Zitat Ich hoffe, diese Folge wurde hier noch nicht genannt: Die Raumschiff-Enterprise-Episode "Amok Time" (das ist der Originaltitel) wurde 1974 zensiert unter dem Titel "Weltraumfieber" vom ZDF herausgebracht. Eigentlich leidet Mr. Spock in dieser Folge unter dem "Pon Farr", dem Fortpflanzungszyklus der Vulkanier. Um das Pon Farr zu beenden, muss er zurück auf seinem Heimatplaneten, den Vulkan. In der deutschen ZDF-Fassung machte man allerdings durch Kürzungen und sinnentstellte Dialoge, einfach eine Weltraumkrankheit daraus und die ganzen Sequenzen auf dem Vulkan wurden zu einem Traum Mr. Spocks gemacht.
In den 90er-Jahren wurde die Folge dann für die Video-Veröffentlichung nachsynchronisiert und die ursprüngliche Handlung weitestgehend wiederhergestellt. Zum Glück besetzte man Herbert Weicker wieder auf Spock. Trotz des Altersunterschiedes passte er immernoch sehr gut!
Die Info ist schon seit einigen Jahren bekannt und so gut wie jeder Trekkie-Fan, der sich auch für die Originalität der ins deutsche übertragenen Serienfolgen interessiert, wird die sehr gut gemachte Seite (Sychronkartei) im Netz kennen und zu schätzen wissen:
Vielleicht ist es einigen schon bekannt: Im Spiegel erschien 1961 ein Artikel über die zensur in deutschen Synchronisation von Louis Malles "Zazie", durch die die unflätigen Kommentare der Titelfigur abgemildert werden sollten.
Dabei wird der Autor des Dialogbuches, Hans F. Wilhelm, mit den Worten zitiert, dass die auf Drängen der FSK erstellte Fassung "nun fast als eine Verfälschung des Originals" bezeichnet werden müsste.
Ein Beispiel, dass in diesem Thread noch nicht genannt wurde, in einigen anderen dagegen schon: 1952 entstand der amerikanische Politthriller "Big Jim McLain" mit John Wayne (zugleich Coproduzent) in der Hauptrolle, der darin einen Untersuchungsbeamten des "Ausschusses für unamerikanische Umtriebe" spielt, der auf der Spur einer kommunistischen Verschwörung ist. In "John Wayne und seine Filme" von Mark Ricci sowie Boris und Sieve Zmijewsky wird dieser Film knapp als "schamlose Selbstverherrlichung in einem ultrareaktionären Hetzfilm auf dem Höhepunkt des McCarthyismus" bezeichnet (S. 164). Als der Film in Deutschland herauskam, gab man ihm den Titel "Marihuana", machte aus der Rolle des "Dukes" einen Drogenfahnder und aus den kommunistischen Verschwörern unpolitische Kriminelle, die Amerika mit Marihuana-Zigaretten überschwemmen. Einen Vergleich der ersten Szene in beiden Versionen gibt es hier: Bachelorarbeit - Thema: Synchron Eine Sprecherliste: John Wayne IV: Marihuana
Mücke schrieb vor einigen Jahren, dass ihm der Film in der deutschen Fassung unterkam, er ihn ohne Vorkenntnisse sah und für einen "nett gemachten" Polizeifilm hielt. Als er später erfuhr, was für eine Haltung im Original propagiert würde, sei er ins Grübeln gekommen, da die Synchro (anders als z. B. bei "Notorious") nicht einfach den McGuffin ändere, sondern dazu führe, dass einem ein Film gefalle, den man normalerweise (aufgrund seiner Gesinnung) "niemals gut finden" würde und so "Stilmittel" der Spannungssteigerung dienten, die im Original "die reinste Propaganda" seien: Alfred Hitchcock - Filme (26) Natürlich ist es möglich, dass die Veränderungen in diesem Fall (wie z. B. bei "Casablanca") durch den amerikanischen Verleih veranlasst wurden.
Wie bereits erwähnt, musste Veit Harlan bei "Anders als du und ich" verschiedene Szenen ändern oder hinzufügen, bevor dieser Film in den deutschen Kinos gezeigt werden durfte. Teilweise gehörten dazu auch Nachsynchronisationen: Große Sprecher in peinlichen Rollen? Bei vielen Filmen kann nicht durchgehend mit Originalton gearbeitet werden, zusätzlich wurde erwähnt, dass in früheren Jahrzehnten auch deutsche Filme komplett synchronisiert wurden. Dann gab es doch sicher noch weitere Fälle, in denen die FSK bei "einheimischen" Werken veränderte Dialoge verlangte und diie man hier nennen könnte?
Zitat von berti im Beitrag #124Wie bereits erwähnt, musste Veit Harlan bei "Anders als du und ich" verschiedene Szenen ändern oder hinzufügen, bevor dieser Film in den deutschen Kinos gezeigt werden durfte.
Besonders ärgerlich daran ist, dass die Zensur später als Rechtfertigung missbraucht wurde, der Film sei in seiner ursprünglichen Fassung nicht homophob oder schwulenfeindlich gewesen.
In der ursprünglichen Fassung wurde die Mutter, die ihren homosexuellen Sohn mit einer Freundin zusammenbringen möchte, zu einer Gefängnisstrafe wegen Kuppelei verurteilt, während der schwule Künstler und "Verführer des Sohnes" unbehelligt bleibt. In der geänderten Fassung wird nun der homosexuelle "Verführer" verhaftet und die Mutter erhält nur eine Strafe auf Bewährung.
Was an der ersten Fassung weniger schwulenfeindlich sein soll als an der zweiten habe ich nie nachvollziehen können. Ich glaube auch nicht, dass der Film jemals etwas anderes wollte als vor den "Gefahren der Homosexualität für die deutsche Jugend" zu warnen. Dass sich die FSK mit ihren abstrusen Änderungsforderungen nicht gerade mit Ruhm bekleckerte, ist freilich auch klar.
Solange der Film nur in der zensierten Form greifbar war, ließ sich natürlich leicht behaupten, er sei ursprünglich nicht disriminierend gewesen. Die einzigen Ansätze in dieser Richtung sehe ich höchstens in Hans Nielsens kurzer Bemerkung gegenüber der Mutter (die später durch den verbal geschwungenen Zeigefinger ins Gegenteil verzerrt wurde) und der Figur eines als verantwortungsbwusst gezeichneten Homosexuellen (Dr. Winklers Anwalt). Aber das gleicht natürlich nicht die diffamierenden Tendenzen (Winklers Darstellung als vampirähnlicher Verführer, die Assoziation von als "entartet" diffamierten Kunst- und Musikrichtungen mit Homosexualität, die Sicht auf diese als "ansteckende" bzw. "heilbare" Krankheit, etc.) aus.
Zitat von berti im Beitrag #126Solange der Film nur in der zensierten Form greifbar war, ließ sich natürlich leicht behaupten, er sei ursprünglich nicht disriminierend gewesen. Die einzigen Ansätze in dieser Richtung sehe ich höchstens in Hans Nielsens kurzer Bemerkung gegenüber der Mutter (die später durch den verbal geschwungenen Zeigefinger ins Gegenteil verzerrt wurde) und der Figur eines als verantwortungsbwusst gezeichneten Homosexuellen (Dr. Winklers Anwalt).
Leider hatte das bei Veit Harlan Methode. In dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß" zeigte er sehr wohl sympathische Juden (er verlieh sogar der Hauptfigur sympathische Züge), in dem anti-tschechischen Film "Die goldene Stadt" gab es nette und freundliche Tschechen, in dem kriegshetzenden Durchhaltefilm "Kolberg" gab es sympathische "Pazifisten". Das ändert nichts an der eindeutigen Tendenz dieser Filme, im Gegenteil, es macht diese Filme fast noch perfider, weil dahinter die Aussage steckt: "Lasst euch nicht von deren Freundlichkeit einlullen, das nimmt ein böses Ende!"
Dass der FSK diese vorhandenen Tendenzen in "Anders als du und ich" (der Titel allein ist nicht unproblematisch) noch zu schwach erschienen (ähnlich übrigens Goebbels, der auch an den Urfassungen von "Jud Süß" oder "Kolberg" Änderungen vornehmen ließ, weil ihm die Erstfassung nicht weit genug ging) und sie deshalb einen dummen Film noch dümmer machten, ändert nichts daran, dass die Intention des Films auch im Ursprung stets die gleiche war.
Erschreckend aber das Muster bei Harlan. Er drehte immer wieder perfide Hetzfilme gegen ohnehin von Justiz und Gesellschaft Verfolgte. Und später behauptete er, andere hätten seine Filme verändert, er habe nie solche Absichten gehegt. Dieses Argument wurde ihm bei der Gerichtsverhandlung zu "Jud Süß" nicht geglaubt. Bei "Anders als du und ich" aber wird immer wieder der FSK der Schwarze Peter zugeschoben.
Dass er bei "Jud Süß" so verfuhr die Hauptfigur auf den ersten Blick weniger abstoßend zu zeichnen, ist mir bekannt. Etwa erklärte er, in seiner Version habe Oppenheimer bei seiner Hinrichtung keineswegs um sein Leben gewinselt, sondern sei mit einem Fluch auf die Württemberger gestorben. Auch wenn dies stimmt (worauf Unterlagen hindeuten), könnte dieses Detail an der Darstellung des Filmes insgesamt natürlich nicht das Geringste ändern.
Zitat von berti im Beitrag #128Dass er bei "Jud Süß" auch so verfuhr, ist mir bekannt. Etwa erklärte er, in seiner Version habe Oppenheimer bei seiner Hinrichtung keineswegs um sein Leben gewinselt, sondern sei mit einem Fluch auf die Württemberger gestorben. Auch wenn dies stimmt (worauf Unterlagen hindeuten), könnte dieses Detail an der Darstellung des Filmes insgesamt natürlich nicht das Geringste ändern.
Ein sehr gutes Beispiel! Auch hier habe ich mich gefragt: Wieso glaubt Harlan, seine Darstellung sei weniger antisemitisch gewesen. Ein Jude, der bei seiner Hinrichtung eiskalt seine Peiniger verflucht, erntet wohl kaum mehr Sympathien als einer, der um sein Leben fleht. Eher ist es umgekehrt. Wieso das Harlan als Verteigung nutzte, entbehrt jeder Logik.
Die FSK scheint aber mit ihrer Schnittfassung von "Anders als du und ich" noch immer sehr zufrieden zu sein. Eine DVD-Veröffentlichung wurde ab "Null Jahren" freigegeben.
In dem für 1961 sehr bemerkenswerten Spielfilm "Der Teufelskreis" geht es um die Erpressung von Homosexuellen. Dirk Bogarde spielt darin einen verheirateten Anwalt, der ein Doppelleben führt. Interessant auch für den komplexen Film, daß die Ehefrau nicht wie damals üblich ein hintergangenes armes Geschöpf war, sondern durchaus von der zweiten Seite ihres Mannes weiß. Bogarde wird auch erpresst und wehr sich dagegen, was ihn (und seine Frau) beruflich und privat ruinieren kann. Eine Schlüsselszene des Filmes ist ein Gespräch zwischen Mann und Frau. Datin qill Sylvia Syms die Wahrheit wissen und Bogarde erzählt ihr, daß seine Zuneigung zu dem jungen Mann so starl war, daß er sich selbst fürchtete. Der Film ist etwas vage darin, ob diese Beziehung platonisch war und die sexuelle Begierde so stark wurde oder ob die Zuneigung so intensiv war, daß Bogarde für den anderen Mann sein Leben aufs Spiel setzen wollte. Jedenfalls sagt er, er habe ihn aufgehört zu treffen, weil er sich vor dem fürchtete, was er tun könnte. Und dann kommt der magische Moment, der die britische und amerikanische Zensur Amok laufen ließ, letztendlich aber im Film blieb (weswegen es in manchen Regionen nur einen Kinostart in gehobenern Häusern gab): Bogarde ruft wütend emotional aus: "Because...I wanted him! I wanted him!"
In der deutschen Fassung blieb der Sinn der Szene zwar erhalten, aber diese für 1961 sehr drastisch-direkte und vor allem sexuelle Begierde einschließende Satzpassage wurde deutlich abgeschwächt in "Ich habe mich vor mir selbst gefürchtet! Vor mir selbst!"
Man merkt hier auch als Nicht-"Profi", daß er im Original etwas anderes sagt. Alles andere im Film, muß man zur Ehrenrettung allerding sagen, wurde sorgfältig und zensurfrei umgesetzt.
Zitat von Serienfan im Beitrag #127Leider hatte das bei Veit Harlan Methode. In dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß" zeigte er sehr wohl sympathische Juden (er verlieh sogar der Hauptfigur sympathische Züge), in dem anti-tschechischen Film "Die goldene Stadt" gab es nette und freundliche Tschechen, in dem kriegshetzenden Durchhaltefilm "Kolberg" gab es sympathische "Pazifisten". Das ändert nichts an der eindeutigen Tendenz dieser Filme, im Gegenteil, es macht diese Filme fast noch perfider, weil dahinter die Aussage steckt: "Lasst euch nicht von deren Freundlichkeit einlullen, das nimmt ein böses Ende!"
Dass der FSK diese vorhandenen Tendenzen in "Anders als du und ich" (der Titel allein ist nicht unproblematisch) noch zu schwach erschienen (ähnlich übrigens Goebbels, der auch an den Urfassungen von "Jud Süß" oder "Kolberg" Änderungen vornehmen ließ, weil ihm die Erstfassung nicht weit genug ging) und sie deshalb einen dummen Film noch dümmer machten, ändert nichts daran, dass die Intention des Films auch im Ursprung stets die gleiche war.
Erschreckend aber das Muster bei Harlan. Er drehte immer wieder perfide Hetzfilme gegen ohnehin von Justiz und Gesellschaft Verfolgte. Und später behauptete er, andere hätten seine Filme verändert, er habe nie solche Absichten gehegt. Dieses Argument wurde ihm bei der Gerichtsverhandlung zu "Jud Süß" nicht geglaubt. Bei "Anders als du und ich" aber wird immer wieder der FSK der Schwarze Peter zugeschoben.
Ich habe mich intensiv mit dem Werk Veit Harlans beschäftigt und möchte einiges dazu anmerken.
Im ganzen "Jud Süß"-Film gibt es keine einzige sympathisch gezeichnete jüdische Figur. Allein die Darstellung von Werner Krauss in fünf verschiedene Rollen jüdischer Menschen ist widerlich in ihrer Bösartigkeit und völligen Überzeichnung. Eine jüdische Frau wird nur halbbekleidet am Fenster gezeigt, um die angebliche Zügellosigkeit der Juden zu symbolisieren. Der Einzug der Juden in das bisher rein deutsche Stuttgart zeigt zerlumpte Menschen von fremdartigem Aussehen und soll ganz offensichtlich Hassgefühle mobilisieren.
Das Charisma des Hauptdarstellers Ferdinand Marian hingegen macht aus der stereotyp antisemitisch gezeichneten Titelfigur einen faszinierenden Charakter, dessen moralische Verkommenheit und skrupellose Handlungsweise (mit dem "Höhepunkt" der Vergewaltigung einer deutschen Frau) jedoch infamerweise als typisch für jüdische Menschen dargestellt werden. Marians "Jud Süß" wirkt dennoch überaus verführerisch und anziehend (ähnlich dem Mephisto in "Faust") aber nicht sympathisch. Es kann als gesichert gelten, dass Ferdinand Marian von seinen weiblichen Fans umfangreiche Fanpost nach diesem Film erhielt, doch dürfte das ausschließlich auf seine schauspielerische Ausstrahlung zurückzuführen sein und nicht darauf, dass dieser Film seine Titelfigur sympathisch erscheinen lassen wollte.
Das lag auch nicht in der Intention dieses Filme, der statt dessen eine unverhohlene Progromstimmung (im Film wird es auch ganz offen ausgesprochen) gegen jüdischen Menschen schüren wollte. Dass der Film von gewissen Kritikern als künstlerisch durchaus anspruchsvoll gelobt wird, läßt die Propagand nur infamer erscheinen. Dick aufgetragene Manipulation erreicht die Seele der Menschen nicht so sehr wie fein dosiertes Gift.
Es gibt in "Kolberg" nur zwei Bürger, die sich dem totalen Durchhaltewillen, der in diesem Film permanent gefordert wird, verweigern: ein wohlhabender Kaufmann, der um sein Vermögen fürchtet sowie ein sensibler Musiker, der sich aufgrund eines Auslandsaufenthaltes als "undeutsch" erweist. Während die anderen tapfer dem "Heldentod" ins Auge sehen, verkriecht er sich und wird getötet, während die anderen überleben. Keiner der Beiden wird sympathisch gezeichnet sondern als Feiglinge und schwache Naturen verächtlich gemacht.
Die Grundtendenz von "Anders als du und ich" ist homosexuellen-feindlich ohne Wenn und Aber. Selbst wenn einzelne Textpassagen zensiert wurden, ändert sich daran nichts. Expressionistische Malerei und atonale Musik werden diffamiert, weil sich "ein normaler Mensch" so etwas nicht "antuen" kann. Natürlich ergötzen sich an so etwas nur "verirrte Geschöpfe". Ein einziger selbstbewußter Homosexueller tritt im ganzen Film auf, und er wird bezeichnderweise auf dem Polizeirevier einem Verhör unterzogen, in dem der Beamte versucht, ihn lächerlich zu machen.
Veit Harlan war ein begabter Regisseur und gerade das macht seine Filme so gefährlich.
Zitat von Flammentanz im Beitrag #131Im ganzen "Jud Süß"-Film gibt es keine einzige sympathisch gezeichnete jüdische Figur. Allein die Darstellung von Werner Krauss in fünf verschiedene Rollen jüdischer Menschen ist widerlich in ihrer Bösartigkeit und völligen Überzeichnung. Eine jüdische Frau wird nur halbbekleidet am Fenster gezeigt, um die angebliche Zügellosigkeit der Juden zu symbolisieren. Der Einzug der Juden in das bisher rein deutsche Stuttgart zeigt zerlumpte Menschen von fremdartigem Aussehen und soll ganz offensichtlich Hassgefühle mobilisieren.
Das Charisma des Hauptdarstellers Ferdinand Marian hingegen macht aus der stereotyp antisemitisch gezeichneten Titelfigur einen faszinierenden Charakter, dessen moralische Verkommenheit und skrupellose Handlungsweise (mit dem "Höhepunkt" der Vergewaltigung einer deutschen Frau) jedoch infamerweise als typisch für jüdische Menschen dargestellt werden. Marians "Jud Süß" wirkt dennoch überaus verführerisch und anziehend (ähnlich dem Mephisto in "Faust") aber nicht sympathisch. Es kann als gesichert gelten, dass Ferdinand Marian von seinen weiblichen Fans umfangreiche Fanpost nach diesem Film erhielt, doch dürfte das ausschließlich auf seine schauspielerische Ausstrahlung zurückzuführen sein und nicht darauf, dass dieser Film seine Titelfigur sympathisch erscheinen lassen wollte.
Das lag auch nicht in der Intention dieses Filme, der statt dessen eine unverhohlene Progromstimmung (im Film wird es auch ganz offen ausgesprochen) gegen jüdischen Menschen schüren wollte. Dass der Film von gewissen Kritikern als künstlerisch durchaus anspruchsvoll gelobt wird, läßt die Propagand nur infamer erscheinen. Dick aufgetragene Manipulation erreicht die Seele der Menschen nicht so sehr wie fein dosiertes Gift.
Die "Arbeitsteilung" bei der Darstellung jüdischer Figuren war natürlich von Goebbels und Harlan gewollt: Krauss sollte den Juden im "Ur-Zustand" (zerlumppt, lebhaft und mit stark jiddischem Einschlag sprechend) geben, Marian dagegen den sich assimiliert und "charmant" gebenden (und betontes Hochdeutsch sprechenden*), auf den ersten Blick nicht immer gefährlich scheinenden, aber gerade dadurch umso "gefährlicheren" Typus darstellen. Beispielhaft ist, dass ihn die naive Dorothea (Kristina Söderbaum) daher während der Kutschenfahrt nicht durchschaut, ihr Verlobter dagegen auf den ersten Blick. Dessen unverschämtes Verhalten und Oppenheimers gefasste Reaktionen wirken isoliert fast sympathieheischend, sind es aber natürlich nicht, da Oppenheimer im weiteren Verlauf als intrigant, sadistisch, etc. gezeichnet wird. So erscheint die ihm entgegengebrachte Feindseligkeit vielmehr als "natürlich" und "angemessen", wie von den Machern beabsichtigt.
*Erst als er vor Gericht und bei seiner Hinrichtung um sein Leben winselt, spricht er mit starkkem jiddischen Akzent und verliert seine zuvor meist zurückhalende Art.
Auch die Überblendung kurz vor der Gerichtsverhandlung ist infam: erst der distinguierte Kavalier in eleganter Kleidung und gleich darauf der zerlumpte, bärtige Mann - also der "Jude in seiner Urgestalt" wie die Propagandisten des Hasses dem deutschen Kinopublikum suggerieren wollten.
Man muß allerdings zugestehen, dass Ferdinand Marian wirklich der einzige Darsteller dieses Filmes ist, der kein Over-Acting betreibt und in der Tat sehr interessant wirkt.
Zitat von Flammentanz im Beitrag #133Auch die Überblendung kurz vor der Gerichtsverhandlung ist infam: erst der distinguierte Kavalier in eleganter Kleidung und gleich darauf der zerlumpte, bärtige Mann - also der "Jude in seiner Urgestalt" wie die Propagandisten des Hasses dem deutsche Kinopublikum suggerieren wollten
...weswegen er zu Beginn des Films auch zuerst in seinem Haus im Frankfurter Ghetto mit Schläfenlocken, Vollbart und Kaftan gezeigt wurde, bevor er sich dieser Dinge entledigte und dadurch "tarnte".
@Flammentanz: Könntest Du Deine Bilder der drei Herren in der Signatur vielleicht etwas verkleinern? Das wäre super, denn sie nehmen doch sehr viel Platz ein.