Zitat von Stefan der DEFA-FanE.W. Borchert gab in "Abenteuer am Mississippi" den versoffenen Vater von Huck Finn so rauh und grob, daß es eine Freude war. Im Hintergrunde schwang aber immer noch eine versteckte Sanftheit mit - perfekt für die Rolle, denn in diesem Film wurde der alte Finn eher als Wrack gezeichnet, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat und seinen Sohn trotz allem etwas gern hat (und ihn nur im Delirium schlägt, weil er ihn für den Engel des Todes hält). Eine tolle Leistung.
Den normalerweise sehr noblen und durchgeistigten Borchert mal dreckig zu hören, wirkt sehr ungewohnt. Bei Burt Lancaster erlebte man ihn zweimal so: In "Mit eisernen Fäusten" sprach er einen verdreckten, ungehobelten Trapper, der weder lesen noch schreiben kann. Noch krasser war es in "Die gefürchteten Vier", wo er sogar zotige Dialoge hatte. Ich musste zweimal hinhören, bis ich glauben konnte, dass ER gesagt hatte, dass die Menschen die einzigen Lebewesen seien, die sich beim "Gesundstoßen" in die Augen sehen würden! Für Henry Fonda in "Spiel mir das Lied vom Tod" hatte er auch Dreck in der Stimme, besonders in der Szene, als er Morton die Krücken wegtritt ("Ich könnte dich wie einen faulen Apfel zerquetschen!").
Zitat von bertiIch weiß, Überschneidungen zum Thread über die "kuriosesten" Besetzungen lassen sich nicht vermeiden.
Hier wäre ein Beispiel, dass ich gestern schon bei den "Kuriositäten" erwähnt hatte:
In "Beverly Hills Cop" hat Axel Foley einen Vorgesetzten namens Todd. Da Foley grundsätzlich jede Polizeivorschrift missachtet, ist Todd in seinen beiden Szenen extrem gereizt. Synchronisiert wird er von Herbert Stass, der eigentlich ein völlig anderes Rollenspektrum hatte. Bei Bräutigam heißt es, in seiner Stimme sei oft "etwas Grüblerisches, Zweifelndes, Unsicheres" enthalten gewesen. Schon allein deswegen war er auf (den zusätzlich deutlich jüngeren!) Gilbert R. Hill keine naheliegende Besetzung. Kennt jemand noch weitere Rollen, in denen Stass ähnlich aggressiv klang? (Hitchcocks "Fremden im Zug" sollte man besser außen vor lassen, denn dort ist er ja leider noch am stimmlichen Ausdruck von Aggressionen gescheitert.)
Alfred Balthoff hatte eine eher sanfte Stimme. Mücke hat betont, dass er damit durchaus auch gebieterisch oder laut sein konnte, aber trotzdem wollte ich einen Extremfall erwähnen: In "Tanz der Vampire" donnert Professor Abronsius den Wirt Shagal so gebieterisch aus dem Off an, dass dieser eingeschüchtert glaubt, es wäre sein Herr, Graf Krolock. Das dürfte bei Balthoff doch sicher ein Sonderfall sein, oder?
Sonderfall vielleicht, aber nicht Einzelfall. In "Im Zeichen des Bösen" gibt er für Akim Tamiroff konsequent ein deutlich anderes Rollenfach als im sonst eigen war - er schimpft und meckert, kratzt und beißt (akkustisch natürlich), dass es eine Freude ist. Aber diese Synchro müsste ich ohnehin generell mal als "Sternstunde" anführen.
Dass er als "Onkel Joe" lauter wurde, war mir noch in Erinnerung, ebenso wie auch sein Schreien am Ende von "Ruhe sanft GmbH". Aber das Donnern in "Tanz der Vampire" fand ich dann noch krasser. Da kommt es einem auch nicht komisch vor, dass Schagal die Stimme des Professors nicht erkennt.
Friedrich Schoenfelder wurde ja oft auf Gentleman und dergleichen besetzt. In dem Italo-Western "Andere beten - Django schießt" spricht er allerdings den Oberfiesling. Herrlich ihn auch mal von dieser Seite erleben zu dürfen.
Passt vielleicht nicht unbedingt hierher, aber in "Sartana - Noch Warm und schon Sand drauf" gibt es eine Szene, wo sich Rainer Brandt tierisch betrunken anhört. Und zwar an der Stelle, wo er schon fast lallend "ja grüzi Gott" sagt: http://www.youtube.com/watch?v=D7BLGY_ooZM
Allerdings. Wenn ich da nur an die finalen Kampf mit dem Chinesen denke. ... "Nicht so laut, was soll'n denn die Wanzen denken!" ... Das ist wirklich der Film von Brunnemann und Brandt, wo ich davon überzeugt bin, dass es nicht mehr nüchtern zuging.
Zitat Und zwar an der Stelle, wo er schon fast lallend "ja grüzi Gott" sagt:
betrunken im Dienst, na ich weiß nicht Nein, mal im Ernst: das klingt an dieser Stelle wohl so seltsam, weil Brandt dabei den Schlager "Grüezi wohl, Frau Stirnimaa" auf die Schippe nimmt und deswegen die Zeile halb singt, halb spricht...
Wie kommst du darauf, dass er hier auf das Lied anspielt? "Grüß Gott" ist in München die Standard-Begrüßung. Zu dem Lied höre ich hier gar keine Ähnlichkeit.
Udo Schenk, der ja eigentlich meistens Fieslinge oder Psychopathen spricht, konnte man in den Mr. Bean Film, wo er ja den Part von Peter MacNicol hatte, als anständigen Familienvater hören.
Klar, Udo Schenk ist ja auch sehr facettenreich. Ich höre ihn zwar gerne auf Fieslingen oder allgemein auf Bösewichten. Aber ihn nur darauf zu reduzieren ist eh ziemlich daneben. Siehe auch als anderes Beispiel für Gary Oldman in den neuen "Batman-Filmen".