Bevor "True Gritt" in die deutschen Kinos kam, waren viele skeptisch, ob Joachim Tennstedt hier die richtige Besetzung für Jeff Bridges wäre. Als die Synchro dann vorlag, änderte sich das. Der eigentlich eher schmächtig klingende Tennstedt drückt seine Stimme hier extrem. Immerhin spricht er hier eine Rolle, in der Jahrzehnte zuvor Arnold Marquis () zu hören war. Auch Simon Jäger, Stimme und Artikulation ich normalerweise als "hell" bzw. "klar" bezeichnen würde, spricht hier betont unsauber und (rollenbedingt) im Verlauf des Films nuschelnd.
Zitat von berti im Beitrag #182Auch Simon Jäger, Stimme und Artikulation ich normalerweise als "hell" bzw. "klar" bezeichnen würde
Dann haste Simon Jäger aber schon lange nicht mehr gehört. Der sifft doch schon seit ca. 10 Jahre immer stärker rum. Wird immer rauchiger, dreckiger... cooler
Keineswegs, ich habe ihn auch in Synchros aus den letzten Jahren gehört. Speziell beim "Plan" war mir ein veränderter Klang aufgefallen. Aber auch dort klang er für mich nicht "dreckig".
Heinz Petruo in "Der unheimliche Komplize". Sonst meist beherrscht unterkühlt, oft auch bösartig, spricht er hier einen hitzköpfigen Kriminalbeamten, der auch mal lauter wird und gelegentlich unbeherrscht agiert.
Beim Sehen der "27. Etage" versuchte ich neulich, mir für Gregory Peck Wolfgang Lukschy statt Martin Hirthe vorzustellen. Diese Rolle enthält viele emotionale Momente, darunter auch welche, in denen Peck verzweifelt ist oder sogar schreit. Spontan fiel mir keine Synchronrolle ein, in der ich Lukschy mal "ernsthaft" hysterisch oder ängstlich erlebt hätte. Als Schauspieler im "7. Opfer" klang er in der Szene auf dem Boot kurz so, aber in Synchros? Dort kenne ich ihn hysterisch bisher allenfalls mit komödiantischer Färbung (Bogart in "African Queen" oder Matthau in "Ein seltsames Paar"). Wüsste jemand entsprechende Beispiele dafür?
fortinbras
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14.06.2013 17:50
#187 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
Wolfgang Lukschy mal "ausser Kontrolle" --------------------------------------
Da fällt mir "Das grüne Blut der Dämonen" ein. Am Ende steht Professor Quatermass (Andrew Keir) unter starkem Einfluss der diabolischen Mächte und wird von James Donald (Horst Keitel) wieder "zurückgeholt". Sind nur ein paar Momente, aber da ist er etwas aufgedreht.
Zitat von berti im Beitrag #107In "Beverly Hills Cop" hat Axel Foley einen Vorgesetzten namens Todd. Da Foley grundsätzlich jede Polizeivorschrift missachtet, ist Todd in seinen beiden Szenen extrem gereizt. Synchronisiert wird er von Herbert Stass, der eigentlich ein völlig anderes Rollenspektrum hatte. Bei Bräutigam heißt es, in seiner Stimme sei oft "etwas Grüblerisches, Zweifelndes, Unsicheres" enthalten gewesen. Schon allein deswegen war er auf (den zusätzlich deutlich jüngeren!) Gilbert R. Hill keine naheliegende Besetzung.
Im selben Film wirkt Norbert Langer für Steven Berkoff ebenfalls erfrischend ungewohnt. Langer in unsympathischen oder negativen Rollen gab es natürlich öfter (siehe z. B. "Marathon-Mann" oder "Familiengrab"), aber dort klang er nicht so kalt und bedrohlich wie hier.
Zitat von fortinbras im Beitrag #187Wolfgang Lukschy mal "ausser Kontrolle" --------------------------------------
Da fällt mir "Das grüne Blut der Dämonen" ein. Am Ende steht Professor Quatermass (Andrew Keir) unter starkem Einfluss der diabolischen Mächte und wird von James Donald (Horst Keitel) wieder "zurückgeholt". Sind nur ein paar Momente, aber da ist er etwas aufgedreht.
Inzwischen sind mir zwei Beispiele wieder eingefallen, die ich vergessen hatte: Jack Hawkins am Ende der "Brücke am Kwai", der verzweifelt schreit ("Ich musste es tun, sonst hätte man sie lebend gefangen genommen! Mir blieb nichts anderes übrig!") und Leo Genn im Finale von "Moby Dick", als der tote Ahab am Körper des Wals hängt und seiner Mannschaft "zuwinkt". Daneben habe ich ihn jetzt auch in "An einem Tag wie jeder andere" als Sprecher von Humphrey Bogart erlebt, wo er gleich mehrere Wutausbrüche hat. Besonders in einer Szene (als sich sein jüngerer Bruder davongemacht hat) verliert er völlig die Beherrschung.
Klaus-Dieter Klebschs Besetzung für Michael Richards in "Seinfeld" ist aus heutiger Sicht ziemlich ungewöhnlich, da wir ihn ja meist als ziemlich dunkel und "soundbett"-artig kennen. Doch in seiner Rolle als Cosmo Kramer klingt er so herrlich kauzig und zuweilen aufgedreht, dass es eine Freude ist. Ob man den Charakter Kramer (oder die gesamte Serie) überhaupt adäquat ins Deutsche übertragen kann, sei mal dahingestellt, aber Klebschs Besetzung macht die Figur für mich nochmal nen Tacken witzger als im Original, gerade weil er relativ weit weg von Richards eigener Stimme ist. In der Folge "Die Herzattacke" aus der zweiten Staffel schlägt Klebsch sogar kurz Eunuchen-Stimmlage an, was man wirklich mal gehört haben sollte - Herrlich, einfach herrlich.
Und dann ein weiteres Beispiel aus dem Bereich langjähriger Serien: Kurt Goldstein musste ja meist immer harte, coole Typen á la Steven Segal sprechen, und drückte in derartigen Rollen auch ordentlich. Bei seinem "Gargamel" in den "Schlümpfen" drückte er dann weniger, und chargierte die ganze Palette an Emotionen durch. Am bemerkenswertesten ist jedoch, dass er m.E. die ganze Rolle anders anlegte - In den normalen Sprechpassagen klingt seine Stimme viel melodiöser, und nicht so rau wie in anderen zeitgenössischen Synchros.
Zitat von Wilkins im Beitrag #190Kurt Goldstein musste ja meist immer harte, coole Typen á la Steven Segal sprechen, und drückte in derartigen Rollen auch ordentlich. Bei seinem "Gargamel" in den "Schlümpfen" drückte er dann weniger, und chargierte die ganze Palette an Emotionen durch. Am bemerkenswertesten ist jedoch, dass er m.E. die ganze Rolle anders anlegte - In den normalen Sprechpassagen klingt seine Stimme viel melodiöser, und nicht so rau wie in anderen zeitgenössischen Synchros.
Zumindest bei Folgen aus den ersten Staffeln existiert auch eine im Auftrag des ZDF Münchner Fassung, die einige Jahre vor der Ausstrahlung auf Tele 5 entstand. Kurt Goldstein war in dieser ebenfalls zu hören. Laut andreas-n (der sagte, er habe einige Folgen noch auf MC) sprach er Gargamel dort vom Tonfall her gleichförmig und durchgehend böse. Vielleicht hatte er dabei eher seinen "typischen" Klang?
fortinbras
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03.07.2013 11:21
#192 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
In "Dreimal Liebe täglich" wird der kleine, gedrungene Reginald Beckwith von Siegmar Schneider gesprochen. Die Figur, Ordinationshelfer Wilderwind, ist ein besserwisserischer, aufgeblasener und dauernd beleidigter Typ, der sich immer wegen allem hintergangen und betrogen fühlt. Später ist er betrunken auch noch zu hören. Die Art der Rolle hätte ich klischeemäßig bei Klaus Miedel oder Gerd Martienzen so erwartet. In manchen Szenen hätte auch Erich Fiedler gepasst. Ich hab nur Schneider bis dato niemals dermaßen durchge- und überdreht gehört!
Hab mir auf Bootleg "Nachts, wenn das Skelett erwacht" gekauft, darauf die spätere Videosynchronisation. Wieder erstaunte mich Joachim Kemmer für Christopher Lee. Klar, Kemmer hat genug harte Kerle gesprochen. Nur ist Lee in einer so eisigen, finsteren Rolle ein ganz anderes Kaliber. Er ist stets beherrscht, geht über Leichen für seine Karriere und ist durch nahezu nichts zu beeindrucken. Kemmer macht hier fast Helmo Kindermann Konkurrenz, dermaßen beherrscht und bedrohlich wirkt er. Schade, dass er Lee nicht öfters sprach!
Zitat von fortinbras im Beitrag #192Nur ist Lee in einer so eisigen, finsteren Rolle ein ganz anderes Kaliber. Er ist stets beherrscht, geht über Leichen für seine Karriere und ist durch nahezu nichts zu beeindrucken. Kemmer macht hier fast Helmo Kindermann Konkurrenz, dermaßen beherrscht und bedrohlich wirkt er.
Diesen Film kenne ich zwar noch nicht, aber deine Beschreibung trifft auch ganz gut auf die Art und Weise zu, wie Joachim Kemmer den "gehörnten König" in "Taran und der Zauberkessel" sprach. Ein deutlicher Kontrast zu seinen übrigen Auftritten bei Disney, in denen er sonst (sowohl bei komischen Rollen als auch als Bösewicht) chargierte.
fortinbras
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03.07.2013 11:58
#195 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
den kannte ich schon viel früher, nur ist sein Wilderwind noch viel aufgedrehter, natürlich auf wesentlich volkstümlichere Art. Meinen geliebten Dr. Seltsam hab ich nicht vergessen!
Kemmer/Taran und der Zauberkessel:
Diesen Film hab ich letztmals vor mindestens 164 Jahren gesehen und kann mich nicht erinnern. Der dämlich betitelte "Skelett"-Film (der bessere VHS-Titel war "Auferstehung des Grauens") ist ein erstaunlich guter, sehr tragischer Horrorfilm und Peter Cushing und Christopher Lee sind durch eine sehr gute Figurenkonstellation noch wirkungsvoller als in vielen anderen Filmen. Schoenfelder gab Cushing zur Rolle passend viel Emotionen und konnte ganz schön verzweifelt sein. Aber Joachim Kemmer stach richtig hervor. Wenn Lee so sinngemäß sagt, wie bedauerlich es wäre, dass Experimente mit lebenden Menschen verboten seien, gruselt einen Kemmers Eiseskälte ähnlich wie bei Lee im Original.