In "Wenn die Wildgänse kommen" spielt Roger Moore einen Söldner, der auf einer Party Ärger mit einem Auftraggeber hat, der ihm Drogengeschäfte verschwiegen hat. In dieser Szene klingt Clausnitzer bedrohlich und verliert auch etwas die Beherrschung (0:00 - 2:58): http://www.youtube.com/watch?v=koxY4aUQcUk&feature=relmfu
Oder auch im Finale von "Der Mann mit dem goldenen Colt", als Bond klar wird, dass Scaramangas Insel (dank Mary Goodnights Ungeschicklichkeit) bald explodieren wird.
Clausnitzers lautes "Auf die Knie und schluckt es!" ist natürlich ungewohnt. Ganz außer sich ist er hier allerdings nicht, ebensowenig wie beim "goldenen Colt" ("Du kannst wohl nicht lesen?" "Goodnight! Raus aus der Hexenküche, ich hab´s!") Auf seine teils wütenden, teils hysterischen Ausbrüche als Zenturio in "Asterix - Sieg über Cäsar" trifft das vielleicht schon eher zu. Aber einen völligen Ausraster in einem Spielfilm wüsste ich bei ihm jetzt auch nicht.
Zitat von berti im Beitrag #168Clausnitzers lautes "Auf die Knie und schluckt es!" ist natürlich ungewohnt. Ganz außer sich ist er hier allerdings nicht, ebensowenig wie beim "goldenen Colt" ("Du kannst wohl nicht lesen?" "Goodnight! Raus aus der Hexenküche, ich hab´s!")
Ja, das stimmt. Es ist kein völliger Ausraster, weswegen ich schrieb, dass er etwas die Fassung verliert. Ich hatte ihn aber auch heftiger in Erinnerung, was vielleicht an Moores zähnefletschendem Gesicht lag.
Schon klar. Es ging auch nur darum, dass die Beispiele zwar in die Richtung gehen, nach der Lord Peter gefragt hatte, aber nicht völlig hysterisch sind. Aber bei einer so langen Sprecherkarriere finden sich vielleicht noch andere Szenen.
Generell gehts mir so wenn ich Sprecher höre, die schon in ihren Kindstagen synchronisiert haben. Gut, es ist nicht ungewöhlich, dass sich die Stimme im Laufe des Lebens verändert. Aber wenn ich Philipp Brammer beispielsweise als Zorro in One Piece höre, will mir überhaupt keine Ähnlichkeit mit seiner Rolle als Nils in Nils Holgerson auffallen.
Wolfgang Draeger hat eine eher weiche Stimme, und man kennt ihn (durch Klischeebesetzungen) eher als nervös oder sogar stotternd. Gene Wilder in "Trans-Amerika-Express" ist im Prinzip auch so eine Rolle (weswegen er eventuell besetzt wurde), hat in der Mitte des Films allerdings einen heftigen Aussetzer, bei dem er ordentlich brüllt. So habe ich Draeger ansonsten nur für Bob Balaban in zwei Szenen aus (dem ebenso misslungenen wie verschnarchten Film) "Gespräche mit dem Biest/der Bestie" erlebt, obwohl er natürlich bei Woody Allen auch manchmal lauter wurde (etwa in "Harry außer sich"). Kennt jemand weitere Synchros, in denen Draeger richtig ausrastet?
Zitat von berti im Beitrag #Kennt jemand weitere Synchros, in den Draeger richtig ausrastet?
Na aber hallo! Neben seiner von mir schon hochgelobten Todesszene in "Maria Stuart" der komplette Film "Das Todeslied von Laramy", in dem er Eduardo Fajardo synchronisierte. Diese merkwürdige Besetzung (bei der es ihm gelang, die völlige Diskrepanz zwischen Gesicht und Stimme vergessen zu machen) ist das absolute Glanzlicht dieses mittelmäßigen Filmes und der sprachlich katastrophal daneben gegangenen Synchronisation (Rudolf Lubowski - muss ich noch mehr sagen?). Im Grunde ist er fast die ganze Zeit am Brüllen, Toben und Geifern, nur unterbrochen von einigen Szenen mit fiesem kinski-haftem Zischen.
Danke! Beide Filme kenne ich noch nicht, allerdings war mir deine Erwähnung der Todesszene aus "Maria Stuart" noch in Erinnerung. Diese hatte ich nur deswegen nicht dazugerechnet, weil er dort (laut deinem früheren Beitrag) vor Todeangst schreit und es mir eher um Fälle von Wut ging, da dabei der Kontrast zu seinen häufig "kleinlauteren" Rollen noch größer wäre.
In "Zwei wahnsinnig starke Typen" spricht Norbert Langer einen brutalen Gefängnisaufseher ungewohnt grob und vulgär ("A****loch", "Sackgesicht"). Ebenfalls untypisch ist Lothar Blumhagen dort (als beim Rodeo konkurrierender Direktor) zu hören: Er lässt seine Stimme ziemlich schleifen und klingt teilweise so unsauber, dass man ihn (wenn man es nicht wüsste) erst beim zweiten Hinhören erkennen könnte.
Zitat von berti im Beitrag #175In "Zwei wahnsinnig starke Typen" spricht Norbert Langer einen brutalen Gefängnisaufseher ungewohnt grob und vulgär ("A****loch", "Sackgesicht").
Ähnlich untypisch erlebt man ihn in "Die Frau in rot", wo er einen Ehemann spricht, der von seiner Frau verlassen wird. Als er davon erfährt, läuft er Amok, randaliert in der Küche und brüllt dazu herum.
Claus Jurichs für Angelo Infanti in ROCCO - DER EINZELGÄNGER VON ALAMO.
Jurichs, der zu dieser Zeit noch seine damalige "Sunny-Boy-Stimme" hatte und zumeist auch dementsprechend besetzt wurde, klingt in ROCCO ungewohnt rau und "dreckig". Gefällt. Für mich ein Highlight in Jurichs' Synchrographie.
Die 1966 entstandene Zweitsynchro von "Schneewittchen" bietet gleich mehrere Beispiele dafür: Heinz Petruo erlebt man als Erzähler ungewohnt gefühlvoll, den sonst eher robust klingenden Klaus W. Krause schusselig und zerstreut (hätte man etwa zur gleichen Zeit an "Leoparden küsst man nicht" nicht so herumgeschnippelt, hätte er diese Seite dort ebenfalls gut ausspielen können) und den sonst oft grantig und knurrend besetzten Eduard Wandrey als Zwerg Happy munter und aufgekratzt.
Eine Ergänzung hätte ich zu dieser Fassung noch: Walter Bluhm kann man hier mal außergewöhnlich stark chargieren hören. Er krächzt sich mit seiner teils brüchig-hohen Stimme nur so durch die Synchro, was sehr ungewöhnlich ist und selbst noch seine Leistung in "Asterix und Kleopatra" übertrifft.
Zitat von bertiHeinz Petruo kennt man ja meist nüchtern-kalt (Nachrichtensprecher/Erzähler), finster-bedrohlich (Oberschurken) oder auch vornehm-elegant (aristokratische Typen). In Sidney Lumets "Angriffsziel Moskau" spricht er Fritz Weaver und hat in einer Szene einen hysterischen Anfall (einschließlich Heulkrampf!), was ich bei ihm sonst nie gehört habe.
Ähnlich zu hören ist er in "Soylent Green" (Jahr 2022...die überleben wollen, USA 1973), wo er für Charlton Heston als Detective Thorn zu hören ist. Dieser liegt am Ende angeschossen auf der Trage und berichtet entsetzt und leicht hysterisch, dass "Soylent Green" aus Menschenfleisch besteht, was er vorher in der Abfallbeseitigungsanlage in Ansätzen gesehen hat.
Im selben Film ist auch Wolfgang Völz zu hören, bei dem ja hier im Forum öfter bemängelt wurde, dass er auf den von ihm gesprochenen Leuten oft comichaft und übertrieben wirke. Hier ist er mal völlig nüchtern zu hören, wobei Laien ihn in diesem Tonfall nicht erkennen würden, da er sich 1973 anders anhörte und eben total anders spricht als sonst.