Aus aktuellem, traurigen Anlass möchte ich Wolfgang ziffer auf David Ladd erwähnen, als skrupelloser Drogenboss in die "Wildgänse kommen". Ich kann mich an keine Rolle erinnern, in der ich ihn jemals zuvor so kalt und hart gehört hätte - so weinerlich hingegen (als Roger Moore ihn zwingt das Rauschgift runter zu schlucken) sicher schon öfter.
Das Siegfried Schürenberg im Synchronatelier ein unglaublich wandlungsfähiger Schauspieler war, hat er zwar unzählige Male unter Beweis gestellt, aber sein Auftritt in Sieben gegen Chicago hat mich trotzdem unglaublich überrascht.
Die meisten seiner Synchronrollen haben obgleich ihrer Vielfältigkeit meistens eines gemeinsam: sie sind selbstbewusst und entschlossen in ihrem Handeln.
Umso erstaunlicher ist es, ihn hier in der Rolle eines ängstlichen Architekten zu hören, der zuweilen stottert. So unterwürfig habe ich Schürenberg noch nie erlebt. Eine sehr schöne Arbeit!
Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #288Umso erstaunlicher ist es, ihn hier in der Rolle eines ängstlichen Architekten zu hören, der zuweilen stottert. So unterwürfig habe ich Schürenberg noch nie erlebt.
Dann kennst du vermutlich nicht Hitchcocks "Mann, der zuviel wusste", in dem Drayton (Bernard Miles) in einer Szene vom Botschafter zusammengestaucht wird?
Die letzte Sichtung liegt schon einige Jahre zurück, irgendwie war mir Schürenbergs eiskalte und erbarmungslose Seite dort stärker in erinnerung geblieben. Aber du hast natürlich recht, in der Szene mit dem Botschafter war Schürenberg auch sehr ängstlich und unterwürfig, das hatte ich irgendwie aus meiner Erinnerung verdrängt. Ich muss den Film unbedingt mal wieder schauen.(:
Und seine Rolle als tattrig-seniler Pfarrer in "Der Hund von Baskerville" (1959) ist auch ein schönes Beispiel, wie er (zwar nicht ängstlich) mit fisteliger Stimme plappert.
Keine Synchronarbeit, aber ein Hörspiel mit Synchronsprechern: "Gefahr ist mein Geschäft". Kurt Kachlicki kennt man eher als Schnatterschnauze mit ewig junger Stimme (alt wurde er ja leider nicht) - hier darf er mal seine Stimme nach unten drücken (wusste gar nicht, dass er so weit runter kam) und schlecht gelaunt knurren. Überraschenderweise funktioniert es, ohne albern zu wirken. Alberne bzw. heitere Rollen waren auch die Spezialität von Peter Dommisch. Dass er hier mal den nervösen, schießfreudigen Killer geben durfte (ohne dabei seine Stimme zu verändern), bestärkt mich in der Gewissheit, dass er reduziert auf seine komischen Qualitäten gnadenlos unterschätzt wurde.
Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #290Die letzte Sichtung liegt schon einige Jahre zurück, irgendwie war mir Schürenbergs eiskalte und erbarmungslose Seite dort stärker in erinnerung geblieben. Aber du hast natürlich recht, in der Szene mit dem Botschafter war Schürenberg auch sehr ängstlich und unterwürfig, das hatte ich irgendwie aus meiner Erinnerung verdrängt. Ich muss den Film unbedingt mal wieder schauen.(:
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #291Und seine Rolle als tattrig-seniler Pfarrer in "Der Hund von Baskerville" (1959) ist auch ein schönes Beispiel, wie er (zwar nicht ängstlich) mit fisteliger Stimme plappert.
Sicher, wobei die infantile Note, die der Figur durch seinen Tonfall (und manche Dialoge) verliehen wird, eher peinlich ist.
Engelbert von Nordhausen wird ja öfter eine gewisse Ähnlichkeit mit Heinz Petruo nachgesagt (z. B. hier) - wobei man sich gewiss darüber streiten kann, inwiefern dies der Fall ist. Bisher habe ich ihn jedenfalls hauptsächlich in relativ warmer Stimmlage und in coolen, quirligen Rollen à la Samuel L. Jackson oder komödiantischen Rollen erlebt.
Was mich in dem Zusammenhang interessieren würde: War Nordhausen eigentlich jemals so kalt, hinterlistig und "metallisch" zu hören, dass er überhaupt zu Petruo gepasst hätte? Mir fällt auf Anhieb tatsächlich keine Rolle von ihm ein, bei der dies bisher der Fall war.
Mhhm mir wäre keine bekannt...aber gut wieviele coole oder quirlige Rollen sind von Heinz Petruo bekannt?
EvN hat mE tatsächlich eine gewisse stimmliche Nähe zu Petruo aber der wesentliche Unterschied liegt - wie so oft - in der Diktion und der sprachlichen Wirkungsweise. Bei EvN schwingt für mich immer so eine leicht Kauzigkeit mit, die ihn wesentlich "bodenständiger" wirken lässt, als den eher schneidend und geradeaus sprechende Petruo. Ich finde auch dass EvN viel modulationsreicher spricht, Petruo bleibt/blieb eher distanziert und gefasst.
Bei komödiantischen Rollen von Heinz Petruo fallen mir u.a. Dr. Seward (Harvey Korman) in "Dracula - Tod aber Glücklich" und das Dampfwalzenopfer (Carmen Filpi) in "Beetlejuice" ein.
EvN klingt deutlich schwerer - für Spencer war er keine Idealwahl, aber es ging gerade noch so. Petruo wäre da undenkbar gewesen. Und dass Petruo weniger modulationsreich gewesen wäre, ist ein ungerechtes Urteil - er hat nur so selten Chancen bekommen. "Die Ohrfeige" und "Tron" sind da Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Und schlitzohrig konnte er weiß Gott auch klingen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #299Und dass Petruo weniger modulationsreich gewesen wäre, ist ein ungerechtes Urteil - er hat nur so selten Chancen bekommen. "Die Ohrfeige" und "Tron" sind da Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Und schlitzohrig konnte er weiß Gott auch klingen.
Gut mit "modulationsreich" wollte ich eher ausdrücken, dass EvN wesentlich agiler und ja "lockerer" klang und Petruo keinesfalls mutwillig seine Wandlungsfähigkeit absprechen. Aber ja - um nochmal in diese Kerbe zu schlagen - ich muss voll und ehrlich zugeben, dass ich ihm rein von seinem Stimm- und Besetzungsprofil solche Rollen eher weniger zugetraut hätte, als anderen. Dafür war er zu selten (bzw. ich habe ihn in solchen Rollen bewusst noch nie gehört) auf solchen zu hören oder bekam nie die Chance dazu. Ist ähnlich wie Norbert Langer, über den ich vor einiger Zeit schrieb, dass ich ihn mir beim besten Willen nicht für Sean Bean als Boromir in Herr der Ringe vorstellen könnte - einfach nur weil ich ihn noch nie in einer solchen "heroischen Anführerolle" gehört habe, auch in jüngeren Jahren nicht. Da fehlt mir einfach die Referenz.
Dass es manchmal auch für einen Sprecher sehr ansprechend sein kann aus seinem Klischeearrest auszubrechen und sich von einer ganz anderen Seite zu zeigen, beweist Wolfgang Condrus in Oldboy. Auch Condrus ist jemand, den ich bis zur Sichtung des Films auch eher auf nüchternen oder monotonen Rollen gesehen hatte. Klar, in jüngeren Jahren durfte er sich auch von seiner verschmitzteren und charmanteren Seite zeigen (bspw. Der Stoff aus dem die Helden sind) aber meist kenne ich ihn aus sachlichen oder rechtschaffenden Rollen. Zurückhaltend, distanziert, wenig humoristisch, gar mahnend und meist immer gefasst. In Oldboy erlebte ich dann einen ganz anderen Condrus, einen schreienden, verzweifelten, dem Wahnsinn nahen und rachsüchtigen - insbesondere einen mit einem sehr großen Gespür für Zwischentöne und Nuancen. So agil und gebrochen hatte ich ihn bis dato auch noch nie gehrört, und ehrlich gesagt: wenn ich der Regisseur des Films gewesen wäre, aus dem Stand heraus wäre mir Condrus nie für die Rolle in den Sinn gekommen...