Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #117Verschnupft war GGH auch in "Im Schatten des Zweifels" - und hier war er grandios.
Volle Zustimmung - das war wirklich eine seiner besten Arbeiten insgesamt. Obwohl ich wirklich überlegen muss, ob ich eine wirklich schlechte Leistung von ihm je gehört habe.
------------------------------------- Da haben wir ja auch schon mal drüber diskutiert. Da kann man wohl schwer ein Gegenargument finden. Den Film hatte ich schon wieder verdrängt...! Andererseits ist aber auch Stewart Granger sehr schlimm-eventuell hat hier GGH sogar eine adäquate Leistung erbracht...hihi. Stewart Granger und Vincent Price, auf diesen beiden fand ich ihn ausgesprochen unpassend. ------------------------------------------
Wie schauts eigentlich aus mit schlechten Leistungen, die so schlecht sind, dass sie schon wieder Spaß machen???
"Synchrontrash"
Neulich gesehen/gehört-Gerd Martienzen für Herbert Fux in "Das Haus der 1000 Freuden". Herbert Fux als einheimischer Fotograf in Tanger, die Art Rolle wie man sie sonst Eddie Arent oder Chris Howland gab. Dazu Martienzen, der hemmungslos drauflos outriert und so spricht, als wäre es Louis de Funes, den er synchronisiert. An sich ziemlich furchtbar-aber doch mit Spaßfaktor.
Da Granger als Holmes absolut daneben war, könnte ich es sogar verstehen, dass GGH keinen Grund sah, sonderlich viel Engagement in diese Rolle einzubringen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #123Wie schauts eigentlich aus mit schlechten Leistungen, die so schlecht sind, dass sie schon wieder Spaß machen???
Könnte man diese nicht auch als "Sternstunden" nennen?
"Weißer Terror" - William Shatners mit Abstand beste und bedrückendste Rolle - verliert in der deutschen Fassung erheblich durch die Besetzung mit Rainer Brandt. An sich passt er ja durchaus zu Shatner und es gibt ja auch intensive Rollen von ihm, aber hier wirkt er fast stärker als bei diversen Brunnemann-Rollen nach Schema F. Gerade die furchtbare Rede, mit der Shatners Figur die Stadtbewohner aufhetzt, büßt sämtliche Zwischentöne ein - den sanften Charme, mit dem er die Leute einwickelt, die zornigen Spitzen, wie er den Kopf selbstverliebt den Himmel wirft. Im Original ein Hassprediger im eigentlichen und erschreckendsten Sinne, in der deutschen Fassung ein desinteressierter, auf cool getrimmter Schwätzer. Wie sehr wünschte ich mir gerade hier die Intensität und Präzision von Gert Günther Hoffmann.
G. G. Hoffmann hat meiner Meinung nach durchaus Leistungen gebracht, die schwach waren - abseits von seinem Auftritt für Stewart Granger. Bei seinem Arbeitsumfang soll ihm das gestattet sein, man kann nicht immer in Top-Form sein.
Zu seinen schwachen Leistungen zähle ich seine beiden Einsätze für Cecil Kellawaye. Einmal in "Der Unsichtbare kehrt zurück" und dann in "Der geheimnisvolle Ehemann" - er paßt zu dem dicken Schauspieler überhaupt nicht (obwohl er selbst nicht der Schlankste war), versucht aber irgendwie, ihn "dick" zu sprechen und das Ergebnis ist recht lächerlich.
Auch fand ich ihn in einem unnötigen "Django"-Verschnitt für Anthony Steffen total daneben. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Film das war - "Django - Die Geier stehen Schlange" vielleicht?
Anthony Steffen spielt jedenfalls "Django", dessen Familie ermordet wird - nur ein Sohn wird entführt. Diesem steht er viele Jahre später als Feind gegenüber. Ein generell sehr schwacher Italo-Western voller unlogischer Übergänge, der das Potential der Handlung verschenkt.
Den Verdacht hatte ich immer, daß GGH hier selbst Hand angelegt hatte. Die deutsche Fassung ist noch uneinheitlicher als das Original und pendelt zwischen Ernst und vollkommen absurder Komik, wenn deplaziert eingebaute Sprüche geklopft werden. GGH spricht sehr unmotiviert für Steffen, selbst wenn man dessen hier besonders ausdrucksloses Spiel berücksichtigt. GGH scheint sich nie im Klaren zu sein, wie er die Figur sprechen will und er nervt dann schon beinahe mit seinen Sprach-Manierismen, die er an sich erst viel später entwickelte.
Zitat von fortinbras im Beitrag #126Einmal in "Der Unsichtbare kehrt zurück"
DA kann ich überhaupt nicht zustimmen - die Rolle scheint ihm großen Spaß gemacht zu haben und für mich transportiert sich der auch. Da kenne ich einige Rollen aus der gleichen Zeit von ihm, in denen er erschreckend desinteressiert wirkte, hier keinesfalls. Auch optisch habe ich keinen allzu großen Widerspruch wahr genommen. Im Gegensatz zu Roy Kinnear in "Hammett"!!! Aber das ist eher was für die "Fehlbesetzungen", denn schwach war auch hier seine Leistung nicht.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #127Da kenne ich einige Rollen aus der gleichen Zeit von ihm, in denen er erschreckend desinteressiert wirkte, hier keinesfalls.
Vor einigen Jahren hattest du in diesem Thread "Fahrt zur Hölle, Ihr Halunken" genannt. Fallen dir daneben spontan noch andere Rollen ein, in denen du ihn schwach oder lustlos erlebt hast?
Von mir gibt's mal keinen Widerspruch zu den glorreichen Halunken, auch wenn der Part streng genommen an Klaus Kindler hätte gehen sollen.
Aber betreffend Cecil Kellawaye, das habe ich ganz anders empfunden als Stefan. Hier nervt mich GGH regelrecht mit seinen Bemühungen, die Figur irgendwie rüberzubringen. Aber das ist wohl auch Geschmackssache.
Eine sehr schwache Leistung jüngerer Zeit ist für mich Joachim Kerzel für Anthony Hopkins in "Hitchcock". Es ist sicher schwer, aber nicht unmöglich, Hitchcocks eigenwilligen Sprechstil adäquat zu synchronisieren. Da bräuchte es eine kauzig-knurrige Stimme und einige Sprachmanirismen. Kerzel kann hervorragend sein, aber hier spricht er nur monoton gleichförmig in die Figur hinein und macht Hopkins fast zu so etwas wie seinem Gegenspieler, weil Bild und deutscher Ton nicht zusammenpassen. Abgesehen davon, daß ich hier einen Rollencast wie Hans Teuscher bevorzugt hätte, wäre bei Kerzel sicher mehr möglich gewesen. Es kann aber auch sein, daß er nicht durfte.
Friedrich Schoenfelder fand ich ausser bei "Der grauenvolle Mr. X" auch in "Tagebuch eines Mörders" ungewohnt schwach für Vincent Price. Natürlich muß man eines sagen: eine schwächere Leistung eines Friedrich Schoenfelder ist noch immer hörenswert und oft besser als gute Leistungen anderer. Der Film ist kein Meisterstück, aber ganz ansehbar und die Veränderungen, die mit der Hauptfigur vor sich gehen, sind sehr geeignet für subtiles Schauspiel. Price mochte diese Rolle sehr und wußte sie auch zu spielen. Schoenfelder pendelt irgendwo zwischen Schwächling und Schablonenfinsterling, bleibt recht trocken und trifft viele der Zwischentöne überhaupt nicht. Hier hätte ich auch Wolfgang Lukschy viel lieber gehört in der Rolle eines bodenständig-korrekten Richters, der plötzlich durch dämonische Kräfte aus den Fugen gerät.
Dagmar Altrichter für Honor Blackman in "Die Braut des Satans". Blackman spielt darin eine Endvierzigern, die recht liebestoll ist, ein wenig auf Hippie-Tour und die Dinge beim Namen nennt. Altrichters generell eher elegante Klangfärbung paßt nicht zu dieser Rolle und die flippige Art fällt ihr schwer zu transportieren. Das wäre eine Paraderolle für Beate Hasenau oder Gisela Trowe gewesen, Frau Altrichter wirkt beinahe ein wenig hilflos.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #125"Weißer Terror" - William Shatners mit Abstand beste und bedrückendste Rolle - verliert in der deutschen Fassung erheblich durch die Besetzung mit Rainer Brandt. An sich passt er ja durchaus zu Shatner und es gibt ja auch intensive Rollen von ihm, aber hier wirkt er fast stärker als bei diversen Brunnemann-Rollen nach Schema F. Gerade die furchtbare Rede, mit der Shatners Figur die Stadtbewohner aufhetzt, büßt sämtliche Zwischentöne ein - den sanften Charme, mit dem er die Leute einwickelt, die zornigen Spitzen, wie er den Kopf selbstverliebt den Himmel wirft. Im Original ein Hassprediger im eigentlichen und erschreckendsten Sinne, in der deutschen Fassung ein desinteressierter, auf cool getrimmter Schwätzer. Wie sehr wünschte ich mir gerade hier die Intensität und Präzision von Gert Günther Hoffmann.
Ich fand Rainer Brandt gar nicht mal so verkehrt. Aber in der Tat: es ist zwar noch ein paar Jahre vor den Brunnemannschen Werken, aber sein auf cool getrimmtes Image pflegte er leider auch hier schon. Allerdings kann ich mir gerade in dieser Rolle GGH noch weniger vorstellen.
Wobei ich jetzt gerade überlege, ob die Bezeichnung "Top-Sprecher" im Threadtitel wirklich auf Rainer Brandt zutrifft... Ich find ihn meist alles andere als top, aber gut, wohl eher eine subjektive Geschichte.
Ich habe GGH förmlich in dieser Rolle gehört, gerade beim Ansehen der Hasspredigt im Original. Ich verstehe übrigens den Begriff "Top-Sprecher" vor allem so, dass die Bekanntheit der Stimme und die Häufigkeit der Einsätze Ausschlag gebend ist - und da belegte Brandt definitiv in den 60ern einen der vordersten Plätze.
Ich muss hier leider auch Lutz Mackensy nennen - und zwar für alle Filme und Serien, in denen er Rowan Atkinson gesprochen hat (soweit mir bekannt und ich durchgehalten habe). Als Beispiel diene mir "Johnny English - Jetzt erst recht". Wahrscheinlich auch eine Frage der Regie, aber Mackensy zerstört die elementare Atkinson-Komik gründlich. Der ganze Reiz der "English"-Filme beruht auf dem (wahrlich nicht neuen) Grundkonflikt, dass ein inkompetenter, aber von sich selbst überzeugter "Held" konsequent die Augen gegenüber seinen eigenen Fehlern verschließt und versucht, wie seine großen Vorbilder zu sein. Namentlich in der Szene im Flugzeug spricht Atkinson mit gedrückt tiefer Stimme, um gegenüber der Stewardess wie ein cooler Hund zu erscheinen. Atkinson überzieht das Ganze nur um eine Nuance und erreicht damit eine herrliche Komik (in welcher der eigentliche und einzige Reiz des Films liegt). Mackensy dagegen kiekst und piepst und macht seine ohnehin nicht machohafte Stimme noch femininer - der ganze Witz der Szene geht gründlichst verloren. Da kann man gegen Kalkofe als OSS 117 sagen, was man will, aber er nahm seine Rolle ernster und wurde (trotz stimmlicher Fehlbesetzung) der Komik gerechter; Mackensy demonstriert dagegen, wie man es auf keinen Fall machen darf!
Ich bin auch kein sonderlicher Freund dieser Kombi, aber eine Ausnahme gibt es für mich doch: "Blackadder". Man kann jetzt über den ganzen Sinn und Zweck dieser Synchro überhaupt streiten (Original ist nicht adäquat übersetzbar), aber abgesehen von der (ohnehin eher albernen als komischen) ersten Staffel finde ich Mackensy hier gar nicht übel, speziell in der dritten Staffel bringt er die genervte Überheblichkeit Blackadders gut rüber. Sicher keine Sternstunde - aber gute Arbeit.
Viel schlimmer fand ich da Wilfried Herbst in "Inspector Fowler" und "Vier Hochzeiten und ein Todesfall".