Zitat Wäre der Mann nicht so eine großartige Synchronlegende sondern ein Neuling oder unbekannter Sprecher, würde man ihn vermutlich nicht mal in die Nähe eines Mikrofons lassen.
Das stimmt wahrscheinlich, aber wenn man sich mal jemanden ansieht bzw. anhört wie Erich Räuker, der vermutlich lange nicht den Legendenstatus hat wie Arne Elsholtz und auch in letzter Zeit ziemlich nuschelig klingt, dann wird dieses Argument deutlich abgeschwächt. Schließlich lässt man ihn ja auch noch "in die Nähe eines Mikrofons" und das, ohne dass er ein jahrelang etablierter Stammsprecher eines großen Hollywood-Stars ist.
Ich empfinde es bei Tom Hanks mittlerweile als störend, weniger den S-Fehler, als vielmehr die schwächer und höher gewordene Stimme. Vielleicht liegt es daran, daß Hanks trotz seiner höher gewordenen Stirn noch immer recht jugendlich aussieht, während Murray und Kline genauso aussehen wie Elsholtz mittlerweile klingt.
Bei GGH hat mich die Stimmveränderung ebenfalls nicht gestört, solange er Personen in seinem Alter gesprochen hat. Es klang aber ganz furchtbar, wenn er junge Leute synchronisierte, z.B. die Nachsynchro der Raumschiff Enterprise Episode "Patterns of Force" oder die Enterprise-Zeichentrickserie, beide Mitte der 90er entstanden. Hätte GGH damals noch gelebt, hätte er mit seinem "Stimmchen" beispielsweise auch nicht auf den agilen und brummigen William Shatner alias Denny Crane in "The Practice" und "Boston Legal" gepaßt, den Klaus Sonnenschein (Practice) und Hartmut Neugebauer (Boston Legal) perfekt rübergebracht haben.
Wenn die Stimme nicht angemessen mit "ihrem" Darsteller altert oder umgekehrt, ist das ein Problem. Elsholtz ist für mein Empfinden nicht mehr durchgängig gut, so wie früher. Manche Szenen bekommt er genauso kraftvoll und ausdrucksstark hin wie gewohnt, in anderen Szenen scheint die Stimme regelrecht wegzubrechen. Man könnte den Eindruck gewinnen, daß er für einen ganzen Spielfilm nicht mehr die Kraft und die Konzentration aufbringt, alles von vorn bis hinten gut zu sprechen. Und der Zeitdruck bei Synchros läßt ihm möglicherweise keine Zeit, jede Szene perfekt hinzubekommen. Freilich nur Spekulation, aber so nehme ich es vom Hörerlebnis her wahr.
Wie auch immer, Elsholtz ist schauspielerisch noch immer sehr gut. Trotz mancher Fehler in der Aussprache. Und das kann man bei weitem nicht von allen sagen, die so lange in der Branche sind und trotz Kultstatus nur mehr vereinheitlicht in alle Leute monoton reindröhnen. Persönlich würde ich Thomas Danneberg nicht mehr vors Mikrofon lassen, dessen Schauspielbegabung scheinbar verschwunden ist. Glück nur, daß er hauptsächlich Leute spricht, bei denen das eh nicht gefragt ist.
Whoa, was geht denn jetzt? Ich kann deine Kritik an anderer Stelle an Manfred Lehmann ja noch halbwegs nachvollziehen, aber gerade Thomas Danneberg hat immer noch die drei bis vier unterschiedlichen Stimmlagen parat, die eben genau dazu führen, dass er immer noch Stallone, Travolta und Dennis Quaid sprechen kann, ohne dass es Leuten auffällt, dass es die gleiche Stimme ist. Das ist mit über 70 nicht mehr selbstverständlich. Vielleicht hast du einfach nicht genug aktuelle Filme gesehen, um das wirklich richtig beurteilen zu können, denn anscheinend hast du ja eine Abneigung gegen alle Darsteller, die Danneberg spricht. Aus einem Schwarzenegger lässt sich nunmal auch kein Marlon Brando herausholen, selbst wenn man ihn von einem Vollprofi synchronisieren lässt.
Ja, das Alter hinterlässt natürlich bei ALLEN Menschen Spuren, auch in der Stimme. Danneberg hat aber die verschiedensten Stimmlagen immer noch perfekt drauf. Sensationell was der aktuell noch an Wandlungsfähigkeit leistet, wie ich finde. Lehmann klingt noch gut, spricht aber unfassbar gelangweilt nur noch seinen Text runter. Aber das macht Bruce Willis ja auch, die beiden passen also perfekt zusammen. Glaubrecht klingt in der Tat stark verändert. Die Stimme ist ebenfalls brüchig und mitunter hört man ebenfalls leichtes Gebissnuscheln, wie ich das mal analog zu Arne Elsholtz nennen möchte. Fällt besonders in den John Sinclair Hörspielen auf, in denen ich Glaubrecht nicht mehr gut finde.
Ach bei Frank Glaubrecht finde ich das eigentlich ganz cool. Bei ihm wirkt es weniger unbeholfen als vielmehr flapsig. In der Form passt er meines Erachtens auch viel besser zu Bill Nighy, der ja selber immer sehr seltsame Betonungen und Schmatzer im Original produziert. In den 90ern im "Der mit dem Wolf tanzt"-Modus hätte mir das vielleicht weniger fallen. Dass die Stimme brüchig wird, hab ich dagegen bisher gar nicht gehört.
Die Beste Leistung von Arne seit Jahren. Die Probleme in der Aussprache lassen sich auch hier nicht ganz wegdiskutieren, aber die Stimme klingt vielfach klar, kräftig und schauspielerisch ist das fantastisch, was er da macht. Und Hanks ist wirklich Oscarreif in diesem Film (obwohl er heute nicht nominiert wurde). Toll. Muss ich trotz aller Kritik an Arne jetzt mal sagen. Mit nem guten Regisseur scheints doch zu gehen. Ich glaube, dass Arne viele Takes hier wohl mehrfach sprechen durfte/musste, bis es wirklich gut war. In Last Vegas wirkts dagegen VIEL schlechter.
Zitat von ronnymiller im Beitrag #428[...] Mit nem guten Regisseur scheints doch zu gehen. Ich glaube, dass Arne viele Takes hier wohl mehrfach sprechen durfte/musste, bis es wirklich gut war. In Last Vegas wirkts dagegen VIEL schlechter.
Allerdings hatten beide Filme den selben Regisseur, Frank Schaff .
Das ist interessant. Zeitdruck? Andere Ansprüche? Ich weiß es nicht. Aber der Unterschied ist mehr als deutlich herauszuhören.
Ja, ich kritisiere manchmal hart. ABER: Ich bin ein großer Fan von Arne Elsholtz. Der Mann ist eine Legende. Ich liebe seine Stimme und freue mich über jeden Einsatz, bei dem ich ihn auch genießen kann. Das war leider in den letzten Jahren nicht immer der Fall bei Tom Hanks (vor allem, nachdem ich Tennstedt in Charlie Wilson gehört habe!).
Captain Phillips ist aber eine großartige Leistung. (Saving Mr. Banks ist leider wieder ein kleiner Rückschritt in meinen Ohren, geht aber noch)
[quote]Persönlich würde ich Thomas Danneberg nicht mehr vors Mikrofon lassen, dessen Schauspielbegabung scheinbar verschwunden ist. Glück nur, daß er hauptsächlich Leute spricht, bei denen das eh nicht gefragt ist.[/quote)
@ronnymiller: Hört er sich für dich noch besser an als im Trailer? Freut mich zu lesen! Das lässt hoffen, dass es mit der Stimme von Elsholtz noch weiter aufwärts geht.
Ich weiß nicht, ob man sagen kann das es mit der Stimme aufwärts geht. Aber ich habe in Captain Phillips zu keiner Zeit das Gefühl gehabt, da würde was nicht mehr passen. Stimme und Schauspieler passten wieder einwandfrei zusammen und die schauspielerische Leistung war eine große Herausforderung, die Arne großartig gemeistert hat. Das hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet nach den letzten Einsätzen. Ich fand - und jetzt lehne ich mich weit aus dem Fenster, meine es aber Ernst: Arne war stellenweise emotional überzeugender, als Tom Hanks im Original. Sogar die letzten Szenen, in den Hanks auch ohne viele Worte so richtig alles gibt, wurden "synchronisiert" und Arne leidet genauso überzeugend wie Hanks. Sehr sehr geil.
Ich wage, angesichts der anderen Filme mit Arne eine kleine Vermutung: Wenn es darum geht, "lustig" zu sein, verfällt Arne Elsholtz in seinen früheren sehr eigentümlich Sprachstil, den er damals perfekt beherrschte. Und genau diese Art zu sprechen bekommt er nicht mehr "sauber" hin. In diesem Film muss Arne das nicht tun, sondern hält die Stimme immer "fest" an der Leistung von Hanks und das klappt wunderbar.
Versteht mich einer? Ich weiß nicht, ob ich das gut ausgedrückt habe...
Zitat von ronnymiller im Beitrag #433Versteht mich einer? Ich weiß nicht, ob ich das gut ausgedrückt habe...
Ja, voll verstanden und würde ich so auch selbst beschreiben. Guter Vergleich und zugeleich eine Stütze deiner These dürfte dann "Captain Phillips" im Vergleich zu "Last Vegas" sein.
Zitat von fortinbras im Beitrag #423Persönlich würde ich Thomas Danneberg nicht mehr vors Mikrofon lassen, dessen Schauspielbegabung scheinbar verschwunden ist. Glück nur, daß er hauptsächlich Leute spricht, bei denen das eh nicht gefragt ist.
Ich will jetzt gar nicht der Frage nachgehen, ob da 'was "verschwunden" ist oder nicht (ich kann diese Behauptung nicht aufstellen); nur ein kleiner "Ursache-Wirkung"-Hinweis:
Man kann feststellen: Immer, wenn ich Herrn X mit Regenschirm sehe, regnet's. Schlussfolgerung A: Weil Herr X einen Regenschirm trägt, regnet's. Oder Schlussfolgerung B: Weil es regnet, trägt Herr X einen Regenschirm.
Auf deine Behauptung übertragen: Immer, wenn Danneberg synchronisiert, spricht er schlecht auf schlechten Schauspielern. Schlussfolgerung A: Weil Danneberg schlecht spricht, darf er nur schlechte Schauspieler synchronisieren. Oder Schlussfolgerung B: Weil Danneberg schlechte Schauspieler synchronisieren muss, spricht er auch schlecht.
Sollte Danneberg also "schlechte" Schauspieler entsprechend "schlecht" synchronisieren, würde er alles richtig machen.