Brunnemann. Dazu nahm weiland ja selbst Fr. Berger negativ Stellung (dass sie das ihr zugesandte Synchrondrehbuch postwendend und kopfschüttelnd zurückschickte).
Falls es nicht in diesem Thread schon erwähnt wurde: Helmut Gauß kann man in der Zweitsynchro von "Cocktail für eine Leiche" auf John Dall (Brandon) ziemlich affektiert bzw. tuntig hören, was aber ziemlich aufgesetzt wirkt.
In der vergangenen Woche habe ich den Film "Basquiat" (USA 1996) über den amerikanischen Pop-Art-Künstler Jean-Michel Basquiat von Julian Schnabel gesehen. Dort spielt neben Jeffrey Wright als Basquiat auch David Bowie mit, der hier Andy Warhol spielt. Dieser wird hier von Gerd Böckmann synchronisiert, der ihn auch äußerst affektiert spricht.
Mücke
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20.12.2010 22:02
#93 RE: Synchronsprecher am Limit: "Tuntige" Rollen
Zitat von marginalBrunnemann. Dazu nahm weiland ja selbst Fr. Berger negativ Stellung (dass sie das ihr zugesandte Synchrondrehbuch postwendend und kopfschüttelnd zurückschickte).
Wobei das bei DEM Film echt relativ lustig ist, da der auch im Original - rein der Handlung und Kostümierung der Darsteller wegen - ja schon völlig am Rad dreht. Ich fand nicht, dass der durch die Synchro irgendwie verfälscht oder kaputt geblödelt wurde. Im Gegenteil: Die Synchro hatte teilweise sogar was Niedliches.
Eventuell hat da wieder die Abteilung "deutscher Selbsthass" gesiegt; eine große italienische Burleske durch deutsche Zotensynchro verunstaltet! PFui!!
Zitat von bertiVor einiger Zeit gab es mal bei Youtube ein "Best Off" aus dem Sexfilm "Tanzstunden-Report" dessen Darsteller größtenteils nachsynchronisiert wurden (und in dem man Wolfgang Draeger mal vor der Kamera sehen kann). Leider ist das Video inzwischen nicht mehr online, aber nach meiner Erinnerung hörte man dort Harald Juhnke tuntig.
Ja, das war er. Neben Draeger kann man auch Hans Walter Clasen mal vor der Kamera sehen, der ebenso ziemlich tuntig spricht. Nicht zu vergessen eine Tanzlehrerin, die von Brigitte Grothum im peinlichsten sächsisch synchronisiert wird. Wen wundert's aber, bei den Dialogregisseuren...
In "Inspektor Clouseau - Der ´beste´ Mann bei Interpol" kann man in einer Szene, die in einer Schwulenbar spielt, gleich zwei Sprecher tuntig hören: Alexander Allerson als Kellner und Niels Clausnitzer für Michael Robbins als Butler Jarvis, der dort als Transvestit auftritt.
Zitat von bertiIn einem Buch über Marlon Brando habe ich mal gelesen, dass jemand fand, er würde in der DF von "Morituri" dank Juhnkes Tonfall tuntig klingen. Als ich den Film später sah, fiel mir auch eine ziemlich nasale Sprechweise auf.
Als ich den Film gestern nach mehreren Jahren wieder gesehen habe, ist mir das sogar noch extremer aufgefallen. Ob es daran liegt, dass Brandos Rolle zu Beginn des Films als dandyhafter Kunstliebhaber auftritt? Es wirkte jedenfalls krass, Brando so zu hören.
Anscheinend wurde "Manche mögen´s heiß" hier tatsächlich noch nicht genannt. Erik Schumann sprach Tony Curtis in den Szenen, in denen sich dieser als blasierter Shell-Erbe ausgiebt, ziemlich tuntig (im Original parodierte Curtis bekanntlich Cary Grants charakteristische Sprechweise).
Mücke
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27.09.2011 02:17
#100 RE: Synchronsprecher am Limit: "Tuntige" Rollen
Ich grabe einen älteren Beitrag mal für eine kleine Ergänzug aus.
Zitat von bertiEhrlich gesagt, fand ich Fritsch als Sprecher einer Irons-Rolle eher in "König der Löwen" zwar nicht tuntig, aber zumindest an einigen Stellen leicht effemisiert ("Ach, ich Plappermaul!"); allerdings klang Irons im Original an den entsprechenden Stellen ähnlich.
Stefan hatte früher bereits betont, dass gerade bei britischen Schauspielern bedacht werden muss, dass deren Upperclass-Tonfall leicht tuntig wirken kann, wenn man sich bei der Synchro zu stark am O-Ton orientiert (siehe Christian Rode in "Das Privatleben des Sherlock Holmes"). Dass diese Aussprache auch von Amerikanern öfter als tuntig wahrgenommen wird, wäre ein weiterer Punkt. Bei "König der Löwen" fällt schon auf, das Scars Gestik und Mimik manchmal tuntig wirkt. Vielleicht wegen Irons´ Tonfall? Natürlich darf dabei nicht vergessen werden, dass mehrere dieser Szenen von Scar sarkastisch gemeint sind (etwa die "Ich muss meinen Hofknicks üben"), und man sollte sie deshalb nicht überbewerten. Auf Youtube hat jemand ein (von ihm selber nicht ernst gemeintes) Video dazu erstellt:http://www.youtube.com/watch?v=RVs-rMnDCik In diesem Thread gehr es ja nicht nur um explizit schwule Rollen, sondern auch um solche, in denen eine Figur effemisiert auftritt. Oder sich zumindest kurz so gibt, um jemanden zu täuschen. Sio wie etwa Humphrey Bogart bei seinem ersten Besuch in der Buchhandlung in "Tote schlafen fest" oder Harrison Ford im "letzten Kreuzzug", als er sich als wehleidiger und verschnupfter Lord ausgibt. So besehen, kann man das Beispiel hier schon nennen.
Hier poste ich mal etwas, was ich schon länger erwähnen wollte, nachdem ich vor etwa anderthalb Jahren auf Youtube wieder in eines der Hörspiele hineinhören konnte, das mich während meiner Kindheit begleitet hat. Es handelt sich dabei um "Das Geheimnis der Einhorn" aus der "Tim und Struppi"-Serie der Maritim. Schon als Kind kam mir eine Sache komisch vor: Etwa in der Mitte des Hörspiels erzählt Kapitän Haddock Tim eine Geschichte, die er in den Erinnerungen seines Vorfahren, des Ritters Franz von Hadoque, gelesen hat. Diese Geschichte wird dem Zuhörer als eine Art "akustische Rückblende" erzählt. Haddocks Sprecher Gottfried Kramer übernimmt dabei nicht nur (logischerweise) den Part des Vorfahren, sondern auch den des Piraten Rackham, der Rote. Beim direkten Dialog verstellt er als Pirat seine Stimme. Er spricht diesen aber nicht etwa bedrohlich (wie es angesichts dieser Szene im Comic zu erwarten wäre), sondern in einem stark tuntigen Tonfall, was ihn zur Witzfigur macht. Daneben bezeichnet Ritter Franz Rackham als "Primaballerina", "gnädige Frau" "Funkenmariechen" etc., und auf die Drohung "Morgen liefere ich dich meinen Männern aus!" antwortet er spöttisch: "Oh, Gnädigste sind verheiratet, und gleich mit mehreren!". Alle diese auf Homosexualität anspielenden Zwischenbemerkungen kommen in der Comicvorlage natürlich nicht vor.
Das erinnert mich an die öfter kritisierte Praxis mancher Blödelsynchros, Figuren, die im Original gar nicht als schwul angelegt sind, einen tuntigen Tonfall zu verpassen und Anspielungen auf Homosexualität in den Dialog einzubauen, um Lacher zu erzeugen.