Konsens ist wohl das Synchronisation damals vor allem "natürlicher", soll heißen "echter, war. Das lag auch zu einem guten Stück daran das man sich mehr Freiheiten in den Dialogen erlauben durfte, mehr Zeit und Geld vorhanden war. Heutzutage gibt es freilich immer noch hervorragende dt. Fassungen, aber durch die schiere Menge, Budget und Zeitgeist ist doch vieles suboptimal. Allerdings kann man wohl sagen sind Synchros heute wohl "näher dran" und teilweise "gründlicher" durch die moderne Technik. Spielerisch haben aber alte Synchros fast immer die Nase vorn. Auch noch in den 90s.
Edit: Mir fällt gerade ein das der analoge Sound auch deutlich zur Natürlichkeit beigetragen hat für mein empfinden. Heute ist alles so kalt und steril.
Ohne das Interview gesehen zu haben, möchte ich noch hervorheben, dass es leicht(er) ist gute Arbeit zu bringen, wenn man gerademal 14 Folgen zu synchronisieren hat und das in mehreren Wochen, als in wenigen Wochen über 200 Folgen und dann, wie ja in der Regel durchaus geschehen, dennoch immer noch gute Arbeit abzuliefern. Wem hier also die Anerkennung gebührt liegt wohl auf der Hand.
PS: @Norbert: Seit wann ist die Tatsache, dass eine Serie in ihrem Ursprungsland gefloppt ist für deutsche Sender ein Grund sie nicht zu kaufen? ARD und ZDF haben damals gefühlt jede Serie gezeigt, die nach 13 Folgen schon wieder abgesetzt worden ist, anstatt von (auch in Deutschland) erfolgreichen Serien mal mehr oder gar annähernd so viel wie im Ursprungsland zu zeigen. Ich glaube "Die Muppet Show" dürfte die erste Serie mit mehr als 26 Folgen gewesen sein, von der sie tatsächlich mal alle Folgen zeigten.
Zitat von Knew-King im Beitrag #196Konsens ist wohl das Synchronisation damals vor allem "natürlicher", soll heißen "echter, war.
Du hast wohl noch nie die Krimiserie DEZERNAT M gesehen? Dort war herzlich wenig natürlich und echt. Im Gegenteil: Die deutsche Bearbeitung war dermaßen schlecht, dass sich Roberto Capelutti regelmäßig darüber lustig gemacht und zur englischen Tonspur geraten hat, sofern man sie empfangen und verstehen kann. In einer Folge sieht man beispielsweise, wie eine Autotür zugeschlagen wird und hört dabei - nichts! Dann nennt sich der von Arnold Marquis gesprochene Lt. Frank Bellinger stets Leutnant. Leutnant ist jedoch ein militärischer Rang und kein Dienstgrad bei der Polizei. Das deutsche Gegenstück zum Lieutnant wäre Komissar oder Inspektor.
Auch bei DIE UNBESTECHLICHEN kann man eindrucksvoll sehen bzw. hören, dass eine alte Synchronisation nicht zwangsweise besser sein muss als eine neue. So gern ich sonst GGH höre, auf Robert Stack hat er eine eher suboptimale Vorstellung abgeliefert. In einer Folge packt Ness einen Informanten recht unsanft am Schlawittchen und knallt ihn mit Schmackes an die Wand. Ein energisches "Raus mit der Sprache!" wäre eigentlich angebracht gewesen, aber von GGH kam nur ein überaus höfliches und dadurch zur Szene eher unpassendes "So, und jetzt will ich was hören." Dann wurde zu allem Überfluss auch noch ein Jungpolizist von Heinz Petruo (!!!) gesprochen, der als Gangsterboss oder Erzähler eine weitaus bessere Figur gemacht hätte. In den Spätsynchronisationen kamen dann Friedrich G. Beckhaus und Detlef Bierstedt zum Zuge, die hervorragend passten.
Zitat Ich selbst war übrigens lange Zeit felsenfest davon überzeugt, dass Festus und Catweazle ein und denselben deutschen Sprecher haben; weder Gerd Duwner noch Hans Hessling würde man wohl zu den beliebigen Sprecher zählen.
Wohl kaum... Das ist dann wohl eher Dein "persönliches" Problem und insofern im Kontext "austauschbarer Stimmen, die nicht wirklich im Gedächtnis bleiben" unangebracht.
Nein, das ist nicht mein persönliches Problem, sondern ein konkretes Beispiel, dass selbst namhafte Sprecher nicht zwingenderweise auch unverwechselbar sind.
Zitat Wenn ich mir's genau überlege, stelle ich nicht selten fest, dass gerade in alten Synchronfassungen ziemlich farblos gesprochen wurde.
Ohne Worte. Wie war das? "Viel ist einfach nur ein persönlicher Eindruck"...
Zitat Dass früher gründlicher synchronisiert wurde als heute, ist ein Märchen, dass wohl von verklärten Nostalgikern in die Welt gesetzt wurde.
Du scheinst das ja sehr genau zu wissen, in diesem Sinne auch hier schönen Dank für Deine "persönliche" Meinung...
Na, dann bring' doch mal konkrete Beispiele, was an den ach so tollen alten Bearbeitungen wirklich gut war. Meistens wurden sie vollkommen oberflächlich eingesprochen, Stimmen passten in keinster Weise zu den Figuren usw.
Was früher besser war als heute: Man traute sich noch, Deutsch zu sprechen. Man denke nur an die zahlreichen deutsch ausgesprochenen Namen in RAUMSCHIFF ENTERPRISE wie Reger, Kang oder Elisabeth. Dafür wurde in einer spät synchronisierten Folge von DIE 2 der deutsche Name "Werner" von einem französischen Nazi-Kollaborateur Englisch ausgesprochen! Wer war da nur für die Bearbeitung zuständig?
Auf Krampf deutsch ausgesprochene Namen sind natürlich Unfug. Ein Name muss auch in der Ausspruche zum kulturellen Ursprung seines Trägers passen.
Wenn bei "Raumschiff Enterprise" eine Figur wie die deutsche Elisabeth ausgesprochen wird, aber keine Deutsche ist, geht das nicht. Da ist es mir lieber, dass Kathryn Janeway englisch bleibt und nicht "Katrin Janeway" wird.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #206Auf Krampf deutsch ausgesprochene Namen sind natürlich Unfug. Ein Name muss auch in der Ausspruche zum kulturellen Ursprung seines Trägers passen.
Nicht unbedingt. In einer deutschen Fassung sollte man schon Deutsch sprechen. Man stelle sich vor, man hätte den deutschen Namen "Reger" wie im Original ausgesprochen - furchtbar! Dafür gibt es aber teilweise den umgekehrten Unsinn, dass Namen deutschen Ursprungs in der deutschen Bearbeitung englischer ausgesprochen werden als im amerikanischen Original, beispielsweise Martha Huber bei den DESPERATE HOUSEWIVES. Wahrscheinlich mangelt es uns Deutschen schlicht an sprachlichem Selbstbewusstsein. Da sind die Franzosen ganz anders - dort wird grundsätzlich so gesprochen wie der Schnabel gewachsen ist.
Nachtrag: Die nationale Herkunft von Elisabeth Dehner wurde in besagter Folge nicht näher erklärt, daher ist die deutsche Aussprache zwar ungewohnt, aber nicht falsch. (Sie könnte ja theoretisch eine Deutsche sein, deren deutscher Name von den Amerikanern englisch ausgesprochen wird.) Mit Sicherheit hat man sich seinerzeit keine solch tiefschürfenden Gedanken gemacht, sondern einfach frei Schnauze synchronisiert.
Synchronisation ist ein, um bei "Raumschiff Enterprise" zu bleiben, Universal-Translator, der uns ermöglicht, Menschen in anderen Kulturkreisen zu verstehen. Die sind aber immer noch in New York, Hongkong, Toulouse verortet.
Dementsprechend haben deutsch ausgesprochene Namen da nichts verloren, da es einfach nichts mit der Realität zu tun hat. So die Figuren nicht explizit Deutsche sind.
In den Sechzigern/Siebzigern war dieses teilweise Eindeutschen von Namen verschiedenen Faktoren geschuldet. Die Welt war ein viel größerer Ort, Kulturkreise waren weniger verschmolzen, sprachliche Grenzen waren nicht offen, sondern streng bewacht. Das Unvermögen mancher Sprecher, (z. B.) englische Namen korrekt auszusprechen, wird auch eine Rolle gespielt haben.
Muss heute alles nicht mehr sein - und soll's auch nicht.
Problematisch wird es, wenn, ich formuliere es mal so, Fehler des Originals ins Deutsche übernommen werden. Nehmen wir einen Namen wie "Thor". Da wage ich einfach mal zu bezweifeln, daß ihn die nordischen Götter mit englischem "th" (tie-äytsch) ausgesprochen hätten. Bei den Amerikanern ist es natürlich "Fohr" (denn die scheren sich einen Dreck darum, wie fremdsprachige Namen ausgesprochen werden). Also macht man in der Synchro den "Thor" zum "Tor"?
Anderes Thema, um auf Enterprise zurück zu kommen, die Namen außerirdischen Rassen (war kurz davor "Alien Rassen" zu schreiben, aber es geht ja hier um die deutsche Sprache). Eine solche Rasse in der deutschen Fassung mit starken amerikanischen Anklang zu sprechen wäre auch daneben. Da hat man sich früher mehr Mühe gegeben, aus den Klingons die Klingonen zu machen, aus den Romulans die Romulaner und aus den Vogonen... gut, das sind die Vogonen, aber das ist auch "Per Anhalter". Heute wird sowas dann doch eher direkt übernommen, oder wie sieht das aus?
Und Voyager ist scheiße, um das an dieser Stelle mal unmißverständlich zum Ausdruck zu bringen!
Zitat von PeeWee im Beitrag #209 Anderes Thema, um auf Enterprise zurück zu kommen, die Namen außerirdischen Rassen (war kurz davor "Alien Rassen" zu schreiben, aber es geht ja hier um die deutsche Sprache). Eine solche Rasse in der deutschen Fassung mit starken amerikanischen Anklang zu sprechen wäre auch daneben. Da hat man sich früher mehr Mühe gegeben, aus den Klingons die Klingonen zu machen, aus den Romulans die Romulaner und aus den Vogonen... gut, das sind die Vogonen, aber das ist auch "Per Anhalter". Heute wird sowas dann doch eher direkt übernommen, oder wie sieht das aus?
Ja, häufig. Leider. Ich erinne mich an die Star Wars Prequels, wo viele neue(re) Begriffe englisch geblieben oder englisch ausgesprochen wurden. Sogar "Count Dooku" blieb englisch. *schüttel*