In "Mach's nochmal, Dad" hörte man Hans-Werner Bussinger auf einen total durchgeknallten, schreienden Geschichtslehrer. Ziemlich verrückte Sprechrolle. Hat Bussinger bestimmt viel Spaß gemacht.
Zitat von Stefan der DEFA-FanE.W. Borchert gab in "Abenteuer am Mississippi" den versoffenen Vater von Huck Finn so rauh und grob, daß es eine Freude war. Im Hintergrunde schwang aber immer noch eine versteckte Sanftheit mit - perfekt für die Rolle, denn in diesem Film wurde der alte Finn eher als Wrack gezeichnet, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat und seinen Sohn trotz allem etwas gern hat (und ihn nur im Delirium schlägt, weil er ihn für den Engel des Todes hält). Eine tolle Leistung.
Den normalerweise sehr noblen und durchgeistigten Borchert mal dreckig zu hören, wirkt sehr ungewohnt. Bei Burt Lancaster erlebte man ihn zweimal so: In "Mit eisernen Fäusten" sprach er einen verdreckten, ungehobelten Trapper, der weder lesen noch schreiben kann. Noch krasser war es in "Die gefürchteten Vier", wo er sogar zotige Dialoge hatte. Ich musste zweimal hinhören, bis ich glauben konnte, dass ER gesagt hatte, dass die Menschen die einzigen Lebewesen seien, die sich beim "Gesundstoßen" in die Augen sehen würden! Für Henry Fonda in "Spiel mir das Lied vom Tod" hatte er auch Dreck in der Stimme, besonders in der Szene, als er Morton die Krücken wegtritt ("Ich könnte dich wie einen faulen Apfel zerquetschen!").
Inzwischen habe ich Borchert in einer Rolle erleben können, die alles anderen ungewohnten Rollen in den Schatten stellt: Henry Fonda in "Sie möchten Giganten sein" Dass Ottokar Runze ihn hier besetzt hat, war eine richtige Entscheidung, da Borchert bei Fonda leider öfter nicht zum Zuge kam. Gerade angesichts dieser Rolle (der tyrannische Vater einer Familie von Holzfällern mit obszönem Vokabular) war er zusätzlich mutig. Ich könnte mir vorstellen, dass es für Borchert ein Vergnügen war, hier mit dreckiger Stimme "die Sau rauszulassen". Schon als er zu Beginn des Filmes den Götz zitierte, zuckte ich zusammen. Und das war nur der Anfang. Kleine Kostproben gefällig? "Reißt ihnen die Ärsche auf", "vögeln", "Hundesohn", "Furz", "ausgepimperter Bock", "Piss-Rüstung", etc. Und das sind nur Kostproben! Ebenfalls zotig konnte man hier auch Friedrich W. Bauschulte erleben. Da seine Rolle aber deutlich kleiner war, hatte er bei weitem nicht so viele Gelegenheiten dazu.
Lothar Blumhagen kennt man ja zumeist in blasierten, hochnäsigen oder arroganten Rollen. In dem Film "Agenten sterben einsam" kann man ihn auf dem Schauspieler Derren Nesbitt, der hier den SS-Standartenführer Kramer spielt, mal äußerst bedrohlich hören als dieser sich mit einem höheren SS-Mann anlegt, aber von jenem zurückgewiesen wird.
Thomas Danneberg wird ja meist auf Helden oder Sprücheklopfer besetzt (Stallone, Schwarzenegger, Hill, Celentano). Im Polizei-Thriller "Tödliche Fragen" kann man ihn mal von einer ganz anderen Seite erleben. Dort spricht er für Nick Nolte, der einen fiesen, korrupten Polizisten spielt. Es folgt ein derber Spruch nach dem anderen. Eine Kostprobe gefällig?
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tödliche fragen.mp3
Zitat von bertiKlaus Miedel sprach oft schleimige, hinterlistige Typen. Auf Eli Wallach in "Archie & Harry - Sie können´s nicht lassen" hört man ihn dagegen mal nicht aalglatt, sondern vulgär schimpfend ("Dreht euch um, Wurmfutter!" etc.). Eine herrlich komische Rolle!
Miedels Rolle in den "Rittern der Kokosnuss" ist zwar (wie die Synchro insgesamt) alles andere als "herrlich komisch", aber auch dort durfte er verbal ordentlich die Sau rauslassen:http://www.youtube.com/watch?v=Ri8bbPMdaJw
Zitat von Stefan der DEFA-FanE.W. Borchert gab in "Abenteuer am Mississippi" den versoffenen Vater von Huck Finn so rauh und grob, daß es eine Freude war. Im Hintergrunde schwang aber immer noch eine versteckte Sanftheit mit - perfekt für die Rolle, denn in diesem Film wurde der alte Finn eher als Wrack gezeichnet, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet hat und seinen Sohn trotz allem etwas gern hat (und ihn nur im Delirium schlägt, weil er ihn für den Engel des Todes hält). Eine tolle Leistung.
Ebenfalls "eine Freude" war es, den sonst so aristokratischen Holger Hagen auf Robert Ryan in "Im Kreuzfeuer" mal von ganz anderen Seiten zu erleben. Mal polternd und großmäulig, mal scheinbar kumpelhaft, dann wieder unterschwellig oder offen aggressiv und gewaltbereit, manchmal auch ziemlich nüchtern. Ich weiß, manches davon trifft auch auf seine Einsätze für Richard Burton zu, aber hier stach er ziemlich heraus. Auch vom Schauspieler und Rollentyp war seine Besetzung absolut ungewohnt. Teilweise wirkte es fast so, als versuche er, Hans Wiegner zu imitieren (der vielleicht zehn Jahre früher in Berlin besetzt worden wäre).
Walter Süssenguth wurde ja oft auf nette, liebenswürdige und meist schon ältere Charaktere besetzt. In "Lohn der Angst" kann ihn auf Charles Varnel mal in einem schon ungewohnten Tonfall als etwas härteren und zwielichtigen Menschen erleben.
Neulich habe ich von Arnold Marquis ein Beispiel gefunden, wo er zeigte, dass er entgegen seinem eher lauten und auch chargierenden Rollenimage, auch ganz anders konnte. In dem Song "Komm zu mir durchs Telefon", der 1985 entstand, kann man ihn mal sehr gefühlvoll hören: http://www.youtube.com/watch?v=YpAqUVyYOM4
Hier gibt es einen Ausschnitt aus dem Film "Allen geht's gut" (1990) mit Marcello Mastroianni, wo man Wolfgang Hess sehr schüchtern, fast schon ängstlich hören kann: http://www.youtube.com/watch?v=GeyLNkWQ-Uo
Zitat von LammersNeulich habe ich von Arnold Marquis ein Beispiel gefunden, wo er zeigte, dass er entgegen seinem eher lauten und auch chargierenden Rollenimage, auch ganz anders konnte. In dem Song "Komm zu mir durchs Telefon", der 1985 entstand, kann man ihn mal sehr gefühlvoll hören: http://www.youtube.com/watch?v=YpAqUVyYOM4
Den damals bereits sehr bullig klingenden Marquis so zu hören, ist wirklich ein Erlebnis. In eine ähnliche Richtung ging auch seine kurzer, aber eindrucksvoller Auftritt als alter Kater in "Bernard und Bianca":topic-threaded.php?forum=11776729&threaded=1&id=506161&message=7176964
In "Der Mann mit dem goldenen Arm" spricht Wolf Martini Robert Strauss in einer Gangster-Rolle gewohnt grob und dreckig. In einer Szene jedoch (als seine Stammkunden seine Spielrunde verlassen) versucht er verzweifelt, sie davon abzuhalten, und verfällt dabei in einen bettelnden, geradezu winselnden Tonfall. Wer weiß, ob ihm solche Rollen ohne seinen frühen Tod öfter vergönnt gewesen wären. Im selben Film hört man zu Beginn Curt Ackermann für Darren McGavin ungewohnt ölig und schmeichlerisch.
In der DVD-Synchro von "Barton Fink" kann man Dietmar Wunder auf John Turturro auch in ungewohnten Tönen hören, wenn man ihn nur auf Daniel Craig oder Adam Sandler hört. In der Rolle des Autors Barton Fink kann man ihn teils schüchtern, teils völlig hysterisch und auch mal mit einem Nervenzusammenbruch inkl. Weinkrampf hören.