Dustin Hoffman – Sigmar Solbach Immer wenn ich Solbach höre, finde ich, dass er in etwa einen ähnlichen Duktus und eine ähnliche Stimmlage wie Manfred Schott hat, nicht identisch, aber die "wirkende Richtung" stimmt. Jetzt ist es sowieso zu spät, aber man hätte das in den 80ern durchaus mal in Erwägung ziehen können. Kerzel finde ich – so schwer es mir fällt das über ihn zu sagen – auf Hoffman eher suboptimal besetzt. Er klingt mir schlicht zu stählern, zu autoritär und vor allem zu alt (auch wenn er sogar 4 Jahre jünger war, aber viel älter klang) und lässt ihn eher wie einen barschen Armygeneral herüberkommen. Solbach besitzt halt diese schotttypische Coolness, die ich bei Kerzel vermisse.
Orson Welles dürfte so ziemlich jede sonore Donnerstimme bekommen haben, die in der jeweiligen Synchrongeneration (eine Menge seiner Filme wurden ja verspätet synchronisiert) zu bekommen waren. Aber einer fehlt seltsamerweise in der Liste: Gert Günther Hoffmann. Okay, der hat so viele abgefasst, dass Welles nicht auch noch nötig war. Aber gepasst hätte er meiner Meinung nach zum jungen Welles verdammt gut. Und bei aller Wertschätzung für Nielsen und seine Leistung - als "Citizen Kane" wäre er für mich die Idealbesetzung gewesen, da (gerade 1961) als blutjunger Kane/Welles seine leichtfüßige Stimme mit dem spitzbübischen Augenzwinkern perfekt war und er als gealterter Kane bestimmt schon sein schlecht gelauntes Grummeln späterer Filme hätte vorausnehmen können (es gibt Filme, die zeigen, dass er bereits so tief kam). (Das Ganze dann vielleicht noch im Verein mit Horst Niendorf statt Pasetti für Cotten - aber diese Kombi gab es ja tatsächlich ...)
Hätte GGH für dich hier sogar Vorrang gegenüber Wolfgang Kieling, von dem du früher mal bedauert hast, dass er Orson Welles nie synchronisierte? Denn ein "spitzbübisches Augenzwinkern" hatte Kieling bekanntlich auch in der Stimme, und Grummeln konnte er ebenfalls.
In seinem letzten MP-Interview hat ja Benjamin Völz Interesse an der Rolle bekundet, bzw. gesagt, er würde sie sich zutrauen. Könntest du ihn dir denn in einer jetzigen Neusynchro oder in einer aus den letzten zwei Jahrzehnten auch vorstellen?
Klingt mir persönlich viiiiel zu schlank für Welles. Aber generell kann ich mir bei allen Fehlern der 60er-Synchro keine Neusynchro vorstellen - das passt für mich mit keiner modernen Stimme zusammen. GGH hätte ich (in dieser Rolle!) übrigens tatsächlich Kieling (leicht) vorgezogen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #349Orson Welles dürfte so ziemlich jede sonore Donnerstimme bekommen haben, die in der jeweiligen Synchrongeneration (eine Menge seiner Filme wurden ja verspätet synchronisiert) zu bekommen waren. Aber einer fehlt seltsamerweise in der Liste: Gert Günther Hoffmann.
Der Begriff "Donnerstimme" kommt mir in Bezug auf GGH (oder auch Wolfgang Kieling) seltsam vor, obwohl beide rollenbezogen überzeugend laut werden konnten. Bei einer "Donnerstimme" denke ich eher an Leute wie Eduard Wandrey, Werner Lieven, Martin Hirthe, Hans Wiegner, Benno Hoffmann, Wolf Ackva, Arnold Marquis oder Wolfgang Hess. Und Claus Biederstaedt kam (wenn man von einem Erzählpart absieht) auch nie zum Zuge. Über ihn als mögliche Stimme in einer Alternativ-Synchro von "Citizen Kane" hatten wir vor vielen Jahren bei zwei Gelegenheiten diskutiert (du warst beide Male aus unterschiedlichen Gründen skeptisch). Biederstaedt wäre für mich auch keine "Donnerstimme", aber GGH und Kieling vom Typ her ähnlich (weshalb es auch bei den Besetzungen Überschneidungen gab).
Merkwürdig, ganz ähnlich hatte ich im Faden Größte Fehlbesetzungen! (rein subjektiv gesehen) (52) mit den selben Sprechernamen deiner Ansicht (denen du noch einige hinzugefügt hast) entgegengehalten, Wolfgang Kieling hätte eine schwere Stimme gehabt, zu wuchtig für Mel Ferrer. Für mich ist Donnerstimme eigentlich nur eine Umschreibung von " stimmlich wuchtig".
Da Mel Ferrer extrem hager war, passte Wolfgang Kielings kräftiges Organ für mich nicht so recht, ohne dass ich deswegen von einer "Donnerstimme" sprechen würde. Das wäre für mich eher jemand, der richtig "losdonnert", ob nun kratzig (Hess, Wandrey) oder schneidend und metallisch (Hirthe, Lieven, Ackva), während Kieling eigentlich immer eine gewisse Geschmeidigkeit in der Stimme hatte. Daneben entstand die Synchro von "Citizen Kane" etwa 15 Jahre vor der des "Netzes"; um 1960 klang Kieling noch nicht so schwer wie in späteren Jahren.
Hast du es mit deinem Posting nach über zehn Jahren (bzw. auf Seite 1) einen neuen Versuch gestartet, ein Feedback auf deine Idee zu bekommen?
Um ehrlich zu sein, kann ich mir nicht so recht vorstellen und zwar nicht nur, weil mir gleich die Assoziation mit harrison Ford in den Sinn käme. Mir fehlt in seiner Stimme das "gewisse Etwas" womit Klaus Kindler und seine Nachfolger so gut auf Eastwood funktioniert haben.
@berti: Ich teile deinen Eindruck vollkommen, dass Kieling immer etwas Geschmeidiges in der Stimme hatte. Eben das ging imho. gedanklich eben nicht mit Zuschreibungen wie "schwer", oder gar "wuchtig" zusammen...
Eigentlich dachte ich über eine zeitgleiche berliner Alternativsynchro des "Maltese Falcon" nach und da passt er gar nicht rein, aber plötzlich kam mir Uwe Friedrichsen für Humphrey Bogart in den Sinn. Weit weg von all seinen Stammsprechern, aber sehr nach dran an seiner Originalstimme und noch viel näher an seinem schnoddrigen Duktus, wäre er (hätte man nicht ohnehin Joachim Kemmer gehabt) 10 Jahre später die perfekte Besetzung für Bogey gewesen.