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Dieses Thema hat 759 Antworten
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Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 14.834

19.04.2021 09:15
#586 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Heute ist er vielleicht so gut wie ausgestorben (weil nur noch wenige Leute Wert darauf legen, originelle deutsche Ausdrücke zu verwenden und auch Dialogautoren dieses "Risiko" nicht mehr eingehen), aber damals war er weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Ich bin deutlich jünger und Sachse, aber er ist mir sehr wohl vertraut wie auch Anderes, was wohl einst der "Unterweltssprache" entsprang (der leider ebenfalls fast vergessene Roman "Die Geheimnisse von Paris" gibt einen kurzen, aber schönen Einblick in die Existenz einer partiellen Alternativsprache als Code, der später von der Allgemeinheit übernommen wird).
Vergleichbar dürfte "Puseratze" wohl mit "urst" sein, das aus der berliner Jugendsprache der 70er stammte, aber DDR-weit durch alle Generationen bekannt war (auch wenn sich die Älteren nicht über die Bedeutung klar waren).

Gruß
Stefan

berti


Beiträge: 17.486

19.04.2021 10:15
#587 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #586
Heute ist er vielleicht so gut wie ausgestorben (weil nur noch wenige Leute Wert darauf legen, originelle deutsche Ausdrücke zu verwenden und auch Dialogautoren dieses "Risiko" nicht mehr eingehen), aber damals war er weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Ich bin deutlich jünger und Sachse, aber er ist mir sehr wohl vertraut wie auch Anderes, was wohl einst der "Unterweltssprache" entsprang

Noch 1984 ließ der unbekannte Dialogautor von "Amadeus" Constanze zu ihrem Mann sagen, von Schikaneder bekäme er "keine Puseratze" (mein erster und lange Zeit einziger Kontakt mit diesem Ausdruck) - und das trotz Wien als Handlungsort.

Oliver Laurel


Beiträge: 329

27.04.2021 17:42
#588 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

In der große Diktator von 1940( synchronisiert 1958) hat sich auch ein sehr grober Fehler eingeschlichen und zwar ausgerechnet in Charlie Chaplins emotionaler Schlussrede. Dort heißt es im Original: the areoplane and the radio have brought us closer together ... Dialogbuchautor Franz - Otto Krüger wusste anscheinend nicht das areoplane Flugzeug heißt und hat es einfach im Original gelassen, Nun sagt Hessling in der Synchro : areoplane und Radio haben uns einander näher gebracht...
Das ist wirklich sehr schade, weil grade diese Rede Filmgeschichte geschrieben hat und Hans Hessling hier richtig abliefert.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 14.834

27.04.2021 18:03
#589 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Nur nannte man tatsächlich Flugzeuge in ihrer Anfangszeit Aeroplane, auch in Deutschland. Krüger hat sich also allenfalls eines antiquierten Begriffes schuldig gemacht. Da er das Dialogbuch für einen deutlich älteren Film schrieb, ist das für mich eine zusätzliche Milderung, vielleicht sogar Absicht.
Eine Merkwürdigkeit - ja. Ein Fehler - nicht unbedingt. Ein grober Fehler - nein.

Gruß
Stefan

Oliver Laurel


Beiträge: 329

27.04.2021 18:41
#590 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

[quote="Stefan der DEFA-Fan"|p7579933]Nur nannte man tatsächlich Flugzeuge in ihrer Anfangszeit Aeroplane, auch in Deutschland./quote]
Dankeschön für die Antwort, das war mir bis dato unbekannt. Ich bin immer wieder erstaunt wie gut sich manche hier mit antiquierten Begriffen und Redewendungen auskennen. Vielleicht bin ich mit meinen 17 Jahren aber auch einfach zu jung, auf jeden Fall danke ich dir Stefan das ich wieder etwas lernen durfte und mich beim nächsten schauen von der große Diktator nicht mehr am Wort aeroplane zu stören brauche.(:

Ozymandias


Beiträge: 1.143

27.04.2021 21:23
#591 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Absolut korrekte Verwendung. Zudem fantastisch eingebaut. Eine der großartigsten Synchronisation, die es gibt. Auch textlich. Zeitlos famos.

berti


Beiträge: 17.486

27.04.2021 22:33
#592 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Das Beispiel mit dem "Aeroplan" wurde übrigens schon früher in diesem Thread genannt (siehe den Beitrag vom 19. Juni 2011).

berti


Beiträge: 17.486

12.07.2021 08:51
#593 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Wim Wenders´ "Hammett" hat an sich eine sehr liebevolle (Münchner) Synchro, aber eine Sache hat mich etwas überraschend: In zwei Szenen wurde "Dictionary" nicht mit "Wörterbuch" sondern mit "Diktionär" übersetzt; einem Ausdruck, der schon zum Zeitpunkt der Synchro (1982/83) völlig ungebräuchlich gewesen sein dürfte. Da das Wort beim ersten mal aus einem Telefonhörer kommt, war Lippensynchronität nicht vorhanden; an der zweite Stelle fiel es mitten im Dialog, ohne besonders betont zu werden.

Chow Yun-Fat


Beiträge: 6.703

12.07.2021 09:01
#594 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Das Wort habe ich noch nie gehört. Hat man das tatsächlich mal gesagt?

berti


Beiträge: 17.486

12.07.2021 10:08
#595 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Mir war es zuvor auch nie untergekommen; die Bedeutung erschloss sich natürlich durch das Wort "Dictionary" und die Tatsache, dass Hammett nach dem Telefonat ein Buch zur Hand nahm, das sehr nach einem Wörterbuch aussah.
Durch Googeln stellte sich heraus, dass der Begriff anscheinend tatsächlich in früheren Zeiten benutzt wurde:https://de.wiktionary.org/wiki/Diktion%C3%A4r
Ein Tagebuch wurde in früheren Jahrhunderten ja auch mal "Diarium" genannt.

Oliver Laurel


Beiträge: 329

22.08.2021 00:25
#596 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

In die drei Tage des Condors ist mir im letzten Dialog zwischen Robert Redford und Max von Sydow ebenfalls eine Merkwürdigkeit aufgefallen: nachdem von Sydow Redford darauf hinweist das er in New York jeden Tag damit rechnen müsse umgebracht zu werden überreicht er ihm als Abschiedsgeste die von ihm vorher einkassierte Pistole. Dabei sagt er im Original for that Day. In der deutschen Fassung sagt er legentlich das war's dann wohl. Die Untertitelung wählte die Übersetzung für den Tag X was mir auch in der Synchro besser gefallen hätte.

berti


Beiträge: 17.486

24.08.2021 11:56
#597 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #596
In die drei Tage des Condors ist mir im letzten Dialog zwischen Robert Redford und Max von Sydow ebenfalls eine Merkwürdigkeit aufgefallen: nachdem von Sydow Redford darauf hinweist das er in New York jeden Tag damit rechnen müsse umgebracht zu werden und überreicht ihm als Abschiedsgeste die von ihm vorher einkassierte Pistole. Dabei sagt er im Original for that Day. In der deutschen Fassung sagt er legentlich das war's dann wohl. Die Untertitelung wählte die Übersetzung für den Tag X was mir auch in der Synchro besser gefallen hätte.

Ob der Dialogautor (Lutz Arenz) hier vielleicht ein Transskript vorliegen hatte, ohne die Szene gesehen zu haben? Denn auf dem Papier könnte man eventuell "for that day" für eine Floskel beim Abschied (im Sinne von: "Das wär´s für heute") halten.

berti


Beiträge: 17.486

09.11.2021 15:46
#598 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #112
Die Bond-Filme mit Roger Moore haben zwar sehr schöne Münchner Besetzungen, aber in den Dialogen tauchen manchmal sperrige Formulierungen auf.
(…)
Im ersten Drittel von "In tödlicher Mission" beschreibt Bond in einer Szene Q einen Verdächtigen. Er beginnt seine Beschreibung mit "männlich, kaukasisch".

IMDB hat dazu das zu sagen:
"One of the first instances in a mainstream movie where the (now considered ´politically correct´) term ´caucasian´, meaning a white person, was used. This brought on some cases of confused translations in foreign releases, such as in Iceland where the term was translated as ´from Caucasus´."

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 14.834

02.12.2021 21:37
#599 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

"Charade" - wunderbare Synchro des Teams Koeniger/von Wahl.
Nur - an einer Stelle schreit Audrey Hepburn und Cary Grant eilt zu ihrer Rettung ins Nebenzimmer.
Reingelegt! Und etwas angezwiebelt meint Grant: "Kennen Sie nicht das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein".
Auch ohne die Originalfassung zu bemühen, ist völlig klar, dass er hier vom "Boy Who Cried Wolf" gesprochen hat. Das ergibt Sinn - die sieben Geißlein leider nicht. Selbst wenn Koeniger davon ausging, dass man diese eher amerikanische Geschichte im deutschen Sprachraum kaum kennt, hätte er hier eine andere Lösung finden müssen - "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht" zum Beispiel.

Gruß
Stefan

iron


Beiträge: 5.106

08.12.2021 15:50
#600 RE: Ansich Gute Synchros mit Übersetzungs Merkwürdigkeiten Zitat · antworten

Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #599
Auch ohne die Originalfassung zu bemühen, ist völlig klar, dass er hier vom "Boy Who Cried Wolf" gesprochen hat.

Mir war es ohne Vorwissen bzw. ohne Kenntnis der OF zuerst gar nicht so klar!
Vor einigen Tagen konnte ich ihn im OT sehen."Peter Joshua" erzählt "Reggie" zuvor von einer indianischen Weiheit, wonach angeblich "Schwarzfüße" lügen und "Weißfüße" die Wahrheit sagen würden. Im Märchen ermahnt die Mutter ihre sieben Geißlein, sich vor dem bösen Wolf in Acht zu nehmen und z.B. an seinen schwarzen Füßen würden sie ihn erkennen.
Der böse Wolf hat zwar Kreide gefressen, doch sie kommen ganau dadurch dahinter, dass er sie beschwindelt.
Ich vermute, dass Dialogautor Koeniger irgendwie einen Zusammenhang zwischen beiden Erzählungen herstellen wollte (zumal Audrey Hepburn - wie in der Szene davor - wohl schwarze Schuhe trug).
In seinem von mir gemutmaßten Gedankengang scheint Dialogautor Koeniger allerdings übersehen zu haben, dass sechs der sieben Geißlein dem Wolf zum Opfer und auf seine weiß "gepuderten" Pfoten oder Beine herein gefallen sind.

Ich hätte deine Idee mit dem Sprichwort an der Stelle tatsächlich besser gefunden (oder ggf. einfach den ersten Halbsatz). Das wäre die beste und eleganteste Lösung gewesen, die mir einfällt; und obendrein hätte dieser Spruch die Situation ironisch aufgelockert, als der vergleichsweise eher trockene Hinweis auf den Titel dieser "Parabel für Kinder".

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