Ich habe gerade die "Batman"-Serie mit Adam West durch und, Heilige Synchro, ich weiß nicht, wie ich die deutsche Fassung einordnen soll. Einerseits gibt es Worte wie "Mündel", die herrlich altmodische klingen, andererseits sind die Namen aller Bösewichte, selbst beim Eierkopf, englisch beibehalten, was für eine 60er Jahre Serie irgendwie komplett anachronistisch wirkt. Heiliger Anachronismus (ja, die Robin-Aussprüche mochte ich sehr), auch die "Bat-Poles" und vor allem DER "Batcave" sind dann aber wieder so Sachen, die mir weniger schmecken. Und ich muss mal ähm vergleichen, äh, ob West im Original auch so rumdruckst, als hätte er seinen Text vergessen, wenn ja, dann fängt Peter Kirchberger das jedenfalls sehr gut ein.
Zitat von PeeWee im Beitrag #436andererseits sind die Namen aller Bösewichte, selbst beim Eierkopf, englisch beibehalten, was für eine 60er Jahre Serie irgendwie komplett anachronistisch wirkt
Vermutlich hat man sich bei den Namen an den Comicübersetzungen orientiert, um die Fangemeinde nicht zu verprellen. Die Aufnahmen fanden immerhin um 1989 herum statt.
Zitat von berti im Beitrag #435Bei der Synchronisation der verbliebenen Folgen der Sherlock-Holmes-Serie mit Peter Cushing hat man eigentlich sehr sorgfältig gearbeitet, weswegen mich ein leicht zu vermeidender Übersetzungsfehler sehr überrascht hat: Am Anfang der "Studie in Scharlachrot" spricht Holmes vom "Scotland-Yard-Offizier". Erst dachte ich, im Original sei vom "Officer" die Rede, aber ein Vergleich mit der englischen Tonspur ergab, dass dort vom "Official" gesprochen wird, was natürlich "Beamter" bedeutet.
Im "Hund von Baskerville" gibt Watson an, bei Sir Henry "in DER Baskerville-Hall" zu wohnen. Warum dann nicht gleich in der "Baskerville-HallE"?
Ich finde eher blöd, dass die in "Batman hält die Welt in Atem" einige Namen der Bösewichter eingedeutscht haben. Okay, dass die aus den Riddler Rätselknacker gemacht haben, finde ich noch okay, aber aus "Catwoman" Katzenweib. Das geht echt gar nicht.
Dafür dürfte das aber eine der Zeit entsprechende Synchro sein. Und ob man sich da nicht vielleicht sogar an den Übersetzungen der Comics aus dieser Zeit orientiert hat, müßte jemand klären, der sich damit auskennt.
Die DDR-Synchros der "Sherlock Holmes"-Filme mit Basil Rathbone sind ja eigentlich ganz gut gelungen (zumindest mit Ausnahme der bewussten, teilweise sehr ärgerlichen Änderungen in den deutschen Fassungen). In "Gefährliche Mission" jedoch gibt es gleich mehrere Sachen, die mir negativ auffielen.
Das bekannte englische Gericht "Fish'n Chips" wird konsequent als "Fisch mit Chips" übersetzt. Aufgrund der Tatsache, dass die englischen "Chips" nun mal keine deutschen "Chips" sind und das Gericht dem deutschsprachigen Publikum damals noch nicht so bekannt gewesen sein dürfte wie heute, wird diese Übersetzung für einige Irritation gesorgt haben.
In einer Sequenz ziemlich am Anfang sollen Holmes unerkannt verschlüsselte Informationen zugespielt werden. Dazu werden er und Watson in eine sehr unfeine Spelunke manövriert, wo sie eben "Fisch mit Chips" bestellen. Einer der Gäste beschwert sich lauthals über Gräten im Essen und verlässt empört das Lokal. Später schlussfolgert Holmes, dass sie in die "Fischstraße" gelotst werden sollten. Wie er darauf kommt, ist im Deutschen ziemlich unklar. Ein Licht geht einem ohne Kenntnis des Originals erst auf, als sich die "Fischstraße" als "Fishbone Alley" entpuppt. Der "Fishbone" ist ja bekanntlich die "Gräte". Holmes schloss also aus der fingierten Beschwerde, dass diese Straße gemeint sein muss. In der deutschen Fassung bleibt somit sowohl unklar, wie Holmes auf die "Fischstraße" kommt, als auch, was die Szene mit dem empörten Gast zu bedeuten hatte.
Später sagt Watson dann zu Holmes "Sie können auf mich rechnen", was kein korrekter Satz ist meiner Meinung nach. Und zu guter (?) letzt wird die Stadt "Brooklyn" dann auch noch "Brocklin" ausgesprochen, was ziemlich albern klingt.
Ziemlich viele Übersetzungsmerkwürdigkeiten in 60 Minuten meiner Meinung nach.
Das kommt wohl dabei heraus, wenn man auf Biegen und Brechen versucht Anglizismen zu vermeiden ohne Sinn und Verstand. Hätte man aber trotzdem eleganter lösen können, wenn da Dialogbuchautoren drangesessen hätten, die Ahnung von der englischen Sprache und Kultur gehabt hätten, was wohl hier eher weniger der Fall zu sein schien.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #441Die DDR-Synchros der "Sherlock Holmes"-Filme mit Basil Rathbone sind ja eigentlich ganz gut gelungen (zumindest mit Ausnahme der bewussten, teilweise sehr ärgerlichen Änderungen in den deutschen Fassungen).
Womit du ja sicher die ersten Fassungen von 1969 meinst - die Neufassungen von 1980/81 sind zum größten Teil bemerkenswert originalgetreu.
Blödelautoren haben oft genug die Tendenz, mit ihren Sprüchen nach rechts zu rutschen (von Brandt gibt's da diverse unangenehme Ausfälle). Bei Franz-Otto Krügers Texten für die Robert-Youngson-Filme um 1960 ist (wenn auch äußerst zaghaft) das Gegenteil zu beobachten. In "Kintopps Lachkabinett" heißt es: "Dieser Herr übernimmt jetzt die Führung. Aber Dick und Doof haben was gegen Führer." Und in "Als Lachen Trumpf war" zu einer Militärparade: "Das ist ein Augenblick, der die Herzen höher schlagen lässt. Nicht aller Menschen erfreulicherweise." Ob die Arbeit an den Chaplin-Filmen (insbesondere "Der große Diktator") seine Sensibilität in diesem Punkt geschärft hatte?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #445Bei Franz-Otto Krügers Texten für die Robert-Youngson-Filme um 1960 ist (wenn auch äußerst zaghaft) das Gegenteil zu beobachten. In "Kintopps Lachkabinett" heißt es: "Dieser Herr übernimmt jetzt die Führung. Aber Dick und Doof haben was gegen Führer." Und in "Als Lachen Trumpf war" zu einer Militärparade: "Das ist ein Augenblick, der die Herzen höher schlagen lässt. Nicht aller Menschen erfreulicherweise." Ob die Arbeit an den Chaplin-Filmen (insbesondere "Der große Diktator") seine Sensibilität in diesem Punkt geschärft hatte?
Vielleicht hat man ihm auch gerade deswegen den "Diktator" anvertraut? Immerhin hat er ja schon Jahre zuvor bei "Monsieur Verdoux" die antimilitaristischen Spitzen erhalten, indem er (wie du es mal beschrieben hast) Sätze, die in geschnittenen Szenen fehlten, woanders unterbrachte:Zensur in der Synchronisation Er war immerhin Kabarettist. Andererseits kam ihm bei "Scharfe Kurven für Madame" dann wieder ein Begriff unter, dessen Verwendung du einige Male kritisiert hast, z. B. hier: LOUIS DE FUNES (Filmographie BRD/DDR) (5)
Zitat aus dem Thread über den "Hund von Baskerville" von 1958:: "Seine bekannten Bearbeitungen sind jedenfalls in ihrer Qualität summa summarum so widersprüchlich wie bei kaum einem anderen"
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #441Später sagt Watson dann zu Holmes "Sie können auf mich rechnen", was kein korrekter Satz ist meiner Meinung nach.
Dass "count on me" mit "auf mich rechnen" übersetzt wurde, ist mir allerdings auch bei westdeutschen Synchros aus den 60ern untergekommen - etwa in Kubricks "Dr. Seltsam" (dessen Dialogbuch immerhin von F. A. Koeniger stammte).
"Sleepy Hollow" hat an sich eine gute Blockbuster-Synchro. Was mir allerdings schon beim ersten Sehen merkwürdig aufstieß: in der allerersten Szene mit Ichabod Crane, als er die Wasserleiche findet, wird in geradezu aufgesetzt altertümlicher Sprache gesprochen ("Seid Ihr es, Constable Crane?" - "Kein Anderer. Ich habe etwas entdeckt, was vor kurzer Zeit noch ein Mensch gewesen ist.") [Zitat sinngemäß] Doch bereits eine Szene später bei der gerichtlichen Untersuchung wird wieder ganz normales, aktuelles Deutsch gesprochen. Hat man nach dieser ersten Szene vielleicht beschlossen, daß Neudeutsch doch besser klingt, die bereits aufgenommenen Takes aber nicht korrigiert?
Von den Beta-Synchros der ersten drei Filme der "Dünner Mann"-Reihe mag man halten, was man will (ausgetauschte Soundtracks, sterile Raumathmos), aber die Filme funktionieren. Im ersten Teil gibt es allerdings eine recht merkwürdige Formulierung: als Dorothy Wynant und ihr Verlobter das Labor ihres Vaters verlassen und in den Schneestrum hinaustreten, sagt Dorothy "Das ist ja ein richtiges Barometer!" Häh? Also ich verstehe unter einem Barometer diese altertümlichen Wetterstationen für Luftdruck und -feuchtigkeit, auf die man draufklopfen muß, was hat das mit Schnee zu tun? Und selbst, wenn es noch eine zweite Bedeutung des Begriffs geben sollte, gebräuchlich war diese Formulierung mit Sicherheit nicht.
Die "Ist ja irre"-Filme des ZDF wurden wohl in erheblicher Eile bearbeitet (wusste Gentzen etwa, dass er bald sterben würde?), anders kann ich mir nicht erklären, dass in "Agenten auf dem Pulverfass" Inge Wolffberg rausrutschte "Kennen Sie die Straße für Verräter?" und es keiner merkte. Denn es muss natürlich "StraFe für Verräter heißen - und das falsche S ist überdeutlich zu hören.