Zitat von Wilkins im Beitrag #190Kurt Goldstein musste ja meist immer harte, coole Typen á la Steven Segal sprechen, und drückte in derartigen Rollen auch ordentlich. Bei seinem "Gargamel" in den "Schlümpfen" drückte er dann weniger, und chargierte die ganze Palette an Emotionen durch. Am bemerkenswertesten ist jedoch, dass er m.E. die ganze Rolle anders anlegte - In den normalen Sprechpassagen klingt seine Stimme viel melodiöser, und nicht so rau wie in anderen zeitgenössischen Synchros.
Zumindest bei Folgen aus den ersten Staffeln existiert auch eine im Auftrag des ZDF Münchner Fassung, die einige Jahre vor der Ausstrahlung auf Tele 5 entstand. Kurt Goldstein war in dieser ebenfalls zu hören. Laut andreas-n (der sagte, er habe einige Folgen noch auf MC) sprach er Gargamel dort vom Tonfall her gleichförmig und durchgehend böse. Vielleicht hatte er dabei eher seinen "typischen" Klang?
Ich habe heute aus der Poirot-Reihe mit David Suchet die spielfilmlange Episode "Der Wachsblumenstrauss" angesehen, produziert 2006, synchronisiert 2012. Alle sind nicht der Meinung, aber ich finde diese für die Dvds gemachten Synchronisationen großteils sehr gelungen und hochwertig gemacht. Mit einer schönen Mischung aus altbekannten und neuen Stimmen. Hubertus von Lerchenfeld machte hierzu die deutsche Fassung, es waren H. G. Panczak, Norbert Gastell, Reinhard Glemnitz und Niels Clausnitzer in kleinen und grösseren Nebenrollen zu hören. Besonders ragte aber Niels Clausnitzer heraus, den ich so noch nie hörte. Seine Figur ist Timothy, der einmal als "Witzfigur eines Ehemanns" bezeichnet wird, was die Sache auf den Punkt bringt. Clausnitzer mal nicht als Charmeur zu hören, war sehr abwechslungsreich und absolut überzeugend. Störrisch, uneinsichtig, geizig, geldgierig, märtyrerhaft leidend, hypochondrisch und ab und an einen Hauch von Despotismus.
Niels Clausnitzer kenne ich bislang in der Tat in keinen solchen Rollen bzw. kaum mit einem abstossenden Charakter. Ausserdem ist es schön, zu hören, dass er somit 2012 wieder mal synchrontechnisch aktiv war!
Klar, Panczak, Gastell, Glemnitz und er sind schon keine No Names, sondern gehören noch zur ersten, bekannteren Garde und Klassikern und es ist schon toll, wenn man sie dann auch noch zusammen hört in der heutigen Zeit; da macht das Gucken bzw. Hören gleich mehr Spass! Wundert mich ein bisschen, dass man hier wieder nach München ging. Die letzten Bearbeitungen fürs Fernsehen mit Ulli Krohm kamen ja aus Hamburg! Ich gehe davon aus, dass diese Synchro bislang auch noch nicht im TV lief.
Den "Wachsblumenstrauß" hat man ja interessanterweise bekanntlich auch mit Margaret Rutherford für Miss Marple verfilmt, obwohl Agatha Christie die Geschichte eigentlich für einen Hercule Poirot-Fall geschrieben hatte!
Wolfgang Kieling als durchgeknallter Hutmacher in Disneys "Alice im Wunderland". Derartig chargierend und "over the top" habe ich ihn vorher und nachher nie wieder gehört.
Die Poirot-Synchros mit Ulrich Frank entstehen in der Tat "direct-to-DVD" und waren bislang noch nicht im TV zu sehen.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #199Wolfgang Kieling als durchgeknallter Hutmacher in Disneys "Alice im Wunderland". Derartig chargierend und "over the top" habe ich ihn vorher und nachher nie wieder gehört.
Zitat von fortinbras im Beitrag #197Störrisch, uneinsichtig, geizig, geldgierig, märtyrerhaft leidend, hypochondrisch und ab und an einen Hauch von Despotismus.
Den "Hauch von Despotismus" und einige cholerische und grobe Anfälle durfte er allerdings auch schon in seinem (am 19. Februar 2012 bereits erwähnten) Auftritt als Zenturio Briseradius in "Asterix - Sieg über Cäsar" zeigen. An einigen Stellen hätte ich ihn normalerweise gar nicht erkannt (bei den jammernden und weinerlichen dagegen natürlich). Leider gibt es auf Youtube derzeit nur diesen beiden kurzen Clips als Beispiele: http://www.youtube.com/watch?v=1hyyg_c5fW4 http://www.youtube.com/watch?v=RbA1-ORGpGE
fortinbras
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09.09.2013 00:11
#202 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
Das Problemchen ist hier wohl, daß ich sicher schon zehn Mal "Asterix und Cleopatra" gesehen habe, aber ansonsten einen weiten Bogen um die gallisch-römischen Abenteuer mache. Wenn auch Clausnitzer mal andere Charakterzüge zeigen kann (er sprach ja sehr wohl auch schon negative Charaktere-Christopher Plummer in "Dreamscape" oder Patrick McGoohan in "Scanners"), war er für mich im "Wachsblumenstrauß" wirklich überraschend, weil man zwar ein wenig über "ihn" schmunzeln kann, aber es ein durchaus unangenehmer und nerviger Zeitgenosse ist. Und so kannte ich Clausnitzer eben nicht bisher, also war's schon eine kleine und sehr angenehmer Überaschung!
Zitat von fortinbras im Beitrag #202Das Problemchen ist hier wohl, daß ich sicher schon zehn Mal "Asterix und Cleopatra" gesehen habe, aber ansonsten einen weiten Bogen um die gallisch-römischen Abenteuer mache.
Das war mir noch in Erinnerung, daher der Hinweis auf seinen dortigen Auftritt. Stefan erwähnte seinerzeit auch ein Programmheft, in dem für diese Rolle noch ein anderer (wahrscheinlich weniger ungewohnter) Sprecher genannt wurde. Leider konnte er sich nicht mehr an den Namen erinnern.
fortinbras
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10.09.2013 23:46
#204 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
In Otto Premingers "Die heilige Johanna" wird Richard Widmark wie des Öfteren synchronisiert von Heinz Drache. Widmark spielt den jungen und den alten Dauphin (übrigens ein großer Bühnenerfolg von Kenneth Williams, der erfolglos versuchte, die Rolle zu ergattern). Der alte ist schon etwas senil und immer noch ein wenig infantil, aber auch etwas majestätisch. Der junge ist quirrlig und etwas infantil. So "clownhaft" und oft fast "kieksend" mit sich überschlagender Stimme, meist sehr hoch und immer wieder mal mit andersartiger Diktion als gewohnt-so habe ich Drache sonst noch nie gehört. Keine Spur von beherrscht, souverän, überlegen oder sarkastischem Unterton.
fortinbras
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25.10.2013 23:15
#205 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
Ich möchte hier keinen weiteren Kandidaten nennen, sondern lieber eine Frage in den Raum stellen:
Kennt jemand eine Synchronrolle von Rolf Mamero, die eigentlich ganz anders ist?
Für mich ist er, unschön ausgedrückt, "Der König der farblosen Synchronsprecher". Bei allen Rollen, die ich bisher von ihm kenne, ist das höchste von mir zu vergebende Kompliment, daß er seinen Zweck erfüllt hat. Mamero hat mich nie beeindruckt, eher hat er tolle Charaktere farbloser gemacht (Patrick McGoohan, Vincent Price, Ferdy Mayne). Was Wolfgang Eichberger zugegebenermaßen berechtigt vorgeworfen wird, nämlich öfters farblos zu sein, trifft meiner Meinung nach auf Mamero deutlich stärker zu. Bei Eichberger fallen mir viele Rollen ein, die deutlich dem Vorwurf widersprechen, bei Mamero nicht. Ich empfand ihn eigentlich selten als wirkliche Bereicherung für ein starkes Ensemble und kann es nachvollziehen, daß er kaum Hauptrollen sprach.
Ich kann mich erinnern, dass er in der "Sesamstraße" häufiger mal dabei war und ziemlich quirlig sprach - jedenfalls habe ich ihn, obwohl mir seine Stimme aus mehreren Hörspielen gut vertraut ist, dort jahrelang nicht erkannt. Allerdings scheint er dort auch keine feste Rolle gehabt zu haben, zumindest zeitweise war er mal dieser Moderator "Robert", wenn ich mich nicht täusche.
Mamero hör ich übrigens sehr gern, kenne ihn aber - wie gesagt - hauptsächlich aus dem Hörspielbereich. In Filmen ist er mir hingegegen bislang eher selten begegnet.
fortinbras
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26.10.2013 12:04
#207 RE: Synchronstimmen, die man eigentlich ganz anders kennt
Danke für dein Statement! Die Sesamstraße habe ich noch nie im Leben gesehen...(unvorstellbar, nicht?). Für Puppen oder in Hörspielen sprechen hat eine ganz eigene Dynamik, die man trotz aller Parallelen eigentlich nicht ganz mit klassischem Synchronisieren vergleichen sollte. Man hat hier (bis zu einem gewissen Grad) doch mehr Freiheiten oder Möglichkeiten, das hat eine andere Dynamik. Mamero war vielleicht als Hörspielsprecher vielseitiger und passender (da kenne ich ihn auch nicht!), aber in der klassischen Film - und Fernsehsynchronisation hinterließ er bei mir einfach keinen bleibenden Eindruck...
Zitat von Lord Peter im Beitrag #199Wolfgang Kieling als durchgeknallter Hutmacher in Disneys "Alice im Wunderland". Derartig chargierend und "over the top" habe ich ihn vorher und nachher nie wieder gehört.
Den Film kenne ich gar nicht (absolut nicht mein Genre), und die Übersetzung scheint mir auch etwas eigenwillig ("Make 'em laugh" = "Mit Humor"?) Okay, aufgedreht ist das zwar, aber zumindest ist Kieling über die volle Laufzeit eindeutig zu erkennen. Als Hutmacher knödelt und brätscht er sich da was zurecht, daß er kaum zu identifizieren ist.
Horst Gentzen wurde oft in komischen Rollen besetzt, in denen er entweder plärrte und wie ein Stimmbrüchiger kiekste (Jerry Lewis, Kermit, etc.) oder einen tuntigen Einschlag hatte ("Diamantenfieber", "Das Böse unter der Sonne"). Vor einiger Zeit schrieb iron, dass Gentzen für Ronald Fraser in "Die Verdammten der blauen Berge" zwischendurch auch mal etwas ernsthafter geklungen habe, so dass er ihn in einem Youtube-Auschnitte einmal "kaum erkennen konnte". Wahrscheinlich meinte er diesen (die Beispiele wären bei 0:48, 01:51 und 07:05): http://www.youtube.com/watch?v=vkSTxJPnToY Bei Roman Polanski in "Tanz der Vampire" hatte er auch einige solche Momente (etwa als Alfred Sarah beschwört, mit ihnen aus dem Schloss zu fliehen), für Peter Lorre als Mr. Moto hielt er sich auch relativ zurück. Kennt jemand noch weitere Rollen, in denen man einen "ernsthaften" und "normalen" Horst Gentzen jenseits des Klischees erleben konnte?
Ich hab ihn schon länger nicht mehr gesehen, aber ich glaube für Gary Raymond in "Blick zurück im Zorn" könnte das zutreffen. Wobei es anfangs auch eine typische Gentzen-Rolle ist. Im Laufe des Films wird sie aber ernsthafter, als Richard Burton immer jähzorniger wird.