Bis heute leuchtet mir nicht recht ein, warum Heinz Petruo dermaßen oft als Schurke besetzt wurde. Okay, seine Schurken waren samt und sonders beeindruckend, er konnte selbst noch aus einem unbedeutenden Schauspielerchen einen gefährlichen Gegner machen. Aber er hatte eine keineswegs hässliche Stimme, im Gegenteil, man hätte ihn sehr wohl auch jede Menge positive Charaktere sprechen lassen können. Nur hatte irgend jemand (nicht Brunnemann, schon früher) ihn mal als Schurke besetzt und alle alle ahmten es nach. Insofern hat mich "Das Schwert des Königs" enttäuscht, da ich hier endlich mal mit einer originelleren Besetzung gerechnet hatte. Aber wer sich ein wenig mit Synchronstimmen auskennt, ahnt von Anfang an, dass sich Ronald Howard als der eigentliche Bösewicht entpuppen wird, einfach weil er von Petruo gesprochen wurde. Nun, immerhin ist er kein 0815-Schurke und gab Petruo Gelegenheit für andere Klänge.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #241Bis heute leuchtet mir nicht recht ein, warum Heinz Petruo dermaßen oft als Schurke besetzt wurde. Okay, seine Schurken waren samt und sonders beeindruckend, er konnte selbst noch aus einem unbedeutenden Schauspielerchen einen gefährlichen Gegner machen. Aber er hatte eine keineswegs hässliche Stimme, im Gegenteil, man hätte ihn sehr wohl auch jede Menge positive Charaktere sprechen lassen können. Nur hatte irgend jemand (nicht Brunnemann, schon früher) ihn mal als Schurke besetzt und alle alle ahmten es nach.
"Hässlich" klang er wirklich nicht, aber sehr tief und kultiviert, wenn er "härter" sprach, konnte er sehr gebieterisch und bedrohlich klingen, auch Zynismus lag ihm sehr. Bei dem Wallace-Epigonen "Die weiße Spinne" meinte jemand (in einem Fanforum), die Verhörszenen im Büro des "guten" Inspektor Corner wirkten unheimlicher als die im Versteck des Bösewichts, was sicher auch mit Petruos Wirkung als Corners Stimme aus dem Off zu tun hatte.
Mittlerweile ist es mir vollkommen egal, ob eine Besetzung klischeehaft ist oder nicht. Der wichtigste Punkt ist doch, dass sie vom Gesicht kommt und den Schauspieler oder die Rolle nicht verfälscht.
Problematisch wird eine Klischee-Besetzung mMn erst dann, wenn sie die Eigenheiten eines Schauspielers komplett glattbügelt.
Als ich mir mal kurz Gedanken darüber gemacht habe wer aktuell eher so die dickeren Figuren spricht ist mir u.a. auch Tom Deininger eingefallen.
Bei ihm kommt noch hinzu, dass er gefühlt nicht nur öfters eher beleibtere Personen sprach, sonder desöfteren Versagertypen, die obendrein noch Witzfiguren sind. Exemplarisch wäre da Wayne Knight als "Zack Mallozzi" in "Rat Race - Der nackte Wahnsinn" zu erwähnen. Das waren für mich eher weniger die Sympathieträger als eher Typen gewesen über die man ordentlich lachen konnte.
Das war schon ein Rollentyp, wo Deininger mit seiner markanten Stimme geradezu prädestiniert war und wo es für mich bis heute keinen gleichwertigen Nachfolger dafür gibt. Michael Iwannek wird zwar auch meist eher auf dickere Typen besetzt, aber eher vom Typ "liebenswertes Pummelchen". Auch Lutz Schnell, der für mich mehr kann als nur die beleibten zu sprechen, bedient da ganz andere Charaktertypen.
Bei Tom Deininger ist es nicht nur akustisch, sondern auch optisch (er war ja auch im Fernsehen seinerzeit präsent) naheliegend; bei Iwannek eigentlich stimmlich überhaupt nicht. Somit für mich der schlimmere Fall von Klischee-Besetzung: einer hat's vorgemacht ("Mike & Molly") und alle machen es nach, obwohl es von der Stimmfarbe her dafür keinen Grund gibt.
Da hast du recht Stefan. Ähnlich dürfte es auch mit Lutz Schnell ergangen sein. Immerhin wird Iwannek durchaus auch auf anderen Rollen besetzt, wobei er mir da meist sehr beliebig und austauschbar klingt. Von der Charakterstimme eines Tom Deiningers ist er jedenfalls sehr weit entfernt.
Auch wenn ich mir nicht so recht sicher bin, ob sie tatsächlich meist gerne und häufig auf Mütterrollen besetzt wird, aber ich persönlich hab Rita Engelmann schon immer als klassische "Mutter-Stimme" wahrgenommen. In solchen Fällen hat sie dann auch die jeweiligen Mütter der Hauptprotagonisten gesprochen. Ob in "Detektiv Conan", "Jimmy Neutron", "Invader Zim" oder in "Warehouse 13". Sogar Mrs. Puff aus "Spongebob Schwammkopf" hatte für mich mit Engelmann was genervt mütterliches, so als wäre sie frustriert, dass ihr "Kind" einfach nicht erwachsen wird.
Wenn sie mal eine Mutter sprach, dann waren das vor allem die, die recht taff sind und sich zur Wehr setzen können, aber auch durchaus sehr warmherzig sind und alles für ihre Kinder tuen würden, ohne sie gleich zu verhätscheln. Hab Engelmann in solchen Rollen recht gerne gehört und ihre Stimme in Verbindung mit diesen Mütterrollen hatte auch was sehr vertrautes. Sicherlich wäre sie irgendwann noch in die Oma-Kategorie hineingerutscht, hätte sie sich nicht schon 2013 aus dem Geschäft zurückgezogen. An sich hätte ich ihre Stimme dennoch gerne etwas länger gehört.
Udo Schenk als Klischeebesetzung für Fieslinge und Psychopathen wurde hier schon öfters genannt. Auch wenn Schenks Stimme für solche Rollen geradezu prädestiniert ist ist das so eine der Klischeebsetzung, die mir ähnlich auf die Nerven geht wie Tilo Schmitz für große Schwarze. In "The Walking Dead", wo Schenk den Gouverneur sprach war das sogar Psychopath und eiskalter Bösewicht in einer Person und auch wenn Schenk wirklich perfekt da passte und vom Spiel her hervorragend meisterte. Es nervt mich einfach nur, weil Schenk in der Vergangenheit geradezu inflationär auf dieser Schiene besetzt wurde. Umso schöner fand ich dann die Rollen, wo Schenk einfach mal nur der einfache Typ von nebenan war oder der traurig-lustige Kerl, der nicht viel Glück im Leben hatte und wo man auch wirklich Sympathien für ihn übrig hatte.
Klischeebesetzungen lehne ich nicht komplett ab. Richtig dosiert kann dies sogar was recht vertrautes an sich haben und im kleineren Rahmen hat das sogar Running Gag Charakter. Man sollte es nur nicht zu sehr damit übertreiben und den Sprecher so unter Wert verkaufen. Gibt neben Schenk auch noch so andere Sprecher aus früherer Zeit, die ich gerne mal in anderen Rollen abseits ihrer Klischees gerne gehört hätte.
Zitat von H0MER im Beitrag #66Tilo Schmitz, Charles Rettinghaus, Helmut Krauss, Engelbert von Nordhausen, Torsten Michaelis und einige andere werden ja sehr oft auf Schwarze besetzt → z.B. Dietmar Wunder, Jan Odle
Fällt Thomas Petruo denn nicht auch ins Schwarzen-Klischee? Sicherlich wurde er in dem Bereich nicht so oft besetzt wie Charles Rettinghaus, Engelbert von Nordhausen oder Tilo Schmitz, aber ich glaube, Petruo hat man auch sehr, sehr oft auf schwarze Schauspieler besetzt: Samuel L. Jackson, Michael K. Williams und Isaac de Bankolé fallen mir da spontan ein.
Ja stimmt. Petruo fiel da in die Sparte Odle und Rettinghaus. Also eher auf die lässigen Schwarzen. Tatsächlich fand ich ihn da nicht so sehr verheizt wie bei zuvor schon genannte Typen.
Thomas Petruo hat zwar desöfteren Schwarze gesprochen, sonderlich klischeehaft besetzt fand ich ihn da allerdings nie. Ich bin auch nicht der Meinung, dass er eine "Sonnyboy-Stimme" hatte, obwohl das immer wieder behauptet wird.
Wenn es einen Rollentypus gibt, den ich stark mit Petruo assoziere, dann den durchgeknallt-abgefuckten, drogensüchtigen, meist langhaarigen Gangster. Klingt sehr speziell? Alleine aus den 90ern fallen mir da spontan mehrere Filme ein: "Léon - Der Profi", "The Crow - Die Krähe", "Wild at Heart" und "Perdita Durango" (letzter ist quasi die Fortsetzung von "Wild at Heart", Petruo spricht aber tatsächlich unterschiedliche Charaktere), und die Liste lässt sich mit Sicherheit fortsetzen. Überhaupt denke ich bei Petruo in erster Linie an Gangster, Schläger, kaputte oder sonstwie skurille Typen (selbst seine Paraderollen Plankton und Biff Tannen lassen sich dazu zählen); kurzum alles, was im Kleinst- und Nebenrollensektor bis heute erfolgreich von Andreas Hosang bedient wird. Ich glaube, wenn man Petruos Rollenspektrum zusammenfassen sollte, könnte man sagen, dass er der richtige Mann war, wenn die Figuren einen Knacks im Wesen brauchten. Bei Thomas Petruo gab's nichts Glattgelecktes, bei ihm klang alles und klangen alle sehr menschlich - und genau dafür schätze ich ihn.
Sehr schöne Worte von dir Wilkins. Würde auch sagen, dass du Petruo damit ganz gut beschrieben hast. Als "Sonnyboy"-Typ hab ich ihn auch nie empfunden. Er konnte auf Schwarze schon lässig klingen, aber das machte ihn noch lange nicht zu einem Strahlemann. Bei Petruo kommen mir desöfteren Bösewichter in den Sinn, aber auch eben jähzornige Charaktere, die tief im inneren eine kaputte und geschundene Seele haben. Ein Beispiel wäre etwa der U-Bahn Typ aus "Ghost - Nachricht von Sam". Mit Petruo blieb mir diese kleine Rolle besonders im Kopf hängen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #241Bis heute leuchtet mir nicht recht ein, warum Heinz Petruo dermaßen oft als Schurke besetzt wurde. Okay, seine Schurken waren samt und sonders beeindruckend, er konnte selbst noch aus einem unbedeutenden Schauspielerchen einen gefährlichen Gegner machen. Aber er hatte eine keineswegs hässliche Stimme, im Gegenteil, man hätte ihn sehr wohl auch jede Menge positive Charaktere sprechen lassen können. Nur hatte irgend jemand (nicht Brunnemann, schon früher) ihn mal als Schurke besetzt und alle alle ahmten es nach. Insofern hat mich "Das Schwert des Königs" enttäuscht, da ich hier endlich mal mit einer originelleren Besetzung gerechnet hatte. Aber wer sich ein wenig mit Synchronstimmen auskennt, ahnt von Anfang an, dass sich Ronald Howard als der eigentliche Bösewicht entpuppen wird, einfach weil er von Petruo gesprochen wurde. Nun, immerhin ist er kein 0815-Schurke und gab Petruo Gelegenheit für andere Klänge.
Gruß Stefan
Ich hätte ihn mir sehr gut auf Sean Connery vorstellen können. Da hätte sich vielleicht ein ganz anderes Rollebouquet erschlossen.