontext klar ist, handelt es sich dabei um einen Schauspieler, während "Artist" im Deutschen nahelegt, an einen Akrobaten zu denken.
@Reineck "Abhängen" ist ein alter deutscher Ausdruck für "auflegen". Er stammt noch aus der Zeit, als man den Hörer noch an den Apparat hängte. Daran ist nichts merkwürdig in einer 50er-Jahre-Synchro. Maximal ungewohnt.
Zitat von ReineckIm Original kreischt Norma Desmond "Hang up!", also "Leg auf". Auf Deutsch wird daraus "Häng ab!" - Wie der Titel des Threads schon sagt: merkwürdig.
Wobei der damals älteren Generation sicherlich noch der Begriff "abhängen" für "auflegen" in Erinnerung geblieben sein dürfte. Mir ist dieser Begriff jedenfalls in dem Film "Emil und die Detektive" (1931) untergekommen, als dem kleinen Dienstag in einer Szene wohl die Telefonverbindung wegbricht und er sich fragt: "Hat er abgehängt?"
Zudem war die Lösung zumindest von den Labialen her ideal, auch wenn es von der Wortwahl in der Tat sehr merkwürdig wirkt.
Ich Frage mich warum man damals beim Film küss mich, Dummkopf das Wort Academy Awards wörtlich mit Akademiepreise übersetze anstatt das auch hierzulande geläufige Wort Oscars zu verwenden. Ansonsten eine großartige Synchro , GGH auf Martin fand ich großartig Miedel hätte ich mir hier beim besten Willen nicht vorstellen können einfach weil der Bruch zu Martins Orginalstimme bei dessen Gesangseinlagen zu stark gewesen wäre. Und diese wunderbare schmierige und arrogante Art die Martin im Original sehr selbstironisch an den Tag legt trifft Hoffmann meiner Meinung nach perfekt. Und dann ist mir noch eine zweite Merkwürdigkeit aufgefallen: GGH sagt Orvill als dieser ihm an der Tankstelle seine Songs andrehen will, schicken Sie es an meinen Agenten Gerry Duwner in Hollywood! Einerseits ein netter Insider -Gag andererseits seltsam das so etwas es in eine Seriöse deutsche Fassung schafft. Bin übrigens neu hier im Forum und freue schon auf den regen Austausch mit euch.
Waren die Oscars damals denn schon bekannt genug in Deutschland? Wobei "Akademiepreise" schon echt ne harte Nummer ist. Das lässt eher darauf schließen, dass der Übersetzer selbst nicht wusste, was das bedeutet.
Vielleicht sind wir dafür einfach "zu jung". Wenn ich mal in den alten SPIEGELN suche, finde ich beispielsweise in der Ausgabe vom 24. Novemer 1953 ein Bild von John Huston mit der Unterschrift "Mit Akademiepreis ("Oscar")" Könnte als in den 1950ern durchaus eine gebräuchliche deutsche Form gewesen sein...
Zitat von Joshua Tree im Beitrag #568Könnte also in den 1950ern durchaus eine gebräuchliche deutsche Form gewesen sein...
Aber auch noch um 1964 herum, als dieser Film entstand? Da tendiere ich eher dazu, dass der unbekannte Dialogautor aus deutschen Medien eher mit dem Begriff "Oscar" vertraut und die andere Bezeichnung nicht kannte (oder zumindest beides nicht miteinander in Verbindung brachte).
Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #566GGH sagt Orvill als dieser ihm an der Tankstelle seine Songs andrehen will, schicken Sie es an meinen Agenten Gerry Duwner in Hollywood! Einerseits ein netter Insider -Gag andererseits seltsam das so etwas es in eine seriöse deutsche Fassung schafft.
Nicht umsonst wurde dieses Beispiel schon mehr als einmal im "Insider"-Thread erwähnt. Dort finden sich auch andere Beispiele aus "seriösen" Synchros.