Das Beispiel mit "Balkon/Balkong" erscheint mir nicht ganz schlüssig. Es mag stimmen, dass man im Norden eher "Balkong" sagt (mit Norden meinen die Bayern Deutschland jenseits der Mainlinie:-)), aber die Annahme, das sei deshalb gleich Hochdeutsch ist so nicht haltbar. Norddeutsch ist nicht gleich Hochdeutsch. Das Problem an den "-ig"-Aussprachen mit "-ich"-Klang (offiziell richtiges Hochdeutsch) ist, dass viele, die das tatsächlich so aussprechen, andere Wörter auf "-g" ebenfalls auf "ch" auslauten lassen. Ursula von der Leyen etwa irritiert mich immer, das sie fast perfekt dialketfrei spricht und dann plötzklich Hämmer wie "Guten Tach", "Weech" oder "Fluchzeuch" raushaut. Vermutlich wird in keiner Region, auch nicht in Hannover, perfektes Hochdeutsch gesprochen. Man muss es immer erlernen, egal wo man aufgewachsen ist.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #121Das Beispiel mit "Balkon/Balkong" erscheint mir nicht ganz schlüssig. Es mag stimmen, dass man im Norden eher "Balkong" sagt (mit Norden meinen die Bayern Deutschland jenseits der Mainlinie:-)), aber die Annahme, das sei deshalb gleich Hochdeutsch ist so nicht haltbar. Norddeutsch ist nicht gleich Hochdeutsch.
Natürlich nicht. Mit diesem Beispiel war auch nur gemeint, dass sich hier die regionale Herkunft ausdrückte, auch ohne dass es eine "richtige" Dialektfärbung wäre. Gilt die vom Schriftbild abweichende Aussprache von "Balkon" (oder auch "Pension") denn nicht als standardsprachlich, so wie eben das "ig=ich" oder auch das weiche "Ch" am Anfang von Wörtern wie "China", "Chemie" etc.? Natürlich können auch norddeutsche Einfärbungen (etwa bei der "g"-Aussprache am Ende) hier erwähnt werden. Lammers nannte vor einiger Zeit (am 21. Juli 2008) z. B. Heinz Reinckes Aussprache des Wortes "Zug" in "Ladykillers".
Zitat von berti im Beitrag #122 Gilt die vom Schriftbild abweichende Aussprache von "Balkon" (oder auch "Pension") denn nicht als standardsprachlich, so wie eben das "ig=ich" oder auch das weiche "Ch" am Anfang von Wörtern wie "China", "Chemie" etc.?
Geanu das war der Hintergrund meiner Frage, weil ich es nicht weiß. Für mich waren pseudo-französische Aussprachen wie "Balkong", "Pansion", "Restaurang" oder "Basemeng" nie Hochdeutch sondern immer lokale Einfärbungen. Wenn schon französisch, dann müsste es meiner Meinung nach gleich "Balkooooo" und "Restoroooo" heißen, sowie es bei "Parfum" die französische Aussprache ("parfööö") als auch die eingedeutschte "Parfüm"-Aussprache gibt. Beides ist m.E. hochdeutsch. Geanuso war ich verblüfft, dass in diesem Thread wohl einige "Schina" und "Schemie" für Hochdeutsch und nicht für nördlichen Dialekt hielten. (Wer in Bayern Urlaub am "Schiemsee" machen will, wird normalerweise des Landes verwiesen.)
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #123Geanuso war ich verblüfft, dass in diesem Thread wohl einige "Schina" und "Schemie" für Hochdeutsch und nicht für nördlichen Dialekt hielten. (Wer in Bayern Urlaub am "Schiemsee" machen will, wird normalerweise des Landes verwiesen.)
Passiert das wohl umgekehrt auch, wenn man in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Hessen dortige Dialektfärbungen als "nördlich" bezeichnet? Oder müsste man dafür schon "preußisch" sagen?
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #123Für mich waren pseudo-französische Aussprachen wie "Balkong", "Pansion", "Restaurang" oder "Basemeng" nie Hochdeutch sondern immer lokale Einfärbungen.
Wobei "Balkong" ja nicht die einzige "nördliche" Aussprache ist; der nasale Laut am Ende der alternativen Version ist aber durch deutsche Schriftsprache nicht gut darstellbar.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #125Preußisch ist nach traditioneller Auffassung sowieso alles außerhalb Bayerns. Typisches Zitat vom Oktoberfest: "Saupreiß, Japanischer!"
... und "japanisch" wahrscheinlich für viele immer noch Synonym für alles aus Ostasien.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #127Wie sprichst du eigentlich "Orange" aus?
Wahrscheinlich würde es die Schreibweise "ohronsch" (mit nasalem "n") am ehesten treffen. Die Aussprache der dazugehörige Farbe wurde übrigens schonmal von SFC als Generationenfrage eingestuft: Das "Start-Phänomen" (5)
Beides würde ich als Hochdeutsch unterschreiben. Leider höre ich immer öfter im Fernsehen, dass jemand "oranksch" sagt (Bsp.: Dieses unsägliche Kind aus der Valensina-Reklame oder auch Tobias Meister in "Ganz oder gar nicht"). Als Farbe ist es zudem bemerkt sowieso falsch, da die Farbe "orangefarben" heißen müsste (wie auch roasa- und lilafarben, wobei die meisten, wenn sie "lila" sagen eigentlich violett meinen...)
Im Dialekt habe ich mit sowas gar kein Problem. Nur stört es mich, wenn solche Aussprachen plötzlich als Hochdeutsch angesehen werden, nur weil immer mehr Leute die (falsche) Dialektaussprache verwenden. Wir in Bayern (aber nicht nur wir) haben sicher einen starken Dialekt, kommen aber im Gegenzug gar nicht erst auf die Idee, wir würden hochdeutsch sprechen. (Grundregel: Schreibe nie so, wie du sprichst.) Die Auffassung, dass Alltagssprache und Hochdeutsch etwas gemein hätten, ist ein rein nördliches Phänomen
Ach, und was die Geographe aus bayrischer Sicht angeht: Soweit ich weiß, gehört für einen Schleswich-Holßteiner alles südlich von HH zu Süddeutschland)